MoR 04 - Caesars Frauen
bot, fand er sich auf der Rostra oder Castors Rednertribüne ein, wo er dann Caesars fragwürdige Vergangenheit mitleidslos verspottete — auf eine unbestritten amüsante Weise. Auch Bibulus betrat die Kampfarena, indem er witzige Anekdoten, Epigramme, Nachrichten und Erlasse an Caesars Mitteilungstafel im unteren Forum anbrachte.
Dessenungeachtet wurden Caesars Gesetze verabschiedet: das zweite Gesetz zur Landreform, die unterschiedlichen Gesetze, die unter den leges Vatiniae zusammengefaßt waren und Caesar zu seinen Provinzen verhalfen, und zahlreiche weitere, eher unauffällige, doch zweckmäßige Verfügungen, die Caesar schon seit Jahren unbedingt erlassen wollte. König Ptolemaios der Elfte, Theos Philopator Philadelphus, genannt Auletes, wurde Freund und Verbündeter des römischen Volkes und sein Anspruch auf den ägyptischen Thron bestätigt.
Viertausend Talente lagen noch in Balbus’ Bank in Gades, nachdem Pompeius und Crassus ausbezahlt worden waren. Balbus machte sich gemeinsam mit Titus Labienus eiligst in Richtung Norden auf, um in Gallia Cisalpina seine Arbeit zu beginnen. Balbus würde die Waffen und die Ausrüstung besorgen (wenn möglich von Lucius Piso und Marcus Crassus), während Labienus beginnen sollte, die dritte Legion für die Provinz auszuheben.
Caesar hatte einen Krieg im Nordosten des Landes und im Stromgebiet des Danubius geplant, und Gallia Transalpina war ihm daher eine Last. Bislang hatte er Pomptinus noch nicht abberufen, obgleich er ihm ein Dorn im Auge war, denn mit den Schwierigkeiten an den Rhodanus-Ufern beabsichtigte er, diplomatisch umzugehen. Ariovistus, König der germanischen Sueben, war eine neue Macht in Gallia Transalpina; er herrschte jetzt über das Gebiet zwischen dem Lemannus-See und den Ufern des Rhenus, das Gallia Transalpina von Germanien trennte. Ursprünglich hatten die Sequaner Ariovistus gestattet, in ihr Land einzuwandern, und hatten ihm dafür ein Drittel ihres Landes versprochen. Doch die Sueben strömten so unaufhaltsam und so zahlreich über den großen Fluß, daß Ariovistus schon sehr bald zwei Drittel des Sequaner-Landes verlangte. Die Unruhen übertrugen sich auf die Haeduer, die schon seit vielen Jahren als Freunde und Verbündete des römischen Volkes galten. Und dann begannen auch noch die Helvetier, ein Stamm des großen Volkes der Tiguriner, aus ihren Bergfestungen herauszuströmen, um in Gallia Transalpina nach besseren Lebensbedingungen zu suchen.
Ein Krieg stand drohend vor der Tür, so daß Pomptinus ein ständiges Lager nicht weit vom Lemannus-See errichtete und sich mit einer Legion dort niederließ, um die Ereignisse zu beobachten.
Caesar erkannte scharfsinnig, daß Ariovistus der Schlüssel zur Lösung des Problems war. Im Namen des Senats begann er daher, mit den Vertretern des Germanenkönigs zu verhandeln; sein Ziel war ein Vertrag, der Roms Eigentum sichern, Ariovistus in Schach halten und die riesigen gallischen Stämme, aufgebracht durch den Einfall der Germanen, beruhigen sollte. Daß er dabei Verträge brach, die Rom längst mit den Haeduern geschlossen hatte, kümmerte ihn nicht im geringsten. Entscheidend war jetzt, einen Status quo zu etablieren, der jegliche Gefahr für Rom ausschloß.
Das Resultat war ein Erlaß des Senates, der König Ariovistus zum Freund und Verbündeten des römischen Volkes ernannte; er war begleitet von großzügigen Geschenken Caesars und erzielte die gewünschte Wirkung. Ariovistus fühlte sich in seiner Position bestätigt und konnte sich mit einem Seufzer der Erleichterung zurücklehnen: Sein gallischer Stützpunkt war nunmehr ein Faktum, das der Senat von Rom gebilligt hatte.
Die Freund-und-Verbündeten-Erlasse zu bewirken hatte sich in keinem Fall als Schwierigkeit erwiesen; denn der Senat, der von Natur aus konservativ und strikt gegen hohe Kriegsausgaben eingestellt war, hatte sehr schnell begriffen, daß die Bestätigung von Ptolemaios Männer wie Crassus daran hindern würde, Ägypten an sich zu reißen; und die Bestätigung von Ariovistus würde einen Krieg in Gallia Transalpina abwenden.
Auf dem Gipfel seiner schwindenden Popularität nahm Caesar Calpurnia, die Tochter des Lucius Calpurnius Piso, zu seiner dritten Frau. Es stellte sich heraus, daß sie mit ihren achtzehn Jahren genau dem Typus Ehefrau entsprach, den er zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere benötigte. Sie war groß und dunkel wie ihr Vater, ein sehr anziehendes Mädchen mit einer ruhigen und würdevollen
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