MoR 04 - Caesars Frauen
euch ausheckt, weder talentiert noch schlau genug sind — manchmal macht ihr mich krank, ihr beiden!«
»Das kann ich nur zurückgeben!« rief Cato mit geballten Fäusten.
Bibulus, der ganz grau im Gesicht geworden war, legte die Hand auf Catos Arm. »Mach es jetzt nicht noch schlimmer, Cato«, sagte er. »Unsere Ehre ist durch die Schuld dieses Unwürdigen mit Vettius dahingegangen.« Er richtete sich auf. »Verlasse dieses Haus und komme niemals wieder, Piso!«
Der Stuhl fiel um; Gaius Piso blickte von einem Mann zum andern, dann spuckte er vor Catos Füße auf die Fliesen. »Vettius war mein Klient«, sagte er, »und ich erschien euch gut genug, um ihn in seine Rolle einzuweisen! Jedoch nicht gut genug, um euch mit meinem Rat zu unterstützen. Von jetzt an tragt eure Kämpfe selber aus! Und daß ihr es nicht wagt, mich zu beschuldigen, hört ihr? Ein Wort, und ich sage gegen jeden einzelnen von euch aus!«
Cato ließ sich auf einen der Steine niederfallen, die den im Sonnenlicht glitzernden Springbrunnen einfaßten; unzählige Wassertröpfchen formierten sich zu kleinen Regenbogen. Er bedeckte das Gesicht mit seinen Händen und wippte weinend auf und nieder.
»Wenn ich ihn das nächste Mal wiedersehe, dann werde ich ihn niedermachen!« sagte Ahenobarbus grimmig. »Der Schweinehund!«
»Wenn du Piso wiedersiehst, Lucius, wirst du sehr höflich zu ihm sein«, antwortete Bibulus und wischte seine Tränen fort. »Oh, unsere Ehre ist davon! Wir können nicht einmal Piso dafür büßen lassen, sonst steht uns das Exil bevor.«
Das Aufsehen, das der Tod von Lucius Vettius erregte, wurde auf Grund der Rätselhaftigkeit des Mordes noch verstärkt. Irgend jemand hatte den Plan gehabt, Pompeius zu ermorden, und da Lucius Vettius wußte, wer der Verschwörer war, hatte man ihn kurzerhand zum Schweigen gebracht. Zutiefst erschreckt, weil Vettius auch seinen Namen genannt hatte (und den seines loyalen, liebenden Schwiegersohns), schob Cicero alle Schuld auf Caesar, und viele unbedeutendere boni taten es ihm gleich. Bibulus und Cato lehnten jede Stellungnahme ab, so daß Pompeius von Verwirrung zu Verwirrung stolperte. Ein logisch denkender Betrachter hätte der Vettius-Affäre Sinn und Verstand abgesprochen; doch keiner, der in sie verwickelt war, vermochte gegenwärtig klar zu denken.
Die öffentliche Meinung wendete sich zum wiederholten Male gegen die Triumvirn, und es sah nicht so aus, als würde sich das ändern. Gerüchte über Caesar breiteten sich aus, sein Prätor Fufius Calenus wurde im Theater bei den ludi Apollinares ausgepfiffen. Klatsch und Tratsch setzten in Umlauf, daß Caesar beabsichtige, über Fufius Calenus das Recht der Achtzehn Ritter auf die reservierte Sitzbank direkt hinter den Senatoren abzuschaffen. Die Gladiatorenspiele, die von Aulus Gabinius finanziert worden waren, wurden zum Schauplatz weiterer Unerfreulichkeiten.
Bibulus, der sich jetzt sicher war, daß er mit seinen religiösen Taktiken am besten fuhr, schlug zu. Er verschob die kurulischen Wahlen und die Wahlen zur Volksversammlung auf den achtzehnten Tag des Oktober und hängte diesen Beschluß auf der Rostra, auf Castors Rednertribüne und auf der Tafel für öffentliche Bekanntmachungen aus. Es sei nämlich nicht nur Gestank auf dem unteren Forum wahrzunehmen, der von dem Körper des Lucius Vettius’ ausgehe, so Bibulus, er habe zudem eine riesige Sternschnuppe an der falschen Himmelshälfte beobachtet.
Pompeius geriet in Panik und beauftragte seinen Volkstribun, die Plebejische Versammlung einzuberufen; dort ließ sich Pompeius Magnus wortreich über Bibulus’ unverantwortliches Verhalten aus, das dieser offenkundiger zu Markte trage als die Sternschnuppe ihren Glanz. Da er selbst Augur sei, könne er der verzagten Menge schwören, daß mit den Omen alles rechtens sei. Bibulus habe dieses Omen nur erfunden, um Rom zu Fall zu bringen.
Anschließend überredete Pompeius Caesar, auch noch die Volksversammlung einzuberufen, um gegen Bibulus zu sprechen. Doch Caesar mangelte es diesmal an dem Enthusiasmus, der seine Reden sonst so feurig machte, und es gelang ihm nicht, die Menge mitzureißen. Die Worte, die beschwörend hätten wirken sollen — er forderte die Anwesenden dazu auf, ihm in Bibulus’ Haus zu folgen und diesen dort zu bitten, den Unfug zu beenden — kamen ohne jede Leidenschaft hervor. Die Mitglieder der Volksversammlung bevorzugten es, in ihre eigenen Häuser zurückzukehren.
»Das beweist nur, wie klar sie
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