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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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scheint. Mir sind bereits fünf sehr geeignete Kinder angeboten worden, alle von guter Herkunft, alle mit ausgezeichneten Mitgiften ausgestattet.«
    »Fünf?« wunderte sich Aurelia. »Ich dachte, es wären drei.«
    »Dürfen wir die Namen erfahren?« fragte Fabia.
    »Warum nicht. Ich wähle sie aus, aber ich bin in der Welt der Frauen nicht zu Hause, und ich kann nicht behaupten, alles über die häusliche Situation in den Familien zu wissen. Bei zweien von ihnen spielt es ohnehin keine Rolle, weil ich sie nicht ernstlich in Betracht ziehen. Eine davon ist übrigens Minucia«, sagte Caesar, der seine Mutter gern auf die Folter spannte.
    »Und wen ziehst du in Betracht?« fragte Aurelia.
    »Eine Octavia aus dem Zweig, der Gnaeus als Vornamen führt.«
    »Das muß die Enkeltochter des Konsuls sein, der in der Festung auf dem Janicolo gestorben ist, als Marius und Cinna Rom belagerten.«
    »Ja. Weiß jemand etwas über sie?«
    Niemand wußte etwas. Also nannte Caesar den nächsten Namen, eine Postumia.
    Aurelia runzelte die Stirn, ebenfalls Fabia und Terentia.
    »Nun! Was ist verkehrt an einer Postumia?«
    »Das ist eine Patrizierfamilie«, sagte Terentia, »aber stammt dieses Mädchen nicht aus dem Zweig der Albinus, der seit vierzig Jahren keinen Konsul mehr gestellt hat?«
    »Ja.«
    »Und sie ist gerade acht geworden?«
    »Ja.«
    »Dann nimm sie lieber nicht. Sie kommt aus einem Haus, das an der Weinflasche hängt, und sämtliche Kinder — natürlich viel zu viele — haben gleich nach der Muttermilch unverdünnten Wein zu trinken bekommen. Das Mädchen soll sich schon mehrmals bis zur Besinnungslosigkeit betrunken haben.«
    »Du lieber Himmel!«
    »Also, tata , wer bleibt noch übrig?« fragte Julia lächelnd.
    »Cornelia Merula, die Großenkelin des Hamen Dialis Lucius Cornelius Merula«, verkündete Caesar feierlich.
    Sämtliche Augenpaare waren vorwurfsvoll auf ihn gerichtet, aber Julia antwortete für ihn.
    »Du hast uns bloß auf den Arm genommen!« kicherte sie. »Habe ich mir doch gleich gedacht.«
    »Ach, ja?« Caesars Unterlippe zuckte.
    »Warum hättest du dich da noch woanders umsehen sollen, tata?«
    »Ausgezeichnet!« Aurelia strahlte. »Die Urgroßmutter hat noch immer das Sagen in der Familie, und die Kinder sind Generationen hindurch streng religiös erzogen worden. Cornelia Merula wird gern kommen, und sie wird dem Kollegium Ehre machen.«
    »Das denke ich auch, Mater«, sagte Caesar.
    Julia erhob sich. »Ich danke dir für die Gastfreundschaft, Pontifex Maximus«, sagte sie mit ernster Stimme, »aber ich bitte dich, mich jetzt gehen zu lassen.«
    »Kommt Brutus noch vorbei?«
    Sie errötete. »Doch nicht um diese Zeit, tata!«
    Nachdem sie gegangen war, sagte Aurelia: »Julia wird in fünf Tagen vierzehn.«
    »Perlen«, erwiderte Caesar, ohne zu zögern. »Mit vierzehn darf sie doch schon Perlen tragen, Mater, nicht wahr?«
    »Wenn sie nicht zu groß sind.«
    Caesar seufzte wehmütig. »Woher sollte ich große Perlen nehmen?« Er erhob sich. »Meine Damen, ich danke euch für die angenehme Gesellschaft. Ihr dürft gern noch bleiben, aber ich muß noch arbeiten.«
    »Nun denn! Eine Cornelia Merula für das Kollegium!« sagte Terentia, nachdem Caesar die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Draußen auf dem Flur lehnte er sich gegen die Wand und lachte leise vor sich hin. In was für einer kleinen Welt sie doch lebten! War das gut oder schlecht? Immerhin noch eine ganz angenehme Runde, auch wenn Mater zunehmend schwieriger wurde und Terentia es schon immer war. Den Göttern sei Dank, daß er so etwas nicht öfter veranstalten mußte! Es war bei weitem unterhaltsamer, Metellus Nepos dabei zu helfen, sich in die Verbannung schicken zu lassen, als Konversation mit Frauen zu machen.

Doch als Caesar am frühen Morgen des vierten Januar die Volksversammlung einberief, ahnte er noch nicht, daß Bibulus und Cato die Absicht hegten, jemand anderen noch viel tiefer in Ungnade fallen zu lassen als Metellus Nepos — ihn selbst.
    Er traf mit seinen Liktoren sehr früh auf dem unteren Forum ein, und bereits jetzt war offenkundig, daß das Komitium dem Andrang nicht gewachsen sein würde. Caesar schlug unverzüglich die Richtung zum Tempel von Castor und Pollux ein und gab einer kleinen Gruppe von Sklaven Anordnungen für den Fall, daß sie gebraucht würden.
    Für viele war der Castor-und-Pollux-Tempel das imposanteste Heiligtum des Forums, denn er war erst vor kaum sechzig Jahren von Metellus Dalmaticus

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