MoR 04 - Caesars Frauen
gegen mich zu wecken. Und als ich dann begann, Vettius öffentlich zu befragen, und nicht mehr von ihm abließ, erkannte Gaius Piso, daß die Verschwörung scheitern würde. Vettius mußte sterben, um Schlußfolgerungen zuvorzukommen.«
»Ich habe dir mißtraut«, stieß Pompeius schroff hervor.
»Das ist ja auch verständlich. Doch du darfst nicht vergessen, Magnus, daß du mir lebend von viel größerem Nutzen bist als tot! Es stimmt, daß ich im Falle deines Todes viele deiner Leute erben würde. Doch wenn du lebst, sind sie bis auf den letzten Mann verpflichtet, mich zu unterstützen. Ich bin kein Befürworter von Mord.«
Da die Plebejische Versammlung und die plebejischen Magistrate auf Auspizien nicht angewiesen waren, konnte Bibulus’ Erlaß die Wahl der plebejischen Ädilen oder Volkstribunen nicht verhindern. Sie fand, wie angekündigt, Ende des Quinctilis statt, und Publius Clodius wurde zum Vorsitzenden des neuen Kollegiums der Volkstribunen gewählt. Das kam nicht überraschend: Die Plebs bewunderte nichts mehr als einen Patrizier, dem das Volkstribunat ein solches Anliegen war, daß er seinen Status ändern ließ, um sich dafür einzusetzen. Clodius hatte zudem unzählige Klienten und Anhänger, was teils auf seine Großzügigkeit, teils auf seine Heirat mit Gaius Gracchus’ Enkelin zurückzuführen war. Die Plebejische Versammlung sah einen Mann in ihm, der das Volk gegen den Senat verteidigen würde, denn wäre er auf Seiten des Senats, so hätte er wohl niemals seinen Status als Patrizier ändern lassen.
Wie erwartet, gelang es den boni, daß man drei ihrer Volkstribunen wählte. Cicero war so von Angst erfüllt, daß Clodius ihn für den Mord an römischen Bürgern ohne Gerichtsverfahren belangen würde, daß er sein Geld mit vollen Händen ausgegeben hatte, um die Wahl seines ergebenen Bewunderers, Quintus Terentius Culleo, zu sichern.
»Nicht«, sagte Clodius zu Caesar, atemlos vor Aufregung, »daß ich mich sonderlich vor ihnen fürchten würde. Ich werde sie samt und sonders in den Tiber kehren!« »Da bin ich sicher, Clodius.«
Die dunklen, leicht entrückten Augen blitzten auf. »Glaubst du, daß du mich besitzt, Caesar?« fragte Clodius abrupt.
Caesar mußte lachen. »Nein, Publius Clodius, nein! Nicht einmal träumen würde ich davon, geschweige denn, daß ich es denken würde. Ein Claudier — selbst ein plebejischer! — gehört niemandem, nur sich selbst.«
»Auf dem Forum sagt man, daß ich dir gehöre.«
»Es interessiert dich also, was sie auf dem Forum sagen?«
»Kaum, vorausgesetzt, man fügt mir keinen Schaden zu.« Clodius sprang unvermittelt auf. »Nun gut, ich wollte nur ganz sicher gehen, daß du nicht denkst, ich würde dir gehören; jetzt muß ich gehen.«
»Willst du mir nicht noch ein wenig Gesellschaft leisten?« fragte Caesar freundlich. »Setz dich noch einmal hin, ich bitte dich.«
»Wozu?«
»Aus zwei Gründen. Ich würde gerne etwas über deine Pläne für dein Amtsjahr wissen; außerdem wollte ich dir sagen, daß du auf meine Unterstützung zählen kannst.«
»Ist das hier ein Komplott?«
»Nein, nur ehrliches Interesse. Ich hoffe, Clodius, du bist so klug, um zu erkennen, daß meine Hilfe dir hinsichtlich der Rechtsgültigkeit deiner Gesetze sehr nützlich sein könnte.«
Clodius dachte kurz über Caesars Worte nach, dann nickte er. »Du hast recht; da ist noch etwas anderes, wobei ich deine Hilfe brauchen könnte.«
»Nur zu.«
»Ich möchte bessere Kontakte zu den echten Römern; ich meine hier die >kleinen Leute<, die Masse. Wie können wir Patrizier wissen, was die >kleinen Leute< wollen, wenn wir sie gar nicht kennen? In dieser Hinsicht unterscheidest du dich von uns anderen, Caesar. Du kennst einfach jeden, quer durch alle Klassen. Wie hast du das nur angestellt? Bring es mir bei«, sagte Clodius.
»Ich kenne alle, weil ich in der Subura geboren und auch aufgewachsen bin. Tagtäglich habe ich mit den >kleinen Leuten<, wie du sie nennst, verkehrt. Doch warum möchtest du sie kennenlernen? Sie bringen dir doch keinen Vorteil, Clodius. Ihre Stimmen zählen nicht.«
»Aber sie sind zahlreich«, sagte Clodius.
Was hatte Clodius im Sinn? Sein brennendes Interesse hinter Höflichkeit verbergend, lehnte sich Caesar zurück und betrachtete Publius Clodius aufmerksam. Saturninus? Nein, nicht derselbe Typ. Aufrührer? Das sicher. Wozu war Clodius in der Lage? Caesar gab zu, daß er sich darüber nicht im klaren war. Clodius war ein Neuerer, ein
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