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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nie richtig warm mit ihm geworden, trotz der unbestreitbaren Talente dieses Mannes. Labienus war jemand, dessen man sich bediente, ohne ihm wirklich zu trauen.
    Caesar konnte gut verstehen, warum Pompeius die Rolle des Labienus als Volkstribun so viel Unbehagen verursachte, daß er ihn, Caesar, um Unterstützung gebeten hatte. Das neue Gremium war eine besonders eigentümliche Mischung aus unabhängigen Individuen; womöglich würden sie zehn verschiedene Strategien verfolgen und sich ständig gegenseitig mit Vetos blockieren. Aber einen Fehler hatte Pompeius gemacht: Wenn Caesar die ihm gefügigen Volkstribunen zusammengestellt hätte, dann hätte er Labienus für das Jahr aufgespart, in dem es um den Anspruch auf Ländereien für die Veteranen gehen sollte. Nach allem, was er von Metellus Nepos wußte, war dieser Mann ein echter Caecilianer — ihm fehlte es an der nötigen Härte. Für eine solche Aufgabe wäre ein temperamentvoller Picentiner ohne Herkunft und Ziel der geeignetere Mann.
    Mucia Tertia. Witwe des jungen Marius, Ehefrau von Pompeius dem Großen. Mutter von Pompeius’ Kindern — einem Mädchen und zwei Jungen. Warum hatte er sich eigentlich noch nicht mit ihr befaßt? Vielleicht ging es ihm mit ihr genauso, wie es ihm mit Bibulus’ Frau Domitia gegangen war — die Aussicht darauf, Pompeius Hörner aufzusetzen, war so verlockend, daß er den Akt an sich immer wieder hinauszögerte. Bei Domitia (der Cousine von Catos Schwager Ahenobarbus) war er inzwischen zur Tat geschritten, auch wenn Bibulus noch nichts davon wußte. Er würde es erfahren! Was für ein Spaß! Aber wollte er Pompeius denn wirklich so sehr verletzen? Vielleicht würde er Pompeius noch brauchen, so wie Pompeius ihn jetzt brauchte. Wirklich jammerschade! Von allen Frauen auf seiner Liste gefiel ihm Mucia Tertia am besten. Und daß auch sie ein Auge auf ihn geworfen hatte, wußte er seit Jahren. Aber... war es den Einsatz wert? Nein. Wahrscheinlich nicht. Mit leisem Bedauern strich Caesar Mucia Tertia im Geiste von seiner Liste.
    Und das sollte sich bald als klug erweisen. Als das Jahr zur Neige ging, kehrte Labienus von seinen Besitzungen in Picenum zurück und zog in ein bescheidenes Haus, das er kürzlich auf dem Palatium gekauft hatte, auf der spärlich besiedelten und wenig vornehmen Seite des Palatin. Gleich am nächsten Tag kam er zu Caesar herunter, gerade spät genug, um keinen der Männer, die sich noch in Aurelias Wohnung aufhielten, auf die Idee zu bringen, er sei auch einer von Caesars Klienten.
    »Laß uns nicht hier reden, Titus Labienus«, sagte Caesar und zog ihn zur Tür. »Ich habe weiter oben in der Straße noch eine Wohnung.«
    »Es ist hübsch hier«, sagte Labienus, nachdem er es sich in einem Sessel gemütlich gemacht hatte, ein Glas leicht verdünnten Wein neben sich.
    »Und wesentlich ruhiger«, sagte Caesar und nahm in einem anderen Sessel Platz, aber nicht hinter seinem Schreibtisch; der Mann sollte nicht den Eindruck haben, als stünden Geschäfte auf der Tagesordnung. »Es würde mich interessieren«, sagte er nach einem Schluck Wasser, »warum Pompeius dich nicht für das übernächste Jahr aufgespart hat.«
    »Er hatte nicht vorgehabt, so lange im Osten zu bleiben«, antwortete Labienus. »Er wollte bis zum nächsten Frühling zurück sein, aber dann ist ihm das Judenproblem in Syrien dazwischengekommen. Stand das nicht in seinem Brief?«
    Labienus wußte also von dem Brief. Caesar lächelte. »Du kennst ihn mindestens so gut wie ich, Labienus: Er hat mich gebeten, dir alle nur mögliche Hilfe zu geben, und er mir auch von seinen Schwierigkeiten mit den Juden erzählt. Aber er hat nichts davon gesagt, daß er eigentlich vorgehabt hatte, früher zurückzukommen.«
    Die schwarzen Augen seines Gegenübers funkelten, aber durchaus nicht amüsiert; Labienus hatte nicht viel Sinn für Humor.
    »Nun, das ist es, das ist der Grund. Statt eines glänzenden Tribunals erwartet mich allenfalls die Aufgabe, ein Gesetz durchzubringen, das es Pompeius erlaubt, bei den Spielen die Insignien des Triumphes zu tragen.«
    »Mit oder ohne minium im Gesicht?«
    Labienus lachte kurz auf. »Du kennst Magnus, Caesar. Minium würde er nicht einmal während seines Triumphzugs tragen.«
    Caesar fing an, die Situation ein bißchen besser zu verstehen. »Bist du Magnus’ Klient?« wollte er wissen.
    »Ja sicher. Welcher Mann aus Picenum wäre das nicht?«
    »Und doch bist du nicht mit ihm nach Osten gegangen?«
    »Als er die

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