MoR 04 - Caesars Frauen
den Tempel zerrte. Die Milizionäre stapften, mit Schilden und Schlagstöcken bewaffnet, mitten in das Kampfgetümmel hinein, und nach und nach wurden die Raufbrüder, die zwischenzeitlich die Plattform erobert hatten, wieder zurückgedrängt. Jetzt konnten auch die Senatoren die zwei Treppen hinauflaufen, um sich im Tempel in Sicherheit zu bringen. Unten auf dem Forum brach ein richtiggehender Tumult aus, als Marcus Antonius und sein Kumpan Curio sich mit lautem Gebrüll und der wilden Horde ihrer Anhänger im Rücken auf etwa zwanzig Gegner stürzten. »Das ist ein guter Start ins neue Jahr!« sagte Caesar, als er in die Mitte des lichtüberfluteten Tempels trat und sorgsam den Faltenwurf seiner Toga in Ordnung brachte.
»Es ist ein schändlicher Start in das neue Jahr!« schimpfte Silanus, und das Blut raste ihm so schnell durch die Venen, daß er darüber die gewohnten Bauchschmerzen vergaß. »Liktor, ich befehle dir, den Aufstand niederzuschlagen!«
»Ach, so ein Unsinn!« sagte Caesar müde. »Ich habe Miliz herbestellt, nachdem ich ein paar von den Gesichtern in der Menge gesehen hatte. Das Ganze wird schnell abflauen, jetzt, wo wir die Rostra geräumt haben.«
»Das ist dein Werk, Caesar!« knurrte Bibulus.
»Um dich reden zu hören, du Floh, ist mir keine Mühe zu groß.«
»Ich bitte um Ruhe!« rief Silanus. »Ich habe den Senat zu einer Sitzung einberufen, und ich verlange Ruhe!«
»Hättest du nicht besser das Senatus Consultum Ultimum in Kraft setzen sollen, Silanus?« fragte Metellus Nepos, senkte den Blick und stellte fest, daß er noch immer die Schriftrolle in den Händen hielt. »Oder noch besser, laß mich meine Angelegenheit vor dem Volk zu Ende bringen, sobald sich da draußen der Tumult gelegt hat.«
»Ruhe!« wollte Silanus rufen, aber es wurde ein Blöken daraus.
»Das Senatus Consultum Ultimum ermächtigt mich als amtierenden Konsul zu allen Maßnahmen, die ich für notwendig halte, um Rom und seine Res Publica zu schützen!« Er schluckte und brauchte ganz plötzlich seinen Stuhl. Aber der lag noch draußen auf der Plattform. Er mußte einen Diener danach schicken. Als jemand den Stuhl aufklappte und vor ihn hinstellte, ließ er sich darauf fallen, grau im Gesicht und mit Schweiß auf der Stirn.
»Versammelte Väter, diese scheußliche Affäre muß auf der Stelle ein Ende haben!« sagte er. »Marcus Calpurnius Bibulus, du hast das Wort. Bitte erkläre uns deine Bemerkung zu Gaius Julius Caesar.«
»Da gibt es nichts zu erklären, Decimus Silanus, es ist doch offenkundig«, sagte Bibulus und deutete auf eine dunkle Schwellung an seiner linken Wange. »Ich beschuldige Gaius Caesar und Quintus Metellus Nepos des öffentlichen Aufruhrs! Wer sonst könnte von einem Aufstand auf dem Forum profitieren? Wer sonst könnte ein Interesse an allgemeinem Chaos haben? Wessen Zielen sollte es dienlich sein, wenn nicht denen von Gaius Caesar und Metellus Nepos?«
»Bibulus hat recht!« keifte Cato, der vor Begeisterung über diese kleine Krise die Reihenfolge der Redebeiträge vergaß. »Wer sonst könnte davon profitieren? Wem sonst sollte es nützen, wenn auf dem Forum Blut fließt? Das ist die Rückkehr zu den guten alten Zeiten eines Gaius Gracchus, Livius Drusus oder des skrupellosen Demagogen Saturninus! Ihr beiden seid Pompeius’ Marionetten!«
Mißfallenskundgebungen von allen Seiten wurden laut, denn keiner der hier im Tempel versammelten Senatoren hatte bei der verhängnisvollen Sitzung am fünften Dezember für Caesar und gegen die Hinrichtung der Verschwörer gestimmt.
»Weder der Volkstribun Nepos noch ich hätten etwas von öffentlichem Aufruhr«, sagte Caesar, »und die Männer, die Steine geworfen haben, sind uns beiden nicht bekannt.« Er bedachte Marcus Bibulus mit einem verächtlichen Blick. »Wenn die Sitzung, die ich einberufen habe, friedlich verlaufen wäre, dann hätte sie mit einem überwältigenden Sieg für Nepos geendet. Glaubst du denn im Ernst, du Floh, die Wähler, die heute hier zusammengekommen sind, würden einen Tölpel wie Hybrida noch einen Tag länger als Befehlshaber ihrer Legionen dulden, wenn ihnen ein Mann wie Pompeius Magnus angeboten wird? Die Gewalttätigkeiten haben erst angefangen, als Cato und Thermus ihr Veto einlegten. Es ist ein Mißbrauch des tribunizischen Rechts auf das Veto und widerspricht allen römischen Gepflogenheiten, wenn man es nur dazu benutzt, das Volk daran zu hindern, ein Gesetz in contione zu diskutieren oder darüber
Weitere Kostenlose Bücher