MoR 04 - Caesars Frauen
abzustimmen! Seit Monaten wird das Recht des Volkes mit Füßen getreten!«
»Wo du gerade vom Recht sprichst, Caesar: Jeder Volkstribun darf nach eigenem Gutdünken von seinem Recht auf ein Veto Gebrauch machen!« bellte Cato.
»Was bist du nur für ein Narr, Cato!« rief Caesar. »Was meinst du wohl, warum Sulla Leuten wie dir das Veto weggenommen hat? Weil es nie dazu gedacht war, den Interessen von kleinen Gruppen innerhalb des Senats zu dienen! Jedesmal, wenn du dein Veto herauskläffst, beleidigst du die Intelligenz jener Leute da draußen auf dem Forum, die du ihres Rechts beraubst, sich — in aller Ruhe! — die Gesetze anzuhören, die man ihnen — in aller Ruhe! — vorlegt, um sich anschließend — in aller Ruhe! — dafür oder dagegen zu entscheiden!«
»Ruhe? Ruhe? Nicht mein Veto hat die Ruhe zerstört, Caesar! Deine Raufbrüder waren es!«
»Mit solchem Pöbel würde ich mir nie die Hände schmutzig machen!«
»Das war doch gar nicht nötig. Du mußtest nur die richtigen Befehle geben!«
»Cato, das Volk ist der Souverän«, sagte Caesar, sichtlich um Geduld bemüht, »und nicht der Senat und seine wenigen tribunizischen Wortführer. Du dienst nicht den Interessen des Volkes, du dienst den Interessen einer Handvoll von Senatoren, die allen Ernstes der Meinung sind, sie könnten über ein Reich von Millionen Menschen herrschen! Du beraubst das Volk seines Rechts und diese Stadt ihrer dignitas! Du bringst Schande über mich, Cato! Du bringst Schande über Rom! Du bringst Schande über das Volk!
Und sogar über deine Herren bei den boni, die sich deiner Naivität bedienen und hinter deinem Rücken über deine Herkunft lachen. Du nennst mich eine Marionette von Pompeius Magnus? Das bin ich nicht! Aber du, Cato, du bist nicht mehr als eine Marionette der boni!«
»Caesar«, erwiderte Cato und trat bis auf wenige Zentimeter an seinen Widersacher heran, »du bist ein Krebsgeschwür im Körper Roms! Du stehst für alles, was ich verabscheue!« Er wandte sich an die konsternierte Gruppe von Senatoren und hob ihnen die Hände entgegen. Die verschorfenden Streifen auf seinem Gesicht ließen ihn in dem Zwielicht wie eine wilde, feindselige Katze aussehen. »Versammelte Väter, dieser Caesar wird uns alle ins Verderben stürzen! Er wird die Republik zerstören, ich habe es im Gefühl! Hört nicht auf ihn, wenn er vom Volk und von den Rechten des Volkes predigt! Hört lieber mir zu! Werft ihn und seinen Lustknaben Nepos aus Rom hinaus, versagt ihnen Feuer und Wasser innerhalb der Grenzen Italiens! Ich verlange, daß Caesar und Nepos wegen gewalttätigen Aufruhrs angeklagt und geächtet werden!«
»Wenn ich dir so zuhöre, Cato«, sagte Metellus Nepos, »dann fällt mir nur ein, daß jeder gewalttätige Aufruhr auf dem Forum noch erträglicher ist als dein inflationäres Veto gegen jede Versammlung, jeden Gesetzentwurf, ja gegen jedes einzelne Wort!«
Und dann wurde Cato zum zweitenmal innerhalb eines Monats von jemandem angegriffen, der es auf sein Gesicht abgesehen hatte. Metellus Nepos trat auf ihn zu, legte seine ganze Kraft in die rechte Hand und traf Cato so hart, daß die Kratzer von Servilias Klauen wieder aufbrachen und zu bluten begannen.
»Es ist mir egal, was du und dein lächerliches Senatus Consultum Ultimum jetzt mit mir anstellt!« schrie Nepos Silanus ins Gesicht. »Ich habe Cato in die Fresse geschlagen, und dafür sterbe ich sogar im Tullianum!«
»Mach, daß du aus Rom fortkommst, geh zu deinem Herrn Pompeius!« schnaufte Silanus, der nicht mehr in der Lage war, die Versammlung und sich selbst unter Kontrolle zu halten.
»Ja, das werde ich tun!« sagte Nepos voller Verachtung, drehte sich um und ging hinaus. »Aber ihr werdet mich wiedersehen!« rief er noch, als er bereits die Treppen hinunterlief. »Ich werde wiederkommen, an der Seite meines Schwagers Pompeius! Wer weiß? Vielleicht regiert dann bereits Catilina in Rom, und ihr alle seid längst vom Leben in den verdienten Tod befördert worden, ihr vollgeschissenen Schafe!«
Selbst Cato war jetzt still; schon wieder war eine seiner wenigen Togas hoffnungslos vollgeblutet.
»Brauchst du mich noch, Erster Konsul?« Ganz beiläufig hatte Caesar die Frage an Silanus gerichtet. »Draußen flaut der Kampflärm ab, und hier drinnen ist ja wohl alles gesagt, oder?« Er lächelte kühl. »Viel zuviel ist hier gesagt worden.«
»Du stehst unter Verdacht, zur öffentlichen Gewalt aufgewiegelt zu haben, Caesar«, sagte Silanus mit
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