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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sensibles, leicht verletzliches Selbstbild nicht aufzurichten, wenn ihm wieder einmal deutlich vor Augen geführt worden war, daß die boni und andere Adelskreise in ihm nichts anderes sahen als einen anmaßenden Emporkömmling, einen nichtrömischen Fremdkörper.
    Er war von bescheidener Abstammung, besaß aber durchaus einige erwähnenswerte Vorfahren. Sein Großvater war Mitglied des Senats gewesen und hatte in eine ganz und gar römische Familie geheiratet, die Lucilii; sein Vater war der berühmte Pompeius Strabo gewesen, Konsul, siegreicher General im Italischen Krieg und Fürsprecher der konservativen Elemente im Senat, als Rom von Marius und Cinna bedroht wurde. Doch Marius und Cinna hatten schließlich gesiegt, und Pompeius Strabo war in einem Lager außerhalb der Stadt einer Krankheit erlegen. Da sie Pompeius Strabo die Schuld an der Typhusepidemie gaben, die damals im belagerten Rom wütete, hatten die Bewohner des Quirinal und des Viminal seinen nackten Leichnam von einem Esel durch die Straßen schleifen lassen. Für den jungen Pompeius eine Greueltat, die er Rom niemals vergeben hatte.
    Seine Chance war gekommen, als Sulla aus dem Exil zurückgekehrt und in die italische Halbinsel eingefallen war; der zwanzigjährige Pompeius hatte drei Legionen aus Veteranen seines toten Vaters angeworben, in Marsch gesetzt und Sulla in der Campania zugeführt. Der schlaue Sulla, der nur allzugut wußte, daß Pompeius ihm die Zustimmung zu einem gemeinsamen Kommando abpressen wollte, hatte ihn, als er die Diktatur ansteuerte, für einige seiner fragwürdigsten Unternehmungen benutzt. Bevor Sulla zurückgetreten und gestorben war, hatte er noch für diesen ehrgeizigen, selbstbewußten jungen Mann gesorgt, indem er ein Gesetz erließ, das auch einem Mann, der nicht im Senat war, erlaubte, eine von Roms Armeen zu befehligen. Pompeius hatte sich nämlich gegen den Senat gestellt und sich geweigert, ihm anzugehören. Danach hatte er sechs Jahre lang in Spanien gegen den Rebellen Quintus Sertorius Krieg geführt, und während dieser sechs Jahre waren Pompeius so manche Zweifel an seinen militärischen Fähigkeiten gekommen. Mit grenzenloser Zuversicht war er nach Spanien gezogen, überzeugt davon, mit Sertorius in kürzester Zeit fertig zu werden, doch er sollte es mit einem der fähigsten Generäle in der Geschichte Roms zu tun bekommen. Schließlich gelang es ihm aber doch, Sertorius zu zermürben. Und so kehrte ein sehr veränderter Pompeius nach Italien zurück: listig, skrupellos und darauf bedacht, allen zu zeigen, daß er den Senat (der ihn mit Geld und Nachschub in Spanien unverschämt kurzgehalten hatte) in die Knie zwingen konnte.
    Pompeius hatte begonnen, dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen, und zwei Männer hatten ihn dabei mit stillschweigendem Einverständnis gewähren lassen — der eine war Marcus Crassus, Sieger über Spartacus, der andere niemand anderer als Caesar. Der neunundzwanzig Jahre alte Caesar zog für sie die Fäden, Pompeius und Crassus zwangen den Senat mit Hilfe ihrer beiden Armeen, sie als Konsuln kandidieren zu lassen. Noch nie war jemand in dieses Amt gewählt worden, ehe er nicht wenigstens Mitglied des Senats gewesen war, aber Pompeius wurde Erster Konsul und Crassus sein Kollege. Und so hatte dieser außergewöhnliche, viel zu junge Mann aus Picenum sein Ziel auf eine ganz und gar nicht verfassungsmäßige Weise erreicht, und Caesar, der noch sechs Jahre jünger war als er, hatte ihm gezeigt, wie man so etwas machte.
    Um die Schmach des Senats zu vervollständigen, wurde die Amtszeit der beiden Konsuln Pompeius Magnus und Marcus Crassus zu einem einzigen Triumph, einem Jahr der Festlichkeiten und Zirkussensationen, des Frohsinns und des Wohlstands. Und als es um war, lehnten es beide Männer ab, eine Provinz zu übernehmen; sie zogen sich statt dessen ins Privatleben zurück. Nur ein einziges wichtiges Gesetz hatten sie erlassen, und das gab den Volkstribunen, die Sulla per Gesetzgebung entmachtet hatte, ihre vollen Rechte zurück.
    Und nun war Pompeius in die Stadt gekommen, um der Wahl der Volkstribunen für das nächste Jahr beizuwohnen, und Caesar, der ihm und der großen Menge seiner Klienten beim Verlassen des Forums an der Ecke Via Sacra und Clibus Orbius begegnet war, staunte nicht schlecht darüber.
    »Ich hätte nicht erwartet, dich in Rom zu treffen«, sagte Caesar, als ihre Gefolgschaften sich vereinigten. Er musterte Pompeius ungeniert von Kopf bis Fuß und grinste. »Du

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