MoR 04 - Caesars Frauen
Erste Liktor Fabius hatte Caesar bereits in jenen Tagen ins Herz geschlossen, als er ihm als kurulischem Ädil und später als Richter am Mordgericht zu Diensten war. Er hatte geglaubt, Caesar zu kennen. Heute war er eines Besseren belehrt worden, deshalb schlug er jetzt mit aller Härte zu.
Während die Züchtigung ihren Lauf nahm, verließ Caesar das Tribunal und schlenderte in die hintersten Reihen der Zuschauer, wo die Menschen niederer Herkunft standen und begeistert waren. Kam ihm einer mit einer schäbigen, selbstgesponnenen Toga unter die Augen, tippte er ihm einladend auf die Schulter, und als er zwanzig zusammen hatte, führte er die Gruppe zu einem Platz direkt vor der Plattform.
Die Züchtigung war vorüber. Vettius trat schluchzend von einem Bein aufs andere; er litt unter einem doppelten Schmerz: dem Brennen der Waden und der Zerstörung seiner Selbstachtung. Viele der Zeugen dieser Demütigung kannten ihn — und hatten Fabius auch noch angefeuert.
»Soviel ich weiß, ist Lucius Vettius ein Liebhaber schöner Möbel!« sagte Caesar. »Schläge mit einer Rute hinterlassen keine nachhaltige Erinnerung an falsches Verhalten, und Lucius Vettius soll sich noch lange an diesen Tag erinnern können. Ich ordne deshalb an, daß ein Teil seines Besitzes konfisziert wird. Die zwanzig Quirites, denen ich auf die Schulter getippt habe, dürfen Lucius Vettius zu seinem Haus begleiten, und jeder soll sich ein Stück des Mobiliars aussuchen. Sonst darf nichts angerührt werden — weder Sklaven noch Tafelsilber, noch vergoldete Gegenstände oder Plastiken. Liktoren, begleitet diesen Mann zu seinem Haus und sorgt dafür, daß meine Anordnungen befolgt werden.«
Und so hinkte ein jammernder Vettius unter Bewachung davon, gefolgt von einer fröhlichen Schar von Nutznießern, die bereits eifrig damit beschäftigt waren, die Beute untereinander aufzuteilen — wer brauchte ein Bett, wer eine Liege, einen Tisch oder einen Sessel, wer hatte Platz genug für einen Schreibtisch?
Einer der zwanzig drehte sich noch einmal um, als Caesar gerade von seinem Tribunal herunterstieg. »Kriegen wir auch die Matratzen zu den Betten?« rief er.
»Ein Bett ohne Matratze ist zu nichts nutze, niemand weiß das besser als ich, Quiris!« lachte Caesar. »Matratzen gehören zu den Betten dazu und Nackenrollen zu den Liegesofoas. Aber nicht die Tücher zum Zudecken, verstanden?«
Caesar ging nach Hause, um sich ein bißchen frisch zu machen; ein ereignisreicher Tag lag hinter ihm, die Zeit war wie im Fluge vergangen, und er hatte eine Verabredung mit Servilia.
Eine ekstatische Servilia war eine lustvolle Erfahrung. Sie leckte und küßte und lutschte in rasender Verzückung, öffnete sich, versuchte ihn zu öffnen, sog ihn aus und verlangte nach mehr.
Der beste Weg, die Anspannung loszuwerden, die sich in den letzten Tagen angesammelt hat. dachte Caesar, während er, flach auf dem Rücken liegend, in kühlen Schlaf hinüberdämmerte. Da er keine Schamhaare hatte, an denen man ziehen konnte, kniff sie ihn in die lose Haut seines Hodensacks.
»So kriegt man dich wach!«
»Du bist eine Barbarin, Servilia!«
»Ich will mit dir reden.«
»Ich will schlafen.«
»Später.«
Seufzend rollte er sich auf die Seite und warf ein Bein über sie, um sein Rückgrat zu strecken. »Dann sprich.«
»Ich glaube, du hast sie besiegt«, sagte sie und fügte nach einer Pause hinzu: »Für den Augenblick jedenfalls.«
»Richtig, für den Augenblick. Sie werden niemals lockerlassen.«
»Sie würden lockerlassen, wenn du ihnen den Raum für ihre dignitas lassen würdest.«
»Warum sollte ich? Die kennen ja nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes. Wenn sie sich ihre eigene dignitas bewahren wollen, dann sollten sie meine endlich in Ruhe lassen.« Er machte ein Geräusch, das Zorn und Überdruß ausdrückte. »Aber so kommt eines zum anderen, und je älter ich werde, desto anstrengender wird es. Ich gerate zu schnell in Zorn.«
»Das ist wahr. Kannst du das ändern?«
»Ich weiß gar nicht, ob ich es ändern will. Meine Mutter sagt immer, mein Jähzorn und mein Mangel an Geduld seien meine beiden schlimmsten Fehler. Sie ist eine unbarmherzige Kritikerin und ein Ausbund an Disziplin. Damals, als ich in den Osten ging, glaubte ich, beide Fehler überwunden zu haben. Aber damals kannte ich Bibulus und Cato noch nicht, auch wenn ich Bibulus sehr bald kennenlernen sollte. Mit ihm allein bin ich gut zurechtgekommen. Zusammen mit Cato ist er tausendmal
Weitere Kostenlose Bücher