MoR 04 - Caesars Frauen
eine solche Art der Aufteilung des Reiches in die Annalen eingehen. Wie loyal sich der frischgebackene Schwiegersohn für seinen neuen Schwiegervater einsetzt! Ist es soweit mit Rom gekommen, daß man hier Töchter kauft und wieder verschachert? Hängt unsere politische Orientierung von dem Kauf oder Verkauf einer Tochter ab? Der Schwiegervater dieser schändlichen Verbindung hat bereits seinen Gesetzeshüter mit der Geschwulst am Kopf dazu benutzt, sich sein Prokonsulat zu sichern, was ich und alle wahren Patrioten Roms mit aller Macht zu verhindern suchten. Nun will auch noch der Schwiegersohn, daß tata eine weitere Provinz gewährt wird! Ein Mann — eine Provinz! So spricht das mos maiorum. Versammelte Väter, seht ihr nicht die Gefahr, die dieser Anspruch in sich birgt? Versteht ihr nicht, daß ihr euch den Tyrannen ins eigene Nest setzt, wenn ihr Pompeius’ Forderung erfüllt? Ich sage: Tut es nicht!«
Pompeius sah gelangweilt aus, Caesar, wie so oft, belustigt.
»Was du denkst, ist mir einerlei«, sagte Pompeius darauf. »Meine Motive sind die besten. Wenn der Senat von Rom sein Recht von alters her bewahren und unsere Provinzen auch weiterhin verteilen will, so sollte er von diesem Recht Gebrauch machen. Ihr könnt mich ignorieren, Senatoren, doch dann wird Publius Vatinius den Antrag vor die Plebejische Versammlung bringen, und sie wird Gaius Caesar Gallia Transalpina zuerkennen. Ich rate euch daher: Nehmt die Sache selbst in die Hand, bevor die Plebs es tut. Wenn ihr Gaius Caesar Gallia Transalpina zugesteht, dann obliegt euch die Kontrolle. Ihr könnt das Amt dann jedes Jahr am Neujahrstag verlängern oder auch nicht, ganz nach Belieben. Doch wenn der Antrag vor die Plebejische Versammlung geht, wird Gaius Caesar den Oberbefehl in Gallia Transalpina für ganze fünf Jahre erhalten. Wollt ihr das wirklich? Denn jedesmal, wenn die Versammlungen des Volkes ein Gesetz erlassen, für das einst der Senat zuständig war, geht diesem ein Stückchen Macht verloren. Mir ist es einerlei! Ihr müßt entscheiden! Die Entscheidung liegt in eurer Hand!«
In solchen Reden — schlicht, klar und unmißverständlich — lag Pompeius’ Stärke. Die Senatoren dachten über seine Worte nach und stimmten für die Zuteilung der Provinz Gallia Transalpina an den Ersten Konsul: für ein Jahr zunächst, beginnend mit dem nächsten Neujahrstag und nach Gutdünken des Senats verlängerbar.
»Ihr Toren!« rief Cato nach der Abstimmung, außer sich vor Wut. »Ihr unverbesserlichen Toren! Vor wenigen Minuten noch hatte er drei Legionen, jetzt habt ihr ihm auch die vierte zugestanden! Vier Legionen, und drei davon sind kampferprobt! Und was hat Caesar, dieser Schurke, wohl mit ihnen vor? Wird er sie benutzen, um seine zahlreichen Provinzen zu befrieden? Nein! Er wird sie benutzen, um gegen Italien, gegen Rom anzurücken, um sich zum König von Rom zu erheben!«
Die Rede kam nicht unerwartet, auch war sie nicht besonders kränkend; und keiner, nicht einmal die boni, schenkte Catos Worten wirklich Glauben.
Doch Caesar fuhr aus der Haut, ein Zeichen für die kolossale Spannung, die seit Monaten schon auf ihm lastete, und die jetzt, wo er hatte, was er wollte, von ihm abfiel. Er sprang auf, mit steinerner Miene und blitzenden Augen. »Du kannst so lange zetern wie du willst, Cato!« donnerte er. »Von mir aus kannst du zetern, bis der Himmel einstürzt und Rom unter seinen Wassern begräbt! Ja, ihr könnt alle lautstark protestieren, zetern, jammern, kritisieren! Mir ist es einerlei! Ich habe, was ich wollte, und habe es auch gegen euren Widerstand bekommen! Bleibt gefälligst sitzen und schweigt still, ihr jämmerlichen Kümmerlinge! Ich habe, was ich wollte. Und wenn man mir die Macht verleiht, so werde ich die Macht benutzen, um eure Köpfe zu zerquetschen!«
Keiner rührte sich, alle schwiegen, bebend vor Wut.
Was immer auch der Grund sein mochte — Caesars Protest gegen ein von ihm als ungerecht empfundenes Verhalten oder aber die allzu zahlreich aufgetretenen Beleidigungen, von denen die Heirat nur eine war —, von diesem Tage an begann die Popularität des Ersten Konsuls und seiner Verbündeten zu schwinden. Die öffentliche Meinung, schon mehr als ungehalten über Caesars zwei Provinzen, schlug plötzlich um zugunsten Cato und Bibulus, die diese Wendung rasch zu nutzen wußten. Es gelang ihnen, den jungen Curio zu kaufen, der ohnehin darauf erpicht war, Caesar das Leben schwer zu machen. Wann immer sich die Gelegenheit
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