MoR 04 - Caesars Frauen
Monate! Wir müssen darüber nachdenken, wie wir diese Zeit verkürzen können, ich beschwöre euch!«
Er löste die Versammlung auf, seine Prätoren riefen die Bürgermiliz zusammen und schickten Abordnungen zu allen Häusern, in denen Gefangene verwahrt wurden; jeder wichtige öffentliche Platz wurde besetzt, und eine Gruppe von Rittern der Achtzehn, unter ihnen Atticus, begab sich zum Kapitol, um den Tempel des Jupiter Optimus Maximus zu bewachen.
»Ach, Terentia, ich will nicht, daß mein Jahr als Konsul mit einem Debakel zu Ende geht, nicht nach diesem Triumph!« klagte Cicero seiner Frau, als er nach Hause kam.
»Solange diese Männer in der Stadt sind und Catilinas Armee in Etruria steht, ist der Ausgang ungewiß.«
»So ist es, meine Liebe.«
»Und dir wird es so gehen wie Lucullus — du machst die Drecksarbeit, und Silanus und Murena ernten die Lorbeeren, weil sie die Konsuln sind, wenn die Sache zum Abschluß gekommen ist.«
Daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht, aber jetzt, wo seine Frau es ihm so unmißverständlich klarmachte, schauderte es ihn. Natürlich, so würde es kommen! Betrogen von Zeit und Tradition.
»Gut«, sagte er und straffte die Schultern, »ihr werdet ohne mich essen müssen. Ich ziehe mich zurück, um über eine Lösung nachzudenken.«
»Du kennst die Lösung doch längst, Mann. Aber ich verstehe dich. Du mußt jetzt deinen ganzen Mut zusammennehmen. Und vergiß nicht — die Bona Dea ist auf deiner Seite.«
»Die Pest wünsche ich ihnen an den Hals!« sagte Crassus zu Caesar. Starke Worte für diesen sonst so friedfertigen Mann. »Mindestens die Hälfte dieser fellatores hat dagesessen und gehofft, daß Tarquinius mit seiner Anklage durchkommt! Welch ein Glück, daß Quintus Curius sich für seine Briefe meine Türschwelle ausgesucht hat. Sonst wäre ich jetzt in ernsten Schwierigkeiten.«
»Da war meine Verteidigung schon fadenscheiniger«, sagte Caesar, »doch zum Glück waren es die Anschuldigungen auch. Dummköpfe! Catulus und Piso sind erst auf die Idee gekommen, als Tarquinius dich beschuldigt hat. Wenn ihnen das gestern abend schon eingefallen wäre, dann hätten sie ein paar Briefe gefälscht. Aber ohne Fälschungen hätten sie besser den Mund gehalten. Es amüsiert mich immer wieder, Marcus, wie dumm meine Feinde sind! Beruhigend zu wissen, daß man so schnell keinem Feind begegnen wird, der einem gewachsen ist.«
Crassus war es inzwischen gewöhnt, solche Bemerkungen von Caesar zu hören, und trotzdem sah er den jüngeren Mann fassungslos an. Kannte der überhaupt Selbstzweifel? Crassus hatte noch nie ein Anzeichen dafür entdecken können. Und ein kühler Kopf war er auch. Andernfalls würde Rom sich noch tausend Catilinas wünschen.
»Ich gehe morgen nicht hin«, sagte Crassus.
»Schade. Es verspricht, interessant zu werden.«
»Und wenn es aufregender wird als der Kampf zweier gleichwertiger Gladiatoren! Von mir aus soll Cicero seinen Triumph haben. Pater patriae! Pah!« schnaubte er.
»Ach, Marcus, das war Catos Sarkasmus.«
»Ich weiß, Caesar. Aber Cicero hat ihn ernst genommen, und das ärgert mich.«
»Er ist ein armer Kerl. Es muß schrecklich sein, ständig ausgeschlossen zu werden.«
»Höre ich richtig, Caesar? Mitleid? Du?«
»Ja, ja, gelegentlich habe ich sogar Mitleid. Kein Wunder, daß Cicero solche Gefühle weckt. Er ist manchmal so schutzlos.«
Neben der Organisation der Bürgermiliz und den Überlegungen, wie er mit dem Dilemma der Langwierigkeit dieser Affäre fertig werden könnte, hatte Cicero sogar noch Zeit gefunden, den Tempel der Concordia in einen etwas erträglicheren Versammlungsort umwandeln zu lassen. Als die Senatoren sich am nächsten Tag versammelten — es war der fünfte Dezember —, stellten sie fest, daß die Zimmerleute gute Arbeit geleistet hatten. Es gab jetzt drei Ränge auf jeder Seite, höher, aber dafür schmaler, und ein Podium für die kurdischen Magistrate, vor dem man eine lange Bank für die Volkstribunen aufgestellt hatte.
»Ihr werdet nicht mehr auf euren Schemeln sitzen können, dafür ist es zu eng, aber die Ränge könnt ihr als Sitzgelegenheiten benutzen«, sagte der Erste Konsul. Er zeigte hinauf zu den Seitenwänden und zur Rückwand. »Ich habe außerdem genügend Ventilatoren installieren lassen.«
Es waren vielleicht dreihundert Männer gekommen, etwas weniger als an den vorhergehenden Tagen; nachdem sie sich wie die Hühner auf der Stange niedergelassen hatten, konnte der Senat zur
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