MoR 04 - Caesars Frauen
Liktoren flankiert, auf der Plattform wartete. Caesar stieg in Begleitung der vier verbliebenen Liktoren die Treppe hinauf. Inzwischen hatten sie das gesamte Gericht des Novius Niger im Schlepptau, von den Geschworenen über die Schreiber bis hin zu den Angeklagten. Oh, was für ein Spaß! Doch was konnte Caesar schon anderes mit Lucius Vettius machen, als ihn in die Zelle neben Novius Nigers zu sperren?
»Liktor«, sagte er zu Fabius, »löse dein Rutenbündel.«
Und zu Vettius, der immer noch den Brief in der Hand hielt: »Lucius Vettius, du hast gegen mich konspiriert. Wessen Klient bist du?«
Die Menge schnatterte und flatterte — verblüfft und ehrfurchtsvoll — zwischen Caesar, der sich Vettius vorgeknöpft hatte, und Fabius dem Liktor hin und her, der auf dem Boden hockte und das Bündel aus Birkenruten aufknüpfte, die mit roten, ledernen Bändern zu einem Zickzackmuster verschnürt waren. Die schlanken, biegsamen Ruten, dreißig an der Zahl, eine für jede Kurie, waren sorgfältig zu einem kreisförmigen Bund verschnürt, nachdem man sie beschnitten und so lange gedrechselt hatte, bis jede einzelne von ihnen rund wie der ganze Zylinder war, den man die fasces nannte.
Vettius stand mit großen Augen da; er schien den Blick nicht von Fabius und seinen Ruten losreißen zu können.
»Wessen Klient bist du, Vettius?« wiederholte Caesar mit scharfer Stimme. »Wie heißt dein Patron?«
Die Todesangst öffnete ihm den Mund: »Gaius Calpurnius Piso.«
»Danke, das wollte ich wissen.« Caesar wandte sich an die Männer, die sich unter ihm versammelt hatten. Die ersten Reihen waren mit Senatoren und Rittern besetzt. »Römer«, sagte er und wählte eine hohe Stimmlage, »der Mann, der hier vor meinem Tribunal steht, hat mich vor einem Richter, der gar nicht berechtigt war, diesen Beweis aufzunehmen, mit einer falschen Zeugenaussage belastet. Vettius ist Zahlmeister, er kennt das Gesetz. Er weiß, er hätte es nicht machen dürfen, aber es gelüstete ihn, die Summe von zwei Talenten einzustreichen — und dazu noch das, was sein Patron Gaius Piso ihm versprochen hat. Gaius Piso ist nicht hier, um uns Rede und Antwort zu stehen, und darüber kann er froh sein. Wenn er hier wäre, würde ich ihn zusammen mit Lucius Novius in die Steinbrüche schicken. Es ist mein Recht als Stadtprätor, den römischen Bürger Lucius Vettius züchtigen zu lassen. Von diesem Recht mache ich hiermit Gebrauch. Er darf nicht mit der Peitsche gezüchtigt werden, aber gegen eine Rute ist nichts einzuwenden. Liktor, bist du bereit?«
»Ja, praetor urbanus«, antwortete Fabius, der in seiner langen Laufbahn als einer der zehn Präfekten des Kollegiums der Liktoren noch nie aufgefordert worden war, sein Rutenbündel zu öffnen.
»Wähle dir eine Rute aus.«
Die Rutenbündel gehörten zu den heiligsten Dingen des römischen Staates, doch so sehr man sie auch pflegte, irgendwann fielen sie gefräßigen Mikroorganismen zum Opfer. Deshalb wurden die fasces regelmäßig in einem feierlichen Akt ausgesondert, verbrannt und durch neue ersetzt. Es fiel Fabius also nicht besonders schwer, die Kuten aus dem Bündel zu lösen, und er suchte auch nicht lange nach der kräftigsten von ihnen. Er nahm die, die seiner zitternden Hand am nächsten lag und erhob sich langsam.
»Haltet ihn fest«, sagte Caesar zu zwei anderen, »und zieht ihm die Toga aus.«
»Wo? Und wie viele!« flüsterte Fabius erregt.
Caesar ignorierte ihn. »Da dieser Mann ein Bürger Roms ist, will ich ihn nicht so weit erniedrigen, daß ich ihm die Tunika ausziehe und das Hinterteil entblöße. Liktor, sechs Hiebe auf die linke Wade und sechs Hiebe auf die rechte.« Er hatte die Stimme gesenkt, um Fabius’ Flüsterton nachzuäffen. »Und daß du mir fest genug zuschlägst, Fabius, sonst bist du selber der nächste.« Er zog Vettius den Brief aus der Hand, warf einen kurzen Blick auf seinen Inhalt, dann ging er zum Rand des Podiums und hielt ihn Silanus entgegen, der Murena an diesem Tage vertrat (und sich wünschte, er wäre selbst so klug gewesen, unerträgliche Kopfschmerzen vorzuschützen). »Erster Konsul, ich übergebe dir dieses Beweisstück zur sorgfältigen Prüfung. Es ist nicht meine Schrift.« Caesars Miene drückte Verachtung aus. »Und schon gar nicht ist dies mein Stil. Er ist viel zu unbeholfen und erinnert mich an Gaius Piso — der kann auch keine vier Worte sinnvoll aneinandereihen.«
Die Schläge wurden von Vettius’ winselnden Klagelauten begleitet; der
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