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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Caesar, so sehr wir uns auch verabscheuten«, sagte Pompeius.
    »Caesar hat Pech gehabt, daß er in jedem höheren Magistrat Bibulus als Kollegen erben mußte. Es stimmt, wir waren besser, trotz unserer Differenzen. Zumindest ist es uns gelungen, das Konsulat in Frieden zu beschließen, und beide blieben wir die alten. Wogegen Caesar sich in diesem Jahr sehr stark gewandelt hat. Er ist nicht mehr so tolerant, doch dafür skrupelloser, kälter — es fällt mir schwer, es mitanzusehen.«
    »Wer könnte ihm das verübeln? Es gab zu viele, die ihn scheitern sehen wollten.« Pompeius schwieg für eine Weile, dann fragte er: »Hast du seine Rede verstanden, Crassus?«
    »Ich denke, schon, in Ansätzen jedenfalls, zwischen den Zeilen, wer kann das wissen? Caesars Reden enthalten stets zahlreiche Bedeutungsebenen.«
    »Ich gebe zu, daß ich sie nicht verstanden habe. Sie klang so — düster. Als ob er uns vor etwas warnen wolle. Und was war es doch gleich, das er der Welt beweisen wollte?«
    Crassus wandte ihm den Kopf zu und zeigte ein breites Lächeln.
    »Ich habe da so ein Gefühl, daß du es irgendwann erfahren wirst.«

    An den Iden des März gaben die Damen des Domus Publica eine nachmittägliche Einladung zum Essen. Die sechs vestalischen Jungfrauen, Aurelia, Servilia, Calpurnia und Julia fanden sich im Speisezimmer ein, um einige angenehme Stunden miteinander zu verbringen.
    Aurelia als Gastgeberin (Calpurnia hätte nie gewagt, sich dieser Rolle zu bemächtigen) servierte die verschiedensten Köstlichkeiten, mit denen sie ihre Gäste zu erfreuen hoffte; auch Leckereien für die Kinder gab es, honigsüß und mit Nüssen überladen. Nach dem Essen schickte man Quinctilia, Junia und Cornelia Merula zum Spielen nach draußen in das Peristylium, während die Frauen ihre Stühle zusammenrückten und es sich, unbelauscht von neugierigen kleinen Ohren, gemütlich machten.
    »Caesar hält sich nun schon seit mehr als zwei Monaten auf dem Marsfeld auf«, sagte Fabia, die müde und besorgt aussah.
    »Noch wichtiger, wie findet sich Terentia in ihre neue Lage?« fragte Servilia. »Es ist jetzt ein paar Tage her, seit Cicero geflohen ist.«
    »Nun ja, sie zeigt Vernunft, wie immer, obschon ich glaube, daß sie weit mehr leidet, als sie zugibt.«
    »Cicero hätte niemals fliehen dürfen«, sagte Julia. »Ich weiß, daß Clodius ein allgemein gehaltenes Gesetz erlassen hat, das die Hinrichtung römischer Bürger ohne Gerichtsverhandlung untersagt, aber mein Lö. . . Magnus ist der Meinung, daß es ein Fehler war, freiwillig ins Exil zu gehen. Er glaubt, daß Clodius, wäre Cicero nur in Rom geblieben, niemals den Mut bewiesen hätte, ein ganz spezifisches Gesetz, das Cicero mit Namen nennt, zu erwirken. Doch in Ciceros Abwesenheit war es für ihn ein Kinderspiel. Und Magnus war nicht in der Lage, es Clodius auszureden.«
    Aurelia blickte skeptisch, doch sie schwieg; Julias Meinung über Pompeius unterschied sich zu sehr von der ihren, die einer Prüfung durch eine vernarrte junge Frau niemals würde standhalten können.
    »Welch Wahnsinn, dieses wunderschöne Haus zu plündern und niederzubrennen!« sagte Arruntia.
    »Das geht auf Clodius zurück und seine zweifelhaften Freunde, die sich seit neuestem an seine Fersen heften«, sagte Popilia. »Er ist so — so verrückt!«
    Servilia sprach: »Wie ich hörte, will Clodius einen Tempel an der Stelle bauen lassen, an der sich Ciceros Haus befand.«
    »Mit Clodius als Hohenpriester, ohne Zweifel! Pah!« fauchte Fabia verächtlich.
    »Ciceros Exil kann ja nicht ewig dauern«, sagte Julia bestimmt. »Magnus bemüht sich schon um seine Begnadigung.«
    Servilia unterdrückte einen Seufzer, und ihr Blick traf den Aurelias. Sie sahen einander in vollkommenem Einverständnis an, doch keine war so unhöflich, das Lächeln, das sie in sich trugen, nach außen hin zu zeigen.
    »Und warum hält sich Caesar noch immer auf dem Marsfeld auf?« fragte Popillia und erleichterte ihre Stirn ein wenig von dem großen wollenen Stirnreif, der ein rotes Mal auf ihrer empfindlichen Haut hinterließ.
    »Er wird dort eine Weile bleiben müssen«, erwiderte Aurelia. »Er muß erst sichergehen, daß seine Gesetze nicht plötzlich von den Tafeln verschwinden.«
    »Tata behauptet, Ahenobarbus und Memmius sind entmutigt«, fügte Calpurnia hinzu und strich über das orangefarbene Fell von Kater Felix, der in ihrem Schoß ein Schläfchen machte. Sie mußte daran denken, wie gerührt sie gewesen war, als Caesar

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