MoR 04 - Caesars Frauen
sich.
»Du lügst, Curius«, sagte er seelenruhig. »Wir wissen alle, welche Männer in dieser ehrenwerten Körperschaft vor nichts zurückschrecken, um dafür zu sorgen, daß ich auf Dauer aus ihr ausgeschlossen werde. Aber, versammelte Väter, ich nehme mir die Freiheit, euch zu versichern, daß ich niemals bei einer derart anrüchigen, stümperhaften Geschichte mitgemacht hätte! Jeder, der dem Märchen dieses jämmerlichen Dummkopfs Glauben schenkt, ist ein noch größerer Dummkopf! Ich, Gaius Julius Caesar, sollte mit einer Bande von heruntergekommenen Säufern und Klatschweibern gemeinsame Sache gemacht haben? Ich, der ich peinlich auf meine Pflichten und meine dignitas achte, sollte mich zu etwas hergeben und mit Leuten wie diesem Curius unter einer Decke gesteckt haben? Ich, der Pontifex Maximus, sollte stillschweigend dulden, wie Rom in die Hände eines Catilina fällt? Ich, ein Julier, ein Abkömmling der Gründer Roms, sollte mich von Würmern wie diesem Curius und Huren wie Fulvia Nobilioris regieren lassen?«
Die Worte knallten wie Peitschenhiebe in den Saal, und niemand wagte es, ihn zu unterbrechen.
»Ich bin politische Schlammschlachten gewöhnt«, fuhr er fort, noch immer mit dieser ruhigen und doch so kalten Stimme, »aber ich werde nicht tatenlos zusehen, wenn jemand Gestalten wie diesen Curius dafür bezahlt, daß sie meinen Namen mit einer Unternehmung in Verbindung bringen, an der ich mich um nichts in der Welt beteiligt hätte. Denn irgend jemand muß ihn bezahlt haben! Und wenn ich herausgefunden habe, wer das war, Senatoren, dann werden sie mir dafür bezahlen! Ihr hockt hier wie die Hühner auf ihrer Stange und hört euch die schmutzigen Einzelheiten einer vermeintlichen Verschwörung an, und währenddessen brüten ein paar andere Hühner eine noch viel tückischere Verschwörung gegen mich und meinen guten Namen aus! Um meine dignitas zu zerstören!« Er holte Luft. »Ohne meine dignitas bin ich ein Nichts! Deshalb warne ich jeden einzelnen von euch: Treibt damit kein Schindluder! Um meine dignitas zu verteidigen, würde ich diese ehrwürdige Kammer über euren Köpfen niederreißen! Ich würde das Pelion auf den Ossa stapeln und Zeus seine Blitze entreißen, um sie gegen jeden einzelnen von euch zu schleudern! Fordert meine Geduld nicht heraus, versammelte Väter, denn ich sage euch — ich bin kein Catilina! Wenn ich mich gegen euch verschworen hätte, wärt ihr gefallen!«
Er wandte sich an Cicero. »Marcus Tullius Cicero, ich stelle dir die Frage jetzt zum letztenmal: Habe ich dir bei der Aufdeckung dieser Verschwörung geholfen oder nicht?«
Cicero schluckte; im Haus herrschte absolute Stille. Noch nie hatte jemand eine solche Rede gehört, und niemand wollte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nicht einmal Cato.
»Ja, Gaius Julius, du hast mir geholfen«, sagte Cicero.
»Dann verlange ich«, fuhr Caesar mit nicht mehr so eisiger Stimme fort, »daß dieses Haus unverzüglich beschließt, daß Quintus Curius nicht eine einzige Sesterze der Belohnung ausgezahlt wird, die man ihm versprochen hat. Quintus Curius hat gelogen.
Lügner verdienen keine Bezahlung.«
Jeder einzelne der Senatoren fürchtete sich, deshalb faßte das Haus den einstimmigen Beschluß, Quintus Curius keine einzige Sesterze der versprochenen Belohnung auszuzahlen.
Clodius trat vor. »Ehrwürdige Väter«, sagte er mit lauter Stimme, »ich bitte um Verzeihung, daß ich hier einfach eindringe, aber ich muß den ehrwürdigen Gaius Caesar bitten, mich so schnell wie möglich zum Tribunal des Lucius Novius Niger zu begleiten.«
Caesar, der sich gerade setzen wollte, warf statt dessen einen Blick auf den konsternierten Silanus. »Erster Konsul, es scheint, als würde ich woanders gebraucht, in derselben Sache, wie ich vermute. Ich rate euch, vergeßt nicht, was ich gesagt habe. Vergeßt nicht ein Wort davon! Und jetzt entschuldigt mich bitte.«
»Du bist entschuldigt«, flüsterte Silanus, »So, wie ihr alle.«
Caesar verließ zusammen mit Clodius die Curia Hostilia, und der ganze Troß von Senatoren folgte in einigem Abstand nach.
»Das war die beste Strafpredigt, die ich je gehört habe«, sagte Clodius ein bißchen außer Atem. »Die wagten ja vor lauter Angst nicht mehr, sich zu rühren!«
»Rede keinen Unsinn, Clodius, erzähl mir lieber, was vor Nigers Gericht passiert«, erwiderte Caesar ungeduldig.
Nachdem Clodius der Aufforderung nachgekommen war, blieb Caesar stehen.
»Liktor Fabius!« rief er
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