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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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daß Zypern nach dem alten Testament noch immer Rom gehört. Wir haben nie Gebrauch davon gemacht, doch das soll sich jetzt ändern. Schließlich hat Syrien keinen König mehr, und ohne Verbündeten kann auch Ägypten keine Kriege führen. In dem Palast zu Paphos müssen Tausende und Abertausende von Talenten liegen; sie warten nur darauf, daß wir sie holen.«
    Clodius war ungemein befriedigt darüber, wie aufrichtig seine Worte klangen. Denn Caesar war ein scharfer Bursche, der Doppelzüngigkeit sofort gerochen hätte. Doch Caesar wußte nichts von Clodius’ altem Groll, den dieser gegen Ptolemaios von Zypern hegte. Als Clodius seinerzeit von Piraten gefangen worden war, hatte er Ptolemaios von Zypern um ein Lösegeld von zehn Talenten gebeten. Doch Ptolemaios der Cyprer hatte nur gelacht und sich geweigert, mehr als zwei Talente für die Haut von Admiral Publius Clodius zu zahlen: denn mehr sei er nicht wert. Welch tödliche Beleidigung! Nun, Ptolemaios der Cyprer würde sehr bald beträchtlich mehr als zwei Talente zahlen, um Clodius’ Rachedurst zu stillen. Der Preis würde sein ganzes Hab und Gut betreffen, von der Regentschaft bis zum letzten goldenen Nagel in der Tür.
    Und selbst wenn Caesar von dieser Vorgeschichte gewußt hätte, es hätte ihn nicht interessiert; er war zu sehr damit beschäftigt, die eigenen Rachepläne auszuhecken. »Welch glänzende Idee!« sagte er freundlich. »Mir fällt da jemand ein, den man mit einer heiklen Aufgabe wie dieser betrauen könnte. Denn einen Halunken kannst du nicht nach Zypern schicken, sonst bleibt für Rom nicht mal die Hälfte dessen übrig, was zu holen ist. Du selbst kannst auch nicht gehen, sondern wirst vielmehr einen Sonderauftrag per Gesetz erteilen müssen, wenn du Zypern annektieren willst: Aber ich weiß schon genau den richtigen Mann für diese Aufgabe.«
    »Tatsächlich?« fragte Clodius, verblüfft über so viel offensichtliche Boshaftigkeit.
    »Beauftrage Cato.«
    » Cato? «
    »Ja, unbedingt. Es kann nur Cato sein! Er wird auch noch die letzte Drachme aufstöbern, wird makellose Geschäftsbücher führen, wird jeden Edelstein, jede goldene Tasse, jede Statue und jedes Gemälde abzählen — und wird es samt und sonders dem Schatzamt übergeben«, sagte Caesar und lächelte zufrieden wie ein Kater, der gleich der Maus den Garaus machen wird. »Du mußt ihn einfach nehmen, Clodius! Rom braucht einen Cato für diese Aufgabe! Du brauchst einen Cato! Erteile Cato diesen Auftrag und du erhältst das Geld, das deine Pläne möglich macht.«
    Clodius begab sich jubelnd auf den Weg; Caesar hingegen wußte, daß er soeben den besten Schachzug seit Jahren gemacht hatte. Denn Clodius würde Cato, den Gegner aller Sonderaufträge, in die Enge treiben und ihn aus allen Richtungen mit dem Speer bedrohen. Was für ein ausgekochtes Früchtchen, wie Cicero ihn gern zu nennen pflegte! Ja, Clodius war klug. Er hatte die Feinheiten, die mit einer Beauftragung Catos verbunden waren, gleich durchschaut. Ein anderer Mann würde Cato vielleicht ein Hintertürchen offenlassen, nicht aber Clodius. Cato würde nichts anderes übrigbleiben, als sich der Plebs zu fügen und mindestens zwei Jahre von der Bildfläche verschwinden. Das mußte ausgerechnet Cato widerfahren, der Rom gar nicht mehr verlassen wollte, aus Furcht, seine Feinde könnten einen Vorteil daraus ziehen. Die Götter allein wußten, welche Katastrophen Clodius für das kommende Jahr anzetteln mochte, doch wenn er ihm keinen anderen Gefallen tun würde, als Cicero und Cato aus dem Weg zu räumen, dann würde er sich nicht beklagen.
    »Ich werde Cato zwingen, Zypern zu annektieren!« sagte Clodius zu Fulvia, als er nach Hause kam. Sein Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich, wurde finster. »Ich hätte selber daraufkommen sollen, doch es war Caesars Einfall.«
    Inzwischen wußte Fulvia genau, wie sie mit den merkurialischen Stimmungsschwankungen ihres Mannes umzugehen hatte. »Oh, Clodius, wie bist du doch genial!« säuselte sie und himmelte ihn mit den Augen an. »Caesar ist es gewöhnt, die anderen zu benützen, doch jetzt benützt du ihn! Das solltest du auch weiter tun!«
    Fulvias Sicht der Dinge kam Clodius gut zupaß; er strahlte und gratulierte sich selbst. »Genau das habe ich auch vor, Fulvia. Caesar kann mir ein paar Gesetze entwerfen.«
    »Auf jeden Fall die religiösen.«
    »Meinst du, daß ich mich revanchieren sollte?«
    »Nein«, sagte Fulvia kalt. »So dumm ist Caesar nicht, daß er von einem

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