MoR 04 - Caesars Frauen
Brogus.
»Sempronia Tuditanis Haus wäre der geeignete Treffpunkt. Es ist in der Nähe, und ihr Ehemann ist nicht da. Aber ich habe keine Zeit, dich dorthin zu bringen, deshalb treffen wir uns in genau zwei Stunden hinter dem Salus-Tempel auf der Alta Semita«, sagte Umbrenus und verließ eilig das Zimmer.
Wie er es fertiggebracht hatte, die Sache in nur zwei Stunden zu bewerkstelligen, konnte er hinterher selbst nicht mehr sagen, aber er schaffte es. Er mußte dazu den Prätor Publius Cornelius Lentulus Sura, die Senatoren Lucius Cassius und Gaius Cethegus sowie die Ritter Publius Gabinius Capito und Marcus Caeparius aufsuchen. Als die zweite Stunde um war, erschien Umbrenus zusammen mit Lentulus Sura und Gabinius Capito in der kleinen Gasse hinter dem Tempel der Salus — einem ziemlich trostlosen Winkel der Stadt.
Lentulus blieb nur so lange, bis er Brogus sehr zuvorkommend begrüßt hatte; ihm schien bei der Sache nicht wohl zu sein, und ihm war daran gelegen, möglichst rasch wieder wegzukommen. Deshalb führten Umbrenus und Gabinius Capito die Verhandlungen mit Brogus, wobei Capito sich zum Sprecher der Verschwörer machte. Die fünf Allobroger hörten aufmerksam zu, aber als Capito schließlich geendet hatte, wollten die Gallier sich nicht gleich festlegen. Sie waren scheu und mißtrauisch.
»Also, ich weiß nicht recht...«, sagte Brogus.
»Womit können wir dich überzeugen, daß wir es ernst meinen?« fragte Umbrenus.
»Ich weiß es nicht», antwortete Brogus. Er wirkte ratlos. »Laß uns heute nacht darüber nachdenken, Umbrenus. Können wir uns morgen früh wieder hier treffen?«
Und so wurde es vereinbart.
Die Allobroger gingen zurück in ihren Gasthof, der am Rand des Forums stand — ein seltsamer Zufall, denn gleich oberhalb davon, auf der Via Sacra, stand der Triumphbogen, den eben jener Quintus Fabius Maximus Allobrogicus errichtet hatte, der vor vielen Jahrzehnten diesen gallischen Stamm (zeitweise) unterworfen und den Namen deshalb seinem eigenen hinzugefügt hatte. Deshalb betrachteten Brogus und seine Allobroger jetzt dieses Bauwerk, das sie daran erinnerte, daß sie eigentlich zur Klientel von Allobrogicus’ Nachfahren gehörten. Ihr gegenwärtiger Patron war Quintus Fabius Sanga, der Großenkel.
»Hört sich in der Tat verlockend an«, sagte Brogus zu seinen Kameraden, während sie hinauf zum Triumphbogen blickten. »Es könnte aber auch in die Katastrophe führen. Wenn die Heißsporne Wind von der Sache kriegen, dann denken sie nicht lange nach und ziehen sofort in den Krieg. Ich sage vom Gefühl her eher nein.«
Da es in der Abordnung keine Heißsporne gab, beschlossen die Allobroger, ihren Patron Quintus Fabius Sanga um Rat zu fragen.
Eine kluge Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Fabius Sanga lief auf schnellstem Wege zu Cicero.
»Jetzt haben wir sie, Quintus Fabius!« rief Cicero aus.
»Wieso?« fragte Sanga; er zählte nicht zu den Klügsten, deshalb mußte man ihm alles mehrmals erklären.
»Geh zu den Allobrogern und sag ihnen, daß sie sich von Lentulus Sura und den drei anderen hochrangigen Verschwörern Briefe geben lassen sollen. Ich habe also doch recht gehabt! Ich hab’s ja gewußt! Sie müssen darauf bestehen, daß man sie zu Catilina persönlich nach Etruria bringt — eine absolut verständliche Bedingung, wenn man bedenkt, was von ihnen verlangt wird.
Es bedeutet außerdem, daß ihnen ein Führer aus den Reihen der Verschwörer mitgegeben werden muß.«
»Warum ist der Führer so wichtig?« fragte Sanga und kniff die Augen zusammen.
»Nur wenn sie einen von den Verschwörern bei sich haben, wird die Gruppe bereit sein, sich in dunkler Nacht auf den Weg zu machen.«
»Ist es denn unbedingt nötig, daß sie mitten in der Nacht aufbrechen?«
»Unbedingt, Quintus Fabius, glaube mir! Ich lasse an jedem Ende der Mulvianbrücke Männer postieren, so etwas geschieht besser im Dunkeln. Wenn die Allobroger und ihr Führer auf der Brücke sind, stürzen meine Männer sich auf sie. Dann haben wir endlich den Beweis: die Briefe.«
»Du willst den Allobrogern doch nichts tun?« fragte Sanga, den der Gedanke an ein Handgemenge beunruhigte.
»Natürlich nicht! Das gehört doch zum Plan dazu. Du mußt ihnen sagen, daß sie sich nicht wehren dürfen. Außerdem solltest du Brogus noch einmal einschärfen, daß er die Briefe bei sich haben und sich mit seinen Stammesleuten umgeben soll, falls irgendein Verschwörer versucht, die Beweisstücke noch im letzten Moment zu
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