MoR 04 - Caesars Frauen
Seeräubernester ausgehoben hat, waren nicht einmal Afranius und Petreius dabei, auch wenn er sie später noch einschleusen konnte, als es gegen die beiden Könige ging. So wie auch Lollius Palicanus und Aulus Gabinius. Vergiß nicht, daß mein Zensus nicht für den Senat gereicht hat, deshalb konnte ich auch nicht als Quästor kandidieren. Ein armer Mann muß Volkstribun werden und vor dem nächsten Zensus genug Geld zusammengekratzt haben, um in den Senat zu kommen«, sagte Labienus verbittert.
»Ich dachte immer, Magnus wäre so großzügig. Hat er dir keine Hilfe angeboten?«
»Seine Großzügigkeit spart er sich für diejenigen auf, die wichtige Dinge für ihn tun können. In seinen Plänen war ich höchstens ein Versprechen.«
»Und nicht einmal ein besonders großes, wenn außer den Insignien des Triumphes nichts für den Tribun Labienus vorgesehen ist.«
»So ist es.«
Caesar seufzte und streckte die Beine aus. »Ich nehme an«, sagte er, »daß du dir in deinem Jahr im Kollegium gern einen Namen machen würdest.«
»Sehr gern.«
»Es ist lange her, daß wir als junge Militärtribunen unter Vatia Isauricus Dienst getan haben, und es tut mir leid, daß das Leben in all den Jahren nicht freundlicher zu dir gewesen ist. Leider gestattet es mir meine finanzielle Lage nicht, dir einen Kredit zu geben, und ich kann verstehen, daß du dich mir nicht als Klient anschließen willst. Aber in vier Jahren bin ich Konsul, Titus Labienus, also werde ich in fünf Jahren eine Provinz übernehmen. Ich habe nicht die Absicht, ein zahmer Statthalter in einer zahmen Provinz zu sein. Wo immer ich hingehen werde, wird es viel militärische Arbeit zu leisten geben, deshalb brauche ich ein paar erstklassige Männer, die mir als Legaten dienen. Und vor allem brauche ich einen Legaten mit dem Status eines Proprätors, der für mich auch einmal einen Feldzug auf eigene Faust durchführt. Was ich von dir im Gedächtnis behalten habe, Titus Labienus, ist dein strategischer Verstand. Deshalb möchte ich jetzt und hier ein Abkommen mit dir schließen. Paragraph eins: Ich werde während deiner Amtszeit als Volkstribun eine Aufgabe für dich finden, mit der du dir einen Namen machen kannst. Paragraph zwei: Wenn ich als Prokonsul in meine Provinz gehe, wirst du mich als Erster Legat mit proprätorialem Status begleiten«, sagte Caesar.
Labienus atmete tief durch. »Was ich von dir im Gedächtnis behalten habe, Caesar, ist dein strategischer Verstand. Seltsam! Mucia hat gesagt, man müsse dich beobachten. Ich hatte den Eindruck, daß sie von dir mit größerem Respekt spricht als von Magnus.«
»Mucia?«
Die schwarzen Augen blickten ruhig. »Ja.«
»Siehe da! Wie viele Leute wissen davon?« fragte Caesar.
»Niemand, will ich hoffen.«
»Hat er sie nicht in seiner Festung eingeschlossen, während er fort ist? Sonst hat er das immer getan.«
»Sie ist kein kleines Mädchen mehr, falls sie das je war«, sagte Titus Labienus, und jetzt funkelten seine Augen wieder. »Sie ist wie ich, sie hatte ein hartes Leben. Ein hartes Leben ist ein guter Lehrer. Wir sind gewohnt, Mittel und Wege zu finden.«
»Wenn du sie siehst, kannst du ihr bestellen, daß ihr Geheimnis bei mir gut aufgehoben ist«, erwiderte Caesar lächelnd. »Und sollte Magnus dahinterkommen, hast du von der Seite ohnehin keine Hilfe mehr zu erwarten. Also sag, interessiert dich mein Angebot?«
»Aber ja.«
Nachdem Labienus gegangen war, blieb Caesar noch eine Weile reglos sitzen. Mucia Tertia hatte also einen Liebhaber, und sie hatte Picenum nicht einmal verlassen müssen, um ihn zu finden. Was für eine ungewöhnliche Wahl! Er konnte sich keine drei unterschiedlicheren Männer vorstellen als den jungen Marius, Pompeius Magnus und Titus Labienus. Eine experimentierfreudige Dame. Ob Labienus ihr wohl besser gefiel als die beiden anderen? Oder war er nur eine Abwechslung im Einerlei des Alleinseins? Große Auswahl hatte sie ja nicht.
Mit Sicherheit würde Pompeius dahinterkommen. Liebende wähnten sich immer unbeobachtet, aber wenn sich ihr Verhältnis in Picenum abspielte, konnte es gar nicht unentdeckt bleiben. In Pompeius’ Brief gab es keinen Hinweis darauf, daß es ihm schon jemand hinterbracht hatte, aber es war nur eine Frage der Zeit. Und dann würde Titus Labienus auf all das verzichten müssen, was er vielleicht von Pompeius bekommen hätte, auch wenn er sich ohnehin keine allzu großen Hoffnungen mehr auf Pompeius’ Gunst zu machen schien. Vielleicht speiste
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