MoR 04 - Caesars Frauen
denken können«, sagte Caesar zu Pompeius, als sie im Domus Publica beim Essen saßen. »Wir gehen an die Sache falsch heran, Magnus.«
Tief deprimiert lag dieser da, das Kinn auf seine linke Hand gestützt, und zuckte mit den Achseln. »Wir gehen falsch heran?« fragte er düster. »Es gibt gar keinen besseren Weg, das ist die Schwierigkeit.«
»Den gibt es schon, glaub mir.«
Pompeius’ Blick war mehr als zweifelnd. »Dann nenne mir den rechten Weg, Caesar.«
»Es ist jetzt Quinctilis und Wahlzeit, richtig? Die Spiele haben angefangen, und halb Italien ist hier, um sich zu amüsieren. Doch kaum einer der Besucher hält sich normalerweise auf dem Forum auf. Wie können diese Leute wissen, was sich hier zugetragen hat? Sie hören uns von Omen sprechen, von Zweiten Konsuln, die in den Himmel schauen, von Männern, die man in Gefängnissen ermordet, und von sich heftig streitenden Faktionen, die Roms Magistrate bekleiden. Sie sehen dich und mich und sehen die eine Seite. Dann sehen sie Cato, hören von Bibulus und sehen die andere Seite. Das alles muß für sie noch fremder sein als ein pisidisches Ritual.«
»So?« äußerte Pompeius. »Gabinius und Lucius Piso werden verlieren, das ist alles, was ich weiß.«
»Würden die Wahlen jetzt stattfinden, so gäbe ich dir sicher recht«, sagte Caesar, der jetzt wieder voller Energie und Leben war. »Bibulus hat einen Fehler begangen, Magnus. Er hätte den Wahltermin nicht ändern dürfen, hätte die Wahlen gleich abhalten müssen. Dann wären nämlich beide Konsuln einstimmig boni geworden. Indem er sie verschoben hat, hat er uns Zeit gegeben und die Chance, unsere Position erneut zu festigen.«
»Wir können unsere Position nicht wieder festigen.«
»Wenn wir die Plebs gegen seinen neuesten Erlaß aufwiegeln, so stimme ich dir zu. Doch gerade das werden wir nicht länger tun. Wir werden seinen Aufschub als gesetzmäßig anerkennen, als ständen wir mit voller Überzeugung hinter ihm. Anschließend werden wir daran arbeiten, unsern Einfluß bei der Wählerschaft neu aufzubauen. Und bis Oktober haben wir die Gunst der Wähler zurückgewonnen, Magnus, du wirst sehen. Dann wird man unsere Konsuln Gabinius und Lucius Piso wählen.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Da bin ich mir ganz sicher, Magnus. Fahr du zurück in deine albanische Villa und zu Julia — bitte! Hör auf, dir über die römische Politik den Kopf zu zerbrechen. Ich werde mich so lange von der Außenwelt abschließen, bis ich dem Senat mein Gesetz vorlegen kann, das es den Statthaltern der Provinzen untersagt, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen; vermutlich wird sich das zwei Monate hinziehen. In dieser Zeit verhalten wir uns ruhig, tun nichts und schweigen. Dann haben Bibulus und Cato nichts, worüber sie sich das Maul zerreißen können. Und auch dem jungen Curio wird es den Mund verschließen. Das Interesse läßt von selber nach, wenn nichts geschieht.«
Pompeius grinste. »Ich hörte, daß der junge Curio erst kürzlich wieder gegen dich ausgeholt hat.«
»Als er sich auf Ereignisse während des Konsulats von Julius und Caesar statt von Caesar und Bibulus berief?« fragte Caesar lächelnd.
»Während des Konsulats von Julius und Caesar — das ist wirklich brillant.«
»Ja, das war geistreich. Ich mußte lachen, als es mir zu Ohren kam. Uns kann es ja nur nützen, Magnus. Der junge Curio hat über seinen Satz nicht nachgedacht — bedeutet er doch letztlich, daß Bibulus kein Konsul ist und daß ich beide Konsulämter innehabe. Bis Oktober werden auch unsere Wähler davon überzeugt sein.«
»Das bessert meine Laune, Caesar«, sagte Pompeius seufzend. Dann fiel ihm etwas anderes ein. »Übrigens scheint Cato sich mit Gaius Piso ernsthaft entzweit zu haben. Metellus Scipio und Lucius Ahenobarbus sind beide auf Catos Seite. Das hat mir Cicero erzählt.«
»Das mußte ja geschehen«, sagte Caesar ernst, »sobald Cato herausfand, daß Gaius Piso Vettius ermordet hat. Bibulus und Cato sind beides Toren, doch sie sind ehrenwerte Toren, wenn Mord im Spiele ist.«
Pompeius starrte ihn an. »Dann war es also Gaius Piso?«
»Da bin ich sicher. Und er hat gut daran getan. Solange Vettius noch lebte, konnte er uns nicht gefährlich werden. Den toten Vettius aber kann man mir in die Schuhe schieben. Hat Cicero denn nicht versucht, dich davon zu überzeugen, Magnus?«
»Nun... « brummte Pompeius, leicht errötend.
»Genau so war es! Die Vettius-Affäre wurde angezettelt, um bei dir Zweifel
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