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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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eine süße und besonders saftige Zitrone, die ich in Media gefunden habe — eine rotgelbe Zitrone, ist das nicht seltsam? Eigentlich müßte man sie in Italien anbauen können; sie mag trockene Sommer und trägt im Winter Früchte.
    Doch ich sollte zur Sache kommen und Dir sagen, warum ich diesen Brief schreibe. Du bist ein feinsinniger und kluger Mann, Caesar, und es ist mir nicht entgangen, daß Du im Senat immer für mich das Wort ergriffen hast. Mit gutem Erfolgg: Die Piraten sind besiegt. Ich denke, ich bleibe noch zwei Jahre hier im Osten und lasse mich genau zu dem Zeitpunkt wieder zu Hause blicken, wo Deine Zeit als Prätor um ist — falls Du Sullas neues Gesetz ausnutzt, das es Patriziern erlaubt, sich zwei Jahre früher um das Amt zu bewerben.
    Es gehört zu meiner politischen Taktik, bis zu meiner Rückkehr zumindest einen Volkstribun in meinem römischen Lager zu haben. Als nächster ist Titus Labienus an der Reihe, und ich weiß, daß Du ihn kennst, denn vor zehn, zwölf Jahren gehörtet Ihr beide zum Stab des Vatia Isauricus in Cilicia. Ein guter Mann, stammt aus Cingulum (wo auch ich herkomme). Und raffiniert obendrein. Er hat mir erzählt, daß Ihr Euch gut vertragen habt. Ich weiß, daß Du kein Magistrat hast, aber vielleicht kannst Du Titus Labienus hin und wieder unter die Arme greifen. Oder er Dir, je nachdem. Ich habe mit ihm über alles gesprochen. Und im Jahr danach — das müßte das Jahr sein, in dem Du Prätor bist — wird Mucias jüngerer Bruder Metellus Nepos mein Mann sein. Ich müßte kurz nach Ablauf seiner Amtszeit zurückkehren, aber das ist nicht sicher.
    Ich möchte Dich bitten, Caesar, Dich ein bißchen um mich und die Meinen zu kümmern. Du wirst es weit bringen, auch wenn ich Dir nicht viel von der Welt übriggelassen habe! Ich habe nie vergessen, daß Du mir gezeigt hast, wie man Konsul werden kann. Den korrupten alten Philippus durfte ich ja nicht belästigen.
    Dein Freund aus Mitylene, Aulus Gabinius, läßt Dich wärmstens grüßen.
    Das Wichtigste zuletzt: Ich bitte Dich um Hilfe bei der Beschaffung von Land für meine Soldaten. Für Labienus kommt die Aufgabe zu früh, Nepos wird sich darum kümmern müssen. Ich schicke ihn rechtzeitig vor den nächsten Wahlen nach Hause. Schade, daß Du noch nicht Konsul sein kannst, wenn der Kampf um mein Land so richtig losgeht. Vielleicht zieht es sich so lange hin, bis Du designierter Konsul bist. Dann könntest Du mir eine große Hilfe sein. Es wird ein hartes Stück Arbeit werden.
    Caesar legte den langen Brief zur Seite und stützte das Kinn auf die Hand. Er mußte nachdenken. Pompeius’ schlichte Prosa mit ihren beiläufigen Seitenhieben gefiel ihm, und wenn sie noch so naiv klang; sie ließ Magnus auf eine Weise plastisch vor ihm erstehen, wie die polierten Reden, die Varro einst für Pompeius’ Pflichtauftritte im Senat verfaßte, es nie vermocht hatten.
    Als er Pompeius kennengelernt hatte, an jenem denkwürdigen Tag im Hause seiner Tante Julia, an dem Pompeius um die Hand von Mucia Tertia angehalten hatte, war Caesar ihm sehr ablehnend gegenübergestanden. Und wahrscheinlich würde er den Mann nie richtig gernhaben. Die Jahre hatten seine Gefühle jedoch ein wenig erwärmt, inzwischen überwog das Wohlwollen die Abneigung. Seine Eitelkeit und das polterige Auftreten waren natürlich ebenso unverzeihlich wie seine offenkundige Mißachtung der Gesetze. Trotzdem war er ein hochbegabter und fähiger Mann. Er hatte sich nicht viele Fehltritte geleistet, und je älter er wurde, desto sicherer wurde er in seinem Handeln. Crassus haßte ihn natürlich, und das brachte Schwierigkeiten mit sich. Caesar mußte versuchen, zwischen diesen beiden seinen Kurs zu steuern.
    Titus Labienus. Ein grausamer, ungehobelter Kerl. Groß, muskulös, gelocktes Haar, Hakennase, blitzende schwarze Augen. Auf jedem Pferderücken zu Hause. Und was seine Herkunft betraf, so bereitete sie nicht nur Caesar Kopfzerbrechen; selbst Pompeius hatte einmal die Vermutung geäußert, Mormolyce habe das Neugeborene aus der Krippe genommen und der Mutter ihr eigenes Kind untergeschoben, um es als Erben des Titus Labienus aufwachsen zu lassen. Interessant, daß Labienus Pompeius mitgeteilt hatte, wie gut er damals mit Caesar ausgekommen sei. Und es stimmte ja auch. Als leidenschaftliche Reiter waren sie manches Mal gemeinsam über das Land um Tarsus galoppiert und hatten lange Diskussionen über die Rolle der Reiterei bei einer Schlacht geführt. Aber Caesar war

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