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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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entscheiden, was wir kraft der vollen Rückendeckung des Senatus Consultum Ultimum mit ihnen tun wollen. Wir können sie hinrichten lassen. Wir können sie aber auch ins Exil schicken, ihren Besitz konfiszieren und ihnen bis zum Ende ihres Lebens Feuer und Wasser auf italischem Boden verwehren.«
    Er holte Atem und dachte an Cato, der mit Sicherheit Einspruch erheben würde. Ja, Cato saß aufrecht und erwartungsvoll auf seinem Platz. Als designierter Volkstribun stand er jedoch sehr weit hinten auf der Rednerliste.
    »Versammelte Väter, es ist nicht meine Aufgabe, diese Sache zu entscheiden. Ich habe meiner Pflicht genügt und euch die rechtliche Lage dargelegt, ich habe euch darüber in Kenntnis gesetzt, was ihr unter dem Senatus Consultum Ultimum tun könnt. Ich persönlich trete für eine Entscheidung hier und heute und damit gegen einen Prozeß ein. Aber ich weigere mich, präzisere Vorschläge dafür zu machen, wie diese Körperschaft mit den schuldigen Männern verfahren sollte. Das sollte besser ein anderer tun.«
    Eine kurze Pause, ein herausfordernder Blick auf Caesar, dann auf Cato. »Ich ordne an, daß die Reihenfolge der Redner sich nicht nach der Hierarchie der Magistrate richtet, sondern nach Alter, Weisheit und Erfahrung. Deshalb werde ich den designierten Ersten Konsul als ersten Redner aufrufen, dann den designierten Zweiten Konsul, und danach werde ich jeden der anwesenden Konsulare um seine Meinung bitten — insgesamt vierzehn Männer, wenn ich richtig gezählt habe. Dann sind die designierten Prätoren an der Reihe, als erster der designierte Stadtprätor, Gaius Julius Caesar. Nach den designierten Prätoren werden die Prätoren sprechen, dann die designierten Ädilen und die Ädilen, die plebejischen vor den kurulischen. Dann sollen die designierten Volkstribunen das Wort haben und schließlich die amtierenden Volkstribunen. Eine Entscheidung über die ehemaligen Prätoren behalte ich mir vor, weil ich bereits sechzig Redner aufgezählt habe, wenngleich drei amtierende Prätoren gegen Catilina und Manlius im Felde stehen. Bleiben also noch siebenundfünfzig Redner, wenn die Ex-Prätoren nicht aufgerufen werden.«
    »Achtundfünfzig, Marcus Tullius.«
    Wie konnte er den Stadtprätor Metellus Celer übersehen?
    »Solltest du nicht bei deiner Armee in Picenum sein?«
    »Wenn du dich zu erinnern beliebst, Marcus Tullius, du selbst hast mich unter der Bedingung nach Picenum geschickt, daß ich an jedem elften Tag nach Rom zurückkehre, und außerdem zwölf Tage vor und nach der Übergabe der Tribunate.«
    »Das ist richtig. Also achtundfünfzig Redner. Das heißt, keinem wird genug Zeit zur Verfügung stehen, sich einen Ruf als mitreißender Redner zu erwerben. Ist das verstanden? Es ist unerläßlich, daß wir noch heute mit der Debatte fertig werden! Die endgültige Entscheidung muß gefallen sein, bevor die Sonne untergeht. Seid also gewarnt, versammelte Väter, ich werde jeden unterbrechen, der zu schwadronieren anfängt.« Cicero blickte den designierten Ersten Konsul Silanus an.
    »Decimus Junius, eröffne du die Debatte.«
    »Mit Rücksicht auf deine Bedenken wegen der Zeit, Marcus Tullius, werde ich mich kurz fassen«, sagte Silanus. Er wirkte ein wenig hilflos; vom ersten Redner erwartete man gewöhnlich, daß er die Richtung vorgab, an der die folgenden Redner sich orientieren konnten. Cicero gelang das jedesmal. Silanus war seiner Sache jedoch nicht so sicher, vor allem deshalb, weil er keine Ahnung hatte, welche Richtung das Haus in dieser Sache einschlagen würde.
    Cicero hatte so deutlich, wie er es riskieren konnte, die Todesstrafe gefordert — aber was wollten die anderen? Silanus entschied sich schließlich für einen Kompromiß, indem er für die »äußerste Strafe« plädierte. Jeder mußte darunter die Todesstrafe verstehen. Über die Frage, ob es einen Prozeß geben sollte, verlor er kein einziges Wort, und alle schlossen daraus, daß er gegen einen Prozeß war.
    Dann war Murena an der Reihe, und auch er gab der »äußersten Strafe« den Vorzug.
    Cicero enthielt sich natürlich eines Redebeitrags, und Gaius Antonius Hybrida stand mit seiner Armee im Feld. Der nächste war der Präsident des Hauses, Mamercus Princeps Senatus, der höchstrangige unter den Konsularen. Widerwillig entschied er sich für die »äußerste Strafe«. Dann waren die ehemaligen Zensoren an der Reihe — Gellius Poplicola, Catulus, Vatia Isauricus und ein besorgter Lucius Cotta forderten die

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