MoR 04 - Caesars Frauen
hat es für einen Sinn, sich auf Gefechte an Land einzulassen? Die Piraten operieren auf See! Sicher, man muß ihre Stützpunkte an Land ausräuchern, aber erst wenn du sie auf See erwischst, kannst du ihre Lebensgrundlage zerstören — ihre Schiffe. Ein moderner Seekrieg ist was anderes als Troja. Du kannst ihre Schiffe nicht am Ufer in Brand stecken. Während ihre Hauptstreitmacht dich aufhält, formieren die anderen sich zu Rumpfmannschaften und rudern mit der Flotte woanders hin.«
»Ja.« Caesar nickte. »Den Fehler haben sie bis jetzt alle gemacht, angefangen bei den beiden Antonii bis hin zu Vatia Isauricus. Dörfer niedergebrannt und Städte geplündert. Die Sache verlangt nach einem Mann, der wirklich etwas von Organisation versteht.«
»Genau!« rief Pompeius. »Und dieser Mann bin ich, das verspreche ich dir! Und wenn meine selbstverordnete Passivität in den letzten Jahren zu nichts anderem getaugt hat — ich hatte wenigstens Zeit zum Nachdenken. In Spanien habe ich mich blind ins Getümmel gestürzt. Ich hätte mir überlegen müssen, wie man so einen Krieg gewinnt, bevor ich aus Mutina losgezogen bin. Ich hätte alles vorher ausklügeln müssen, nicht nur, wie man am schnellsten über die Alpen kommt. Dann hätte ich auch gewußt, wieviel Legionen ich brauche, wieviel Reiterei, wieviel Geld in der Kriegskasse. Und ich hätte meinen Feind besser kennengelernt. Quintus Sertorius war ein brillanter Taktiker. Aber man gewinnt einen Krieg nicht mit Taktik, Caesar. Strategie ist das Zauberwort. Strategie!«
»Und was die Piraten betrifft, Magnus, da hast du dich gründlich informiert?«
»Und ob. Über jeden einzelnen Aspekt, vom wichtigsten bis zum unwichtigsten: Karten, Spione, Schiffe, Geld, Männer. Ich weiß, wie man die Sache am besten erledigt«, sagte Pompeius und zeigte viel mehr Zuversicht als früher. Spanien, das war noch der Feldzug eines Schlächters gewesen. Gemetzel dieser Art gehörten der Vergangenheit an.
Und so sah Caesar der Wahl der zehn Volkstribunen mit großem Interesse zu. Aulus Gabinius war ein sicherer Kandidat, folglich erhielt er auch die meisten Stimmen und wurde Vorsitzender des Kollegiums der Volkstribunen, das am zehnten Dezember mit seiner Arbeit beginnen würde.
Da die Volkstribunen die meisten neuen Gesetze einbrachten und traditionell die einzigen Gesetzgeber waren, die nichts gegen Veränderungen hatten, brauchte jede der mächtigsten Faktionen im Senat mindestens einen Volkstribunen auf ihrer Seite. So auch die boni, die ihre Männer dazu benutzten, jede neue Gesetzgebung zu blockieren. Die wirksamste Waffe des Volkstribunen war das Veto, mit dem er seine Kollegen, alle anderen Amtsträger und sogar den Senat blockieren konnte. Und das bedeutete, daß die Volkstribunen der boni keine neuen Gesetze einbrachten, sondern ihr Veto dagegen einlegten. Und natürlich gelang es den boni, bei der Wahl drei ihrer Männer durchzubringen — Globulus, Trebellius und Otho. Keiner von ihnen war herausragend, aber ein Volkstribun der boni mußte nicht brillant sein, er brauchte nur die Fähigkeit, laut und deutlich das Wort »Veto!« aussprechen zu können.
Pompeius hatte in dem neuen Gremium zwei ausgezeichnete Männer, die seine Ziele verfolgten. Aulus Gabinius mochte zwar mittellos und von vergleichsweise unbedeutender Herkunft sein, aber er würde es weit bringen; Caesar kannte ihn seit der Belagerung von Mitylene. Natürlich stammte auch Pompeius’ zweiter Mann aus Picenum: ein gewisser Gaius Cornelius, nicht nur ein Patrizier, sondern ein Abkömmling der ehrwürdigen gens Cornelia. Vielleicht war er nicht so an Pompeius gebunden wie Gabinius, doch auf keinen Fall würde er gegen ein von Gabinius eingebrachtes Plebiszit sein Veto einlegen.
Caesar fand das alles zwar höchst interessant, der eine Mann unter den Gewählten jedoch, der ihm am meisten Sorgen machte, gehörte weder zu den boni noch zu Pompeius. Er hieß Gaius Papirius Carbo, einer von der radikalen Sorte, der gern sein eigenes Süppchen kochte. Eine Zeitlang erzählte man sich auf dem Forum, er habe die Absicht, Caesars Onkel Marcus Aurelius Cotta vor Gericht zu stellen, weil dieser während seines Feldzugs in Bithynien gegen Roms alten Erzfeind König Mithridates Beute unterschlagen haben sollte, die er Heracleia abgenommen hatte. Gegen Ende des berühmten gemeinsamen Konsulats von Pompeius und Crassus war Marcus Cotta im Triumphzug nach Rom zurückgekehrt, und kein Mensch hatte damals seine Integrität
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