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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sich der Reiz, den Mucia Tertia auf ihn ausübte, aus dieser Enttäuschung. Durchaus möglich.
    Aber das alles war gar nicht so wichtig; es beschäftigte Caesar viel mehr, wie er Titus Labienus ein denkwürdiges Jahr als Volkstribun verschaffen sollte. Im gegenwärtigen Klima politischer Trägheit und mangelnder Inspiration der kurulischen Magistrate war das ein schwieriges, wenn nicht gar aussichtsloses Unterfangen. So ziemlich das einzige, was diese Schlafmützen auf Trab bringen würde, wäre eine radikale Reform des Bodenrechts, die es dem Staat erlauben würde, jeden Morgen römischen Bodens an die Armen zu verteilen — ein Gesetz, das mit Sicherheit nicht in Pompeius’ Sinne gewesen wäre, benötigte er doch jeden Quadratmeter öffentlichen Bodens als Abfindung für seine Soldaten.
    Als die neuen Volkstribunen am zehnten Dezember ihr Amt aufnahmen, trat die Verschiedenheit der einzelnen Männer überdeutlich zutage. Caecilius Rufus besaß die Kühnheit, den Antrag zu stellen, man solle es den in Ungnade gefallenen designierten Konsuln Publius Sulla und Publius Autronius gestatten, sich in Zukunft wieder um das Konsulat zu bewerben; es war keine Überraschung, daß die übrigen neun ihr Veto gegen diesen Antrag einlegten. Ebensowenig überraschend war die Reaktion auf Labienus’ Gesetzesvorlage, die es Pompeius gestatten sollte, bei allen öffentlichen Spielen die Insignien des Triumphes zu tragen — sie wurde ohne Widerstand zum Gesetz.
    Für das erste Aufsehen sorgte Publius Servilius Rullus, als er vorschlug, jeden einzelnen Morgen öffentlichen römischen Bodens, sei es in Italien oder in den Provinzen, unter den Bedürftigen zu verteilen. Der lange Schatten der Gracchen! Rullus hatte das Feuer entzündet, das träge Senatoren in reißende Wölfe verwandelte.
    »Sollte Rullus damit durchkommen, so findet Magnus kein staatliches Land mehr für seine Veteranen, wenn er zurückkehrt«, sagte Labienus zu Caesar.
    »Aber diesen Aspekt hat Rullus nicht erwähnt«, erwiderte Caesar gelassen. »Da er es vorzog, sein Gesetz gleich dem Senat vorzulegen, statt es zuerst in den Komitien debattieren zu lassen, hätte er Magnus’ Soldaten unbedingt erwähnen müssen.«
    »Hätte er nicht. Es weiß ohnehin jeder.«
    »Stimmt. Aber wenn es irgend etwas gibt, das ein begüterter Mann haßt, dann ist es ein neues Bodenrecht. Der ager publicus ist ihm heilig. Zu viele Familien von Senatoren haben welchen gepachtet und verdienen gutes Geld damit. Schon schlimm genug, wenn man den Truppen eines siegreichen Feldherrn etwas davon abgeben soll, aber die Forderung, das alles sollte unter eine zahllose Masse von Gesindel verteilt werden — ein Graus! Wenn Rullus sich hingestellt und unverblümt gesagt hätte: >Was Rom nicht mehr gehört, kann Pompeius’ Truppen nicht mehr geschenkt werden<, dann hätte er vielleicht aus irgendeiner obskuren Ecke Beifall dafür bekommen. Aber so hat die Vorlage überhaupt keine Chance.«
    »Wirst du gegen sie das Wort ergreifen?« fragte Labienus.
    »Nein, ganz sicher nicht! Ich werde sie lautstark unterstützen«, antwortete Caesar lächelnd. »Wenn ich sie unterstütze, werden viele der ewig Unentschiedenen aufspringen und dagegen wettern, und sei es nur, weil ihnen nichts von dem paßt, was ich vertrete. Cicero ist ein ausgezeichnetes Beispiel. Er hat einen neuen Namen für Männer wie Rullus erfunden: Popularis — lieber für das Volk als für den Senat. Das gefällt mir. Ich werde alles daransetzen, daß man mich einen popularis nennt.«
    »Du wirst Magnus verärgern, wenn du dafür sprichst.«
    »Nicht wenn er den Brief liest, den ich ihm zusammen mit der Abschrift von meiner Rede schicke. Magnus kann ein Schaf von einem Bock unterscheiden.«
    Labienus machte ein finsteres Gesicht. »Das alles wird schrecklich lange dauern, Caesar, und ich habe damit nichts zu tun. Wo bleibe ich?«
    »Du hast das Gesetz durchgebracht, das Magnus bei den Spielen seine Insignien sichert, und jetzt drehst du Däumchen, bis der Rummel um Rullus sich gelegt hat. Alles nur eine Frage der Zeit. Hauptsache, du stehst als letzter auf beiden Beinen.«
    »Hast du eine Idee?«
    »Nein«, sagte Caesar.
    »Laß dich doch nicht so bitten!«
    Caesar lächelte. »Keine Sorge, Labienus. Mir wird schon etwas einfallen. Mir ist immer etwas eingefallen.«

    Als er zu Hause war, suchte Caesar seine Mutter auf. Ihr winziges Büro war der einzige Raum, in den Pompeia nicht einzudringen wagte, wenn sie auch sonst keine Angst vor

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