MoR 04 - Caesars Frauen
schwacher Stimme. »Solange das Senatus Consultum Ultimum in Kraft ist, bist du von allen Versammlungen ausgeschlossen und von deinem Magistrat suspendiert.« Er sah Bibulus an. »Ich schlage vor, Marcus Bibulus, du stellst jetzt deinen Antrag, diesen Mann noch heute de vi anzuklagen.«
Caesar mußte lachen. »Silanus, Silanus, du bringst ja alles durcheinander! Wie soll dieser Floh mich vor seinem eigenen Gerichtshof anklagen? Er wird seinen Spießgesellen Cato die Drecksarbeit machen lassen müssen. Und weißt du was, Cato?« fragte Caesar mit leiser Stimme, während ihn die grauen Augen durch die Falten der Toga wütend anfunkelten. »Du hast keine Chance. Ich habe in meinem Rammbock mehr Intelligenz als du in deiner Zitadelle!« Er zog die Tunika ein Stück von der Brust weg und senkte den Blick in den entstandenen Zwischenraum. »Habe ich nicht recht, o du mein Rammbock?« Ein süffisantes Lächeln noch für die Umstehenden, dann: »Er sagt, ich habe recht. Versammelte Väter, guten Tag!«
»Was für ein frappierender Auftritt, Caesar«, sagte Publius Clodius, der draußen gelauscht hatte. »Ich wußte gar nicht, daß du so zornig werden kannst.«
»Warte nur, bis du nächstes Jahr dem Senat angehörst, Clodius, dann kriegst du noch mehr zu sehen. Bei Männern wie Cato und Bibulus habe ich mein Temperament nicht mehr in der Gewalt.« Sie standen auf der Plattform, zwischen zertrümmerten Elfenbeinstühlen, und blickten über das Forum, das inzwischen fast menschenleer war. »Wie ich sehe, sind die Schurken alle nach Hause gegangen.«
»Als die Miliz auf der Bildfläche erschien, war die Begeisterung schnell verflogen.« Clodius ging voraus; sie stiegen den Seitenaufgang neben dem Reiterstandbild des Castor hinunter. »Etwas habe ich herausgefunden: Sie sind alle von Bibulus angeheuert worden. Auch in solchen Dingen ist er ein blutiger Stümper.«
»Die Nachricht überrascht mich keineswegs.«
»Er wollte dich und Nepos damit kompromittieren. Warte nur ab, du wirst noch wegen Anstiftung zu öffentlicher Gewalt vor Bibulus’ Tribunal landen«, meinte Clodius und winkte Antonius und Fulvia zu, die zu Füßen des steinernen Gaius Marius saßen. Fulvia machte sich eben mit einem Taschentuch an den Fingerknöcheln von Antonius’ rechter Hand zu schaffen.
»War das nicht phantastisch?« fragte Antonius; eines seiner Augen war so dick geschwollen, daß er damit nichts mehr sehen konnte.
»Nein, Antonius, das war nicht phantastisch!« erwiderte Caesar scharf.
»Bibulus will Caesar unter der lex Plautia de vi anklagen, vor seinem eigenen Tribunal«, sagte Clodius. »Sie haben Caesar und Nepos die Schuld gegeben.« Er grinste. »Eigentlich kein Wunder, wenn Silanus die Amtsgeschäfte führt. Ich denke, bei dem stehst du nicht gerade in hohem Ansehen.« Und dann pfiff er einen allgemein bekannten Gassenhauer über einen betrogenen Ehemann mit gebrochenem Herzen.
»Also gut, kommt mit mir nach Hause!« sagte Caesar und grinste. »Ihr könnt hier nicht wie die Diebe herumsitzen, bis die Milizionäre euch eingesammelt haben. Und außerdem werden unsere Helden im Castor-Tempel ihre Nasen gleich an die frische Luft stecken. Man hat mich bereits beschuldigt, mit Schlägerbanden unter einer Decke zu stecken, aber wenn sie mich mit euch zusammen sehen, verbannen sie mich auf der Stelle. Und weil ich nun mal nicht Pompeius’ Schwager bin, müßte ich mich Catilina anschließen.«
Auf dem kurzen Spaziergang zum Domizil des Pontifex Maximus gewann Caesar sein Gleichgewicht zurück. Nachdem er seine wenig renommierten Gäste in einen Teil des Domus Publica geführt hatte, den Fulvia nicht annähernd so gut kannte wie Pompeias Wohnung im ersten Stock, war er schon wieder bester Dinge und bereit, den Kampf gegen das Unheil aufzunehmen und Bibulus’ sämtliche Pläne zu vereiteln.
Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang eröffnete der neue Stadtprätor sein Tribunal; die sechs Liktoren (die ihn bereits jetzt für den besten und großzügigsten aller Magistrate hielten) hatten sich im Hintergrund aufgestellt, ihre fasces wie Speere in den Boden gesteckt. Der Tisch war nach seinen Wünschen hergerichtet, ein kleiner Stab von Schreibern und Boten wartete auf seine Befehle. Da der Stadtprätor sowohl mit den Präliminarien ziviler Rechtsfälle als auch mit der Anhörung der Ankläger in Strafsachen befaßt war, hatte sich bereits eine große Anzahl potentieller Prozeßparteien und Advokaten vor dem Tribunal eingefunden. In dem
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