MoR 04 - Caesars Frauen
Ahenobarbus zwischen den Zähnen. »Und wenn es nicht anders geht, dann eben mit einem Mord!«
»Fellator meinst du wohl«, verbesserte ihn Gaius Piso, den Ahenobarbus’ finsterer Blick so sehr einschüchterte, daß ihm alles recht war, was dazu beitragen konnte, die Atmosphäre ein wenig zu entspannen. Er, der eigentlich kein besonders ängstlicher Mann war, spürte jetzt die nahende Katastrophe und begann, um sein eigenes Schicksal zu fürchten.
»Caesar als Gebender?« fragte Bibulus zornig. »Der doch nicht! Ungekrönte Könige geben nicht, sie nehmen!«
»Das hatten wir doch schon einmal!« seufzte Metellus Scipio. »Caesar hier aufhalten, Caesar dort aufhalten. Aber wir tun’s nicht.«
»Wir können und wir werden es tun«, sagte der kleinwüchsige Bibulus. »Ein Vögelchen hat mir zugezwitschert, daß Metellus Nepos sehr bald den Antrag stellen wird, Pornpeius aus dem Osten zurückzuholen, damit der sich um Catilina kümmert. Man will ihm ein imperium maius geben. Stellt euch das vor! Ein Feldherr innerhalb der Grenzen Italiens, mit einer Befehlsgewalt, wie sie bislang höchstens einem Diktator übertragen wurde!«
»Und wie soll uns das bei Caesar weiterhelfen?« fragte Metellus Scipio.
»Einen solchen Gesetzentwurf kann Nepos nicht in die plebejische Versammlung einbringen, damit muß er vor das gesamte Volk. Und du glaubst doch wohl nicht im Ernst, daß Silanus oder Murena einer Versammlung zustimmen würde, die zusammentritt, um Pompeius ein imperium maius zu verleihen. Nein, Caesar höchstpersönlich wird es machen müssen.«
»Und?«
»Und wir werden dafür sorgen, daß es eine gewalttätige Versammlung wird. Und da Caesar für die Gewalt verantwortlich zu machen ist, werden wir ihn unter der lex Plautia de vi anklagen. Falls du es vergessen haben solltest, Scipio, ich bin der Prätor, dem der für Gewaltverbrechen zuständige Gerichtshof untersteht! Und um Caesar niederzuzwingen, würde ich nicht nur das Recht beugen, ich würde sogar zu Zerberus laufen, und ihm der Reihe nach seine Köpfe tätscheln.«
»Bibulus, das ist brillant!« jubelte Gaius Piso.
»Und dieses eine Mal«, sagte Cato, »werde ich nicht einwenden, es sei keine Gerechtigkeit geschehen. Wenn Caesar verurteilt wird, ist Gerechtigkeit geschehen.«
»Catulus stirbt«, sagte Cicero unvermittelt. Er hatte ein wenig abseits der Gruppe gestanden, sich der Tatsache nur allzu bewußt, daß keines ihrer Mitglieder ihn für bedeutend genug erachtete, um ihn in die Planungen mit einzubeziehen. Ihn, den Retter des Vaterlandes, hatte man bereits am Tage nach seiner Amtsniederlegung wieder vergessen.
Die anderen drehten sich verwundert zu ihm um.
»Unsinn!« bellte Cato. »Der erholt sich wieder.«
»Diesmal vielleicht. Aber er stirbt«, beharrte Cicero starrköpfig. »Vor kurzem erst hat er geklagt, Caesar würde ihm den Lebensfaden durchscheuern wie ein Hanfseil einen Spinnenfaden.«
»Wir müssen Caesar endlich loswerden!« rief Ahenobarbus. »Je höher er aufsteigt, desto unerträglicher wird er.«
»Je höher er aufsteigt, desto tiefer wird er stürzen«, sagte Cato. »Solange er am Leben ist und ich am Leben bin, werde ich alles daransetzen, diesen Sturz herbeizuführen, das schwöre ich bei allen unseren Göttern.«
Ohne eine Ahnung davon zu haben, wieviel Böses die boni ihm wünschten, kehrte Caesar nach Hause zurück, wo ein Abendessen stattfinden sollte. Licinia hatte ihr Gelübde niedergelegt. Fabia war jetzt die Vorsteherin der Vestalinnen. Die Übergabe war mit Zeremonien und einem offiziellen Bankett für alle priesterlichen Kollegen begangen worden, aber an diesem Neujahrstag gab der Pontifex Maximus ein wesentlich kleineres Abendessen: Nur die fünf Vestalinnen, Aurelia, Julia, Fabias Halbschwester und Ciceros Frau Terentia waren geladen. Cicero hatte die Einladung ausgeschlagen. Auch Pompeia Sulla hatte abgesagt; wie Cicero hatte sie eine andere Verpflichtung vorgegeben. Der Clodius-Club hatte etwas zu feiern. Caesar hatte jedoch dafür Sorge getragen, daß ihr guter Name nicht in Verruf geraten würde. Polyxena und Cardixa klebten an ihr wie die Kletten am Fell des Ochsen.
Mein kleiner Harem, dachte Caesar belustigt, doch als sein Blick auf die griesgrämige, furchteinflößende Terentia fiel, kühlte sein Übermut rasch ab: Nicht einmal im Scherz mochte er in einem solchen Zusammenhang an diese Frau denken.
Es war genügend Zeit vergangen, um den Vestalinnen ihre Scheu zu nehmen. Das galt vor allem für die
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