MoR 04 - Caesars Frauen
inzwischen mehr Wunden beigefügt als Spartacus.«
»Und dich, Scipio«, bemerkte Gaius Piso zornig, »scheint es nach einer Tracht Prügel zu gelüsten!«
Der Januar war schon fast vorbei, als es endlich Neuigkeiten aus dem Norden gab. Seit Anfang Dezember hatte sich Catalina immer weiter in den Appenin zurückgezogen, aber dann mußte er erfahren, daß Metellus Celer und Marcius Rex zwischen ihm und der adriatischen Küste lagen. Da ihm kein Fluchtweg aus Italien offenstand, blieben ihm nur zwei Möglichkeiten — sich dem Kampf zu stellen oder sich zu ergeben. Eine Kapitulation kam nicht in Frage, und so setzte er alles auf eine einzige Entscheidungsschlacht in einem engen Tal nahe der Stadt Pistoria. Doch nicht Gaius Antonius Hybrida stellte sich ihm zum Kampf, diese Ehre war dem altgedienten Soldaten Marcus Petreius vorbehalten. Ach, dieser Schmerz im rechten Zeh! Hybrida mochte sein Kommandantenzelt gar nicht mehr verlassen. Catilinas Soldaten kämpften aufopferungsvoll, mehr als dreitausend von ihnen zogen es vor, die Stellungen zu halten und zu sterben. Auch Catilina. Er hielt den silbernen Adler in der Hand, den schon Gaius Marius bei seinem Tode gehalten hatte. Man erzählte sich, er habe — als man ihn zwischen den Toten fand — das gleiche ironische Lächeln auf den Lippen gehabt, mit dem er allen, von Catulus bis Cicero, begegnet war.
Nun gab es keine Ausreden mehr: Das Senatus Consultum Ultimum wurde schließlich aufgehoben. Nicht einmal Cicero brachte noch den Mut auf, dafür zu plädieren, es so lange in Kraft zu lassen, bis man auch dem letzten Verschwörer das Handwerk gelegt hatte. Ein paar Prätoren wurden losgeschickt, um die restlichen Widerstandsnester auszuheben, unter anderem entsandte man Bibulus ins Gebiet der Paeligni im bergigen Samnium und Quintus Cicero in das nicht weniger unzugängliche Bruttium.
Im Februar begannen die Prozesse. Diesmal würde es keine Hinrichtungen geben, und niemand sollte kurzerhand ins Exil geschickt werden. Der Senat beschloß, einen Sondergerichtshof einzurichten.
Ein Ex-Ädil, Lucius Novius Niger, wurde zu seinem Vorsitzenden ernannt, nachdem sich außer ihm niemand bereit erklärt hatte, die Aufgabe zu übernehmen. Die in Rom verbliebenen Prätoren, von Philippus bis hin zu Caesar, hatten riesige Berge von Arbeit an ihren eigenen Tribunalen vorgeschützt. Es lag einerseits an den Umständen, andererseits in der Natur des Mannes, daß dieser Novius Niger sich zur Verfügung gestellt hatte, denn er gehörte zu den bedauerlichen Kreaturen, deren Ehrgeiz ihre Fähigkeiten bei weitem übersteigt; und er glaubte sich mit dieser Ernennung auf dem sichersten Weg zu einem Konsulat. Es waren höchst eigenwillige Erlasse, die er herausgab: Niemand würde von einer Untersuchung verschont bleiben, niemand würde mit Samthandschuhen angefaßt, niemand sollte sich seine Freiheit mit Bestechung erkaufen dürfen, die Bänke der Geschworenen würden süßer duften als ein Feld von Veilchen in der Campania. Sein letzter Erlaß fand keinen großen Anklang: Er setzte für jede Information, die zu einer Verurteilung führte, eine Belohnung von zwei Talenten aus — natürlich wollte er diese Belohnung mit den Geldstrafen und konfiszierten Vermögen finanzieren. Bloß keine unnötigen Unkosten für das Schatzamt! Die meisten Menschen erinnerte das auf fatale Weise an Sullas Proskriptionen. Und so kam es, daß die berufsmäßigen Forumsgänger bereits eine geringe Meinung vom Präsidenten des Sondergerichts hatten, als er sein Tribunal eröffnete.
Zuerst wurden fünf Männer vor Gericht gestellt, und alle würden mit Sicherheit verurteilt werden: Die Brüder Sulla, Marcus Porcius Laeca sowie Gaius Cornelius und Lucius Vargunteius, die beiden Männer, die Cicero hatten ermorden wollen. Um den Gerichtshof zu unterstützen, beschäftigte der Senat sich mit Ciceros Informanten Quintus Curius; das Kreuzverhör fand zu der Zeit statt, als Novus Niger seine Anhörungen begann. Natürlich zog er eine weit größere Zuhörerschaft an, denn er veranstaltete sein Tribunal auf dem größten freien Platz des gesamten Forums.
Ein gewisser Lucius Vettius war der erste Denuziant, und er sollte auch der letzte sein. Dieser unbedeutende Ritter vom Status eines Zahlmeisters ging zu Novius Niger und verkündete, er habe mehr als genug Informationen, um sich das hübsche Sümmchen von fünfzigtausend Sesterzen zu verdienen, das als Belohnung ausgesetzt war. Bei seiner Zeugenaussage vor Gericht
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