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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gänzlich unkonventioneller Mann; es war gut möglich, daß er in eine völlig neue Richtung gehen würde. Doch was konnte er bewirken? Wollte er tausend und abertausend »kleine Leute« auf das Forum locken, um den Senat und die erste Klasse zu Maßnahmen zu zwingen, die die »kleinen Leute« wollten? Das würde nur geschehen, wenn ihre Bäuche leer waren; die Getreidepreise waren zwar momentan sehr hoch, doch dank Catos Gesetz galten sie nicht für die unterste Klasse. Auch Saturninus hatte sich von dem Gedanken an die Macht der Massen dazu verleiten lassen, sie für seine eigenen Zwecke zu benützen, als er Rom regieren wollte. Doch als er sie zusammenrief, damit sie taten, was er wollte, da kam niemand. So starb Saturninus dann. Wenn Clodius versuchen wollte, Saturninus nachzueifern, so würde ihn das gleiche Schicksal treffen. Caesar war mit den »kleinen Leuten« so vertraut wie keiner von den eigenen »großen Leuten« jemals sein würde. Und das galt auch für Publius Clodius, der auf dem Palatin geboren und aufgewachsen war. Nun, vielleicht wollte Clodius ja ein zweiter Saturninus sein, doch war dem so, dann würde er entdecken müssen, daß man die »kleinen Leute« nicht mit Gewalt zusammentreiben konnte. Sie hatten schlichtweg keinerlei politisches Interesse.
    »Ich habe kürzlich jemanden auf dem Forum getroffen, den du kennst«, bemerkte Clodius etwas später. »Als du die Menge überreden wolltest, dir in Bibulus’ Haus zu folgen.«
    Caesar verzog das Gesicht. »Das war töricht von mir.«
    »Der Meinung war auch Lucius Decumius.«
    Caesars gleichmütige Miene hellte sich auf. »Lucius Decumius? Da hast du mal ein faszinierendes Exemplar von einem >kleinen Mann«! Wenn du etwas über die >kleinen Leute< erfahren willst, Clodius, dann geh zu ihm.«
    »Und was macht er?«
    »Er ist ein vilicus, ein Verwalter des Kreuzwegevereins, den meine Mutter bis zu meiner Geburt in ihrem Hause untergebracht hatte. Zur Zeit ist er sehr niedergeschlagen, weil der Verein nicht offiziell anerkannt ist.«
    »Im Hause deiner Mutter?« fragte Clodius und runzelte die Stirn.
    »In ihrem Mietshaus. Wo der Vicus Patricii die Subura Minor schneidet. Zur Zeit befindet sich dort eine Taverne, aber sie treffen sich noch immer da.«
    »Ich werde Lucius Decumius einmal aufsuchen«, sagte Clodius befriedigt.
    »Ich wünschte, du würdest mir nun erzählen, was du als Volkstribun zu tun gedenkst«, sagte Caesar.
    »Als erstes werde ich die lex Aelia und die lex Fufia verändern, das steht schon fest. Konsuln wie Bibulus zu gestatten, unsere religiösen Gesetze für politische Intrigen zu mißbrauchen, ist absurd. Wenn ich sie überarbeite, werden sie für Bibulus und seinesgleichen an Reiz verlieren.«
    »Das findet meinen Beifall! Komm auf mich zu, wenn du für den Entwurf Hilfe benötigst.«
    Clodius grinste verschlagen. »Willst wohl, daß es ein rückwirkendes Gesetz wird, wie? Daß Himmelsschau auch rückwirkend gesetzeswidrig ist?«
    »Um meine eigene Gesetzgebung zu stützen?« Caesar sah Clodius voll Hochmut an. »Dazu, mein lieber Clodius, benötige ich kein rückwirkendes Gesetz. Was hast du weiter vor?«
    »Ich werde Cicero für die Ermordung römischer Bürger ohne Gerichtsverhandlung verurteilen und ihn zeitlebens ins Exil schicken.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Ich möchte ferner die Kreuzwegevereine und andere Bruderschaften, die dein Vetter Lucius Caesar für gesetzeswidrig erklärt hat, wieder ins Leben rufen.«
    »Weshalb du Lucius Caesar auch besuchen möchtest. Und weiter?«
    »Anpassung der Zensoren untereinander.«
    »Das klingt interessant.«
    »Ich werde den Beamten des Schatzamtes untersagen, sich im Privathandel zu betätigen.«
    »Längst überfällig.«
    »Das Volk wird kostenlos Getreide erhalten.«
    Caesar pfiff durch die Zähne. »Oho! Bewundernswert, doch damit wirst du bei den boni niemals durchkommen, Clodius.«
    »Den boni wird nichts anderes übrigbleiben«, sagte Clodius grimmig.
    »Und wie willst du die Getreidezuteilung finanzieren? Die Kosten sind ja unerschwinglich.«
    »Mit Hilfe einer gesetzlichen Verfügung, die Insel Zypern zu annektieren. Vergiß nicht, daß, laut König Ptolemaios Alexanders Testament, Ägypten mitsamt seinen Besitzungen — im wesentlichen Zypern — Rom hinterlassen wurde. Du hast das revidiert, indem du den Senat dazu gebracht hast, Ptolemaios Auletes’ Anspruch auf den ägyptischen Thron anzuerkennen; doch dein Erlaß schloß seinen Bruder nicht mit ein, was heißt,

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