MoR 04 - Caesars Frauen
siehst gut aus und scheinst in Hochform zu sein«, sagte er. »Hast deine gute Figur in die mittleren Jahre gerettet.«
»Mittlere Jahre?« fragte Pompeius beleidigt. »Ich bin doch nicht alt, nur weil ich schon einmal Konsul war! Ende September werde ich achtunddreißig !«
»Und ich bin gerade zweiunddreißig geworden«, erwiderte Caesar hochmütig. »In dem Alter warst nicht einmal du Konsul, Pompeius Magnus.«
»Du willst mich foppen«, sagte Pompeius schon wesentlich ruhiger. »Du bist wie Cicero, deine scharfe Zunge wird dich noch auf den Scheiterhaufen bringen.«
»Ich wollte, ich wäre so originell wie er. Aber meine Frage war durchaus ernst gemeint, Magnus. Was tust du in Rom, wenn du keinen besseren Grund hast als die Wahl der Volkstribunen? Ich hätte nicht geglaubt, daß du es inzwischen nötig hast, Volkstribunen für dich arbeiten zu lassen.« »Ein, zwei Volkstribunen kann jeder gut gebrauchen, Caesar.«
»Ach ja? Was führst du im Schilde, Magnus?«
Pompeius blickte Caesar aus seinen blauen Augen arglos an. »Ich führe nichts im Schilde.«
»Oh! Sieh nur!« rief Caesar und deutete in Richtung Himmel. »Hast du’s gesehen, Magnus?«
»Was gesehen?« Pompeius suchte die Wolken ab.
»Das hellrosa Schweinchen. Es flog wie ein Adler.«
»Du glaubst mir nicht.«
»Stimmt, ich glaube dir nicht. Warum schenkst du mir keinen reinen Wein ein? Du weißt sehr gut, daß ich nicht zu deinen Feinden zähle. Ich war dir in der Vergangenheit von großem Nutzen, und es gibt keinen Grund, warum ich dich nicht auch in Zukunft unterstützen sollte. Du mußt zugeben, daß ich kein schlechter Redner bin.«
»Nun...«, sagte Pompeius, schwieg dann aber.
»Nun, was?«
Pompeius blieb stehen, warf einen Blick hinter sich auf die Menge der Klienten in ihrem Gefolge, schüttelte den Kopf und ging an den Rand des Weges, wo er sich gegen eine der prächtigen Marmorsäulen lehnte, von denen die Arkaden vor dem Hauptsaal der Basilica Aemilia gestützt wurden. Caesar hatte verstanden, daß Pompeius auf diese Weise lästigen Ohrenzeugen ausweichen wollte, und baute sich so neben dem Großen auf, daß er ihm zuhören konnte, während die Herde der Klienten, die vor Neugierde leuchtende Augen hatten, außer Hörweite blieb.
»Und wenn nun einer von denen von den Lippen lesen kann?« fragte Caesar.
»Schon wieder hältst du mich zum besten!«
»Nein, eigentlich nicht. Aber warum drehen wir uns nicht einfach um und tun so, als würden wir auf Aemilias Galerie pinkeln?«
Das war zuviel; Pompeius brüllte los vor Lachen. Als er sich wieder beruhigt hatte, wandte er sich so weit von ihrem Publikum ab, daß die Männer ihn nur im Profil sehen konnten, und die Lippen benutzte er so sparsam wie ein Pornographiehändler auf dem Forum.
»Tatsache ist«, sagte Pompeius leise, »daß ich dieses Jahr einen guten Kameraden unter den Kandidaten habe.«
»Aulus Gabinius?«
»Woher weißt du das?«
»Er stammt aus Picenum und hat in Spanien zu deinem persönlichen Stab gehört. Er ist übrigens ein guter Freund von mir. Wir waren beide als junge Militärtribune in Mitylene, während der Belagerung.« Caesar feixte. »Gabinius konnte Bibulus auch nicht ausstehen, und die Jahre haben ihn den boni nicht geneigter gemacht.«
»Gabinius ist der beste Kamerad, den es gibt.«
»Und ein sehr fähiger Mann.«
»Das auch.«
»Was für ein Gesetz soll er für dich einbringen? Sollen sie Lucullus das Kommando entziehen und dir auf dem Silbertablett servieren?«
»Nein, nein!« knurrte Pompeius. »Dafür ist es viel zu früh. Zuerst brauche ich einen kurzen Feldzug, um die Muskeln aufzuwärmen.«
»Die Piraten?« fragte Caesar.
»Diesmal hast du ins Schwarze getroffen! Die Piraten.«
Caesar beugte das rechte Knie, um das Bein gegen die Säule zu lehnen. Er machte ein Gesicht, als würden sie sich nur ein wenig über die alten Zeiten unterhalten. »Mein Kompliment, Magnus. Das ist nicht nur sehr klug, sondern auch äußerst nützlich.«
»Metellus das Zicklein auf Kreta imponiert dir wohl nicht?«
»Der Mann ist ein halsstarriger Dummkopf und korrupt obendrein. Ein passender Schwager für Verres — in mehr als einer Hinsicht. Er verfügte über drei gute Legionen, und trotzdem hätte er die Landschlacht gegen einen buntgemischten Haufen von vierundzwanzigtausend unausgebildeten, von ein paar Seeleuten angeführten Kretern um ein Haar verloren.«
»Schrecklich.« Pompeius schüttelte düster den Kopf. »Ich frage dich, Caesar, was
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