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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Moment, wo Caesar erkennen ließ, daß er anfangen wollte, drängte sich ein Dutzend Leute nach vorn, um als erste dranzukommen. Rom war nicht der Ort, wo man sich in einer Schlange aufstellte und geduldig darauf wartete, daß man an der Reihe war. Und Caesar tat nichts, um Ordnung zu schaffen. Er wandte sich an den lautesten Schreier und forderte ihn auf, seine Sache vorzutragen.
    Es waren erst wenige Wort gewechselt worden, da erschienen die konsularischen Liktoren mit ihren fasces, aber ohne den Konsul.
    »Gaius Julius Caesar«, sagte der Sprecher von Silanus’ Liktoren, während seine elf Kollegen sich anschickten, die kleine Menschenmenge vom Tribunal wegzudrängen, »da das Senatus Consultum Ultimum noch in Kraft ist, bist du deiner Ämter mit sofortiger Wirkung enthoben. Ich fordere dich auf, deine prätorialen Geschäfte augenblicklich einzustellen.«
    »Was soll das heißen?« fragte der Advokat, der Caesar gerade seine Sache auseinandersetzen wollte — kein berühmter Anwalt, nur einer von Hunderten, die ständig auf dem unteren Forum herumlungerten und um Klienten warben. »Ich brauche den Stadtprätor.«
    »Der Erste Konsul hat Quintus Tullius Cicero angewiesen, die Geschäfte des Stadtprätors weiterzuführen«, sagte der Liktor, sichtlich erbost über die Einmischung.
    »Quintus Cicero kann mir gestohlen bleiben, ich will Gaius Caesar! Er ist unser Stadtprätor, und er ist ein Mann, der nicht erst lange herumtrödelt wie die meisten anderen römischen Prätoren! Ich will, daß meine Sache heute morgen verhandelt wird, nicht nächsten Monat oder nächstes Jahr!«
    Die Gruppe vor dem Tribunal wuchs nun schlagartig an, bei so vielen zusammenstehenden Liktoren waren die Forumsbesucher neugierig geworden.
    Wortlos erhob sich Caesar von seinem Stuhl, wies seinen Diener per Handzeichen an, ihn zusammenzuklappen und mitzunehmen, und wandte sich an die sechs Liktoren, die zu seiner Verfügung standen. Lächelnd ging er von einem zum anderen und drückte jedem von ihnen sechs Denare in die rechte Fland.
    »Nehmt eure fasces, meine Freunde, und tragt sie zum Tempel der Venus Libitina. Legt sie dorthin, wo sie hingehören, wenn der Mann, dem sie vorausgetragen werden sollen, durch Tod oder Amtsenthebung an der Ausübung seines Dienstes gehindert wird. Es tut mir sehr leid, daß uns nur eine kurze gemeinsame Zeit beschieden war. Nehmt meinen aufrichtigen Dank für eure freundliche Aufmerksamkeit entgegen.«
    Von den Liktoren ging er zu den Schreibern und Boten und bedachte jeden von ihnen mit Geld und Dankesworten.
    Danach zog er die Falten seiner purpurrot eingefaßten toga praetexta von seiner linken Schulter und raffte das Kleidungsstück zu einem losen Bündel zusammen; dieses drückte er dem Diener in die Hand, der bereits den Stuhl trug. Mit einem Kopfn\1cken forderte Caesar ihn auf, sich in Bewegung zu setzen.
    »Es tut mir leid«, sagte er, an die wachsende Menschenmenge gewandt. »Anscheinend will man mir nicht erlauben, die Arbeit zu tun, für die ihr mich gewählt habt.« Und dann noch eine Spitze: »Da müßt ihr euch eben mit einem halben Prätor begnügen, mit Quintus Cicero.«
    Quintus Cicero, der in sicherem Abstand mit seinen Liktoren wartete, blieb vor Zorn die Luft weg.
    »Was soll das heißen?« rief Publius Clodius aus dem Hintergrund und drängelte sich durch die Menge nach vorn, als Caesar gerade sein Tribunal verlassen wollte.
    »Ich bin meines Amtes enthoben, Publius Clodius.«
    »Weshalb?«
    »Man behauptet, ich hätte während einer von mir einberufenen Volksversammlung einen öffentlichen Aufruhr angezettelt.«
    »Das können sie nicht machen!« rief Clodius theatralisch. »Zuerst muß man dich vor Gericht stellen und verurteilen.«
    »Es ist ein Senatus Consultum Ultimum in Kraft.«
    »Was hat das mit der gestrigen Versammlung zu tun?«
    »Sie kam ihnen gelegen«, sagte Caesar und räumte sein Tribunal.
    Und als er, nur mit der Tunika bekleidet, in Richtung des Domus Publica davonging, bildete die gesamte Menschenmenge sein Gefolge. Quintus Cicero nahm seinen Platz auf dem Tribunal des Stadtprätors ein, aber den ganzen Tag über ließ sich keine Kundschaft blicken.
    Dafür wuchs die Menge auf dem Forum im Laufe des Tages immer mehr an, und je größer sie wurde, desto unmutiger wurde sie auch.
    Diesmal waren keine Ex-Gladiatoren zu sehen, nur unbescholtene Bürger der Stadt, die nichts dabei fanden, sich unter Männer wie Clodius, die Antonii, Curio, Decimus Brutus und Lucius Decumius

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