MoR 04 - Caesars Frauen
bei Marcus Cicero war, um ihn zu bitten, den jungen Curio von seinen Schmähreden auf dem Forum abzuhalten.«
»Wie dumm von ihm!« rief Caesar ärgerlich. »Ich habe ihm doch prophezeit, daß Cicero sich dann nur wichtig fühlen würde. Der Retter seines Vaterlandes läßt sich seit neuestem von den boni einspannen, und es bereitet ihm unendliches Vergnügen, die Angebote, die wir ihm unterbreiten, abzulehnen. Er wollte weder Komiteemitglied, noch nächstes Jahr Legat in Gallien werden; er hat sogar mein Angebot, auf Staatskosten zu reisen, ausgeschlagen. Und was tut Pompeius? Bietet ihm Geld!«
»Er hat das Geld natürlich abgelehnt«, sagte Aurelia.
»Und das trotz seiner wachsenden Schulden. Ich habe niemals einen Mann gesehen, der so besessen war, Landhäuser zu besitzen!«
»Bedeutet das, du wirst Clodius im nächsten Jahr auf Cicero ansetzen?«
Die Augen, mit denen Caesar seine Mutter ansah, waren kalt. »Das werde ich sogar ganz sicher tun.«
»Was hat nur Cicero zu Pompeius gesagt, daß du auf ihn so wütend bist?«
»So etwas Ähnliches wie während des Prozesses von Hybrida. Doch dummerweise hat sich Pompeius anmerken lassen, daß er gewisse Zweifel an mir hat; und nun glaubt Cicero, es gebe eine Chance, ihn von mir abzubringen.«
»Das wiederum bezweifle ich, Caesar. Es ist einfach nicht logisch. Er lebt doch mit Julia!«
»Ja, vermutlich hast du recht. Magnus spielt mit verdeckten Karten, es würde ihm ganz sicher nicht behagen, wenn Cicero genau wüßte, was er denkt.«
»Ich würde mir an deiner Stelle eher Sorgen wegen Cato machen. Bibulus hat zwar den besseren Überblick von beiden, doch Cato hat den Einfluß«, sagte Aurelia. »Wie angenehm, wenn Clodius nicht nur Cicero, sondern auch Cato von der Bildfläche entfernen könnte.«
»Das würde mir in meiner Abwesenheit sicher den Rücken stärken, Mater! Leider sehe ich keine Möglichkeit dazu.«
»Denke darüber nach. Wenn du Cato unschädlich machen könntest, wärst du auf einen Schlag all die Gefahren los, die dir im Nacken sitzen. Er ist die Quelle allen Übels.«
Die kurulischen Wahlen fanden etwas später im Quinctilis statt als sonst, und die favorisierten Kandidaten waren eindeutig Aulus Gabinius und Lucius Calpurnius Piso. Sie warben eifrig um Stimmen, waren jedoch zu schlau, als daß sie Cato die Gelegenheit gegeben hätten, ihnen Bestechung vorzuwerfen. Die launische öffentliche Meinung schwang wieder einmal um und distanzierte sich von den boni; es sah so aus, als werde es ein gutes Wahlergebnis für die Triumvirn werden.
Genau zu diesem Zeitpunkt, wenige Tage vor den kurulischen Wahlen, kam Lucius Vettius aus seinem Versteck hervorgekrochen. Er machte sich an Curio heran, dessen Forumsreden sich in diesen Tagen überwiegend gegen Pompeius richteten, und erzählte ihm, daß er von einem Mordkomplott gegen Pompeius erfahren habe. Dann fragte er den jungen Curio ohne Umschweife, ob er sich der Verschwörung anschließen wolle. Curio hörte gespannt zu und gab vor, interessiert zu sein. Doch das Gespräch war kaum beendet, da erzählte er das Ganze seinem Vater, denn Curio war nicht vom Schlage eines Verschwörers oder Mörders. Der ältere Curio und sein Sohn lagen sich zwar ständig in den Haaren, doch Gegenstand ihrer Differenzen waren meist Wein, sexuelle Ausschweifungen und Schulden; kaum war Gefahr im Verzug, schlossen sich die Scribonius-Curio-Reihen.
Der ältere Curio setzte sofort Pompeius in Kenntnis, der unverzüglich eine Sitzung des Senates einberief. Der lud umgehend Vettius vor, um ihn als Zeugen aussagen zu lassen. Zunächst stritt der in Ungnade gefallene Ritter alles ab, dann aber brach er zusammen und nannte Namen: den Sohn des zukünftigen Kandidaten für das Konsulamt, Lentulus Spinther, Lucius Aemilius Paullus und Marcus Junius Brutus, bisher bekannt als Caepio Brutus. Die Namen klangen so abwegig, daß niemand sie recht glauben konnte. Der junge Spinther war weder Mitglied des Clodius-Clubs noch bekannt für unbedachte Handlungen. Lepidus’ Sohn hatte zwar eine rebellische Vergangenheit hinter sich, doch seit seiner Rückkehr aus dem Exil hatte er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen; und was den jungen Brutus betraf, so war allein der Gedanke, er könne ein Mörder sein, einfach lächerlich. Daraufhin behauptete Vettius, einer von Bibulus’ Schreibern habe ihm, im Auftrag des ans Haus gebundenen Zweiten Konsuls, einen Dolch überbracht. Später hörte man Cicero sagen, es sei eine Schande,
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