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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Angehörigen der Ersten Klasse ohne ordentliche Verhandlung und schriftliche Einwilligung beider Zensoren aus dem Verzeichnis streichen können. Das Beispiel, daß Clodius zur Veranschaulichung anführte, ließ Cicero nichts Gutes ahnen. Denn Clodius behauptete, daß der Zensor Lentulus Clodianus den Stiefvater von Marcus Antonius, Lentulus Sura (der illegal, wie Clodius besonders unterstrich, doch mit Zustimmung des Senats von Marcus Tullius Cicero hingerichtet worden war), aus ganz persönlichen Rachegründen aus dem Senatorenverzeichnis gestrichen habe. Fortan werde es keine Säuberungsaktionen gegen Senatoren oder Ritter geben! rief Clodius.
    Bei diesen vier Gesetzen, die im Dezember diskutiert wurden, beließ es Clodius einstweilen — und Cicero ließ er, voll Angst und Schrecken, im ungewissen. Würde er Cicero nun anklagen oder nicht? Niemand wußte das genau zu sagen, und Clodius schwieg.

    Seit April hatte Rom nun seinen Zweiten Konsul, Marcus Calpurnius Bibulus, nicht mehr zu Gesicht bekommen. Am letzten Tag des Dezember aber, als die Sonne ihren Tiefstand erreichte, verließ er sein Haus, um sein Amt niederzulegen, das er kaum je bekleidet hatte.
    Caesar sah Bibulus und seine boni-Garde mit den zwölf Liktoren näher kommen, die jetzt zum ersten Mal seit langer Zeit die Rutenbündel trugen. Wie sehr er sich verändert hatte! Er war schon immer winzig klein gewesen, doch jetzt schien er noch mehr geschrumpft zu sein; er wirkte griesgrämig und ging, als ob etwas an seinen Knochen nage. Sein bleiches, scharf geschnittenes Gesicht war regungslos, von einem momentanen Ausdruck der Verachtung abgesehen, als seine Augen auf dem Ersten Konsul ruhten, um sich dann weit zu öffnen: Mehr als acht Monate war es jetzt her, seit Bibulus und Caesar sich begegnet waren, doch was er sah, schien ihn ganz augenscheinlich zu bestürzen. Er war geschrumpft, und Caesar war gewachsen.
    »Hiermit erkläre ich all das, was Gaius Julius Caesar dieses Jahr getan hat, für null und nichtig!« rief er der Menge im Komitium entgegen und spürte, wie ihn die Männer mit eiserner Ablehnung betrachteten. Ihn schauderte, und er schwieg still.
    Nach den Gebeten und den Opferungen trat Caesar vor und schwor den Eid, daß er seine Pflichten als Erster Konsul nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt habe. Dann sprach er seine Abschiedsworte, die er schon tagelang in seinem Kopf mit sich herumgetragen hatte, ohne genau zu wissen, was er sagen sollte. Am besten war es, sich kurz zu fassen und das unerfreuliche Konsulat, das jetzt gottlob beendet war, erst gar nicht zu erwähnen.
    »Ich bin ein römischer Patrizier aus dem Geschlechte der Julier, und meine Ahnen haben seit der Zeit des Königs Numa Pompilius im Dienste Roms gestanden. Und auch ich habe Rom gedient: als Hamen Dialis, als Soldat, als Pontifex, als Militärtribun, als Quästor, als kurulischer Ädil, als Richter, als Pontifex Maximus, als Stadtprätor, als Prokonsul in Hispania Ulterior und als Erster Konsul. Ich habe über vierundzwanzig Jahre im Senat von Rom gesessen und dessen Macht so unausweichlich schwinden sehen, wie es die Lebenskraft in einem alten Mann tut. Denn der Senat ist ein uralter Mann.
    Die Ernte kommt und geht: reich in dem einen Jahr, Hungersnöte in dem nächsten. Die römischen Getreidekammern habe ich voll, doch auch leer gesehen. Ich habe Roms erste, wahrhafte Diktatur erlebt. Ich habe tatenlosen Volkstribunen zugesehen und solchen, die keine Grenzen kannten. Das Forum Romanum hat sich mir bleich und schweigsam wie ein Grab gezeigt, von einem stillen kalten Mond beschienen. Doch auch von seiner blutigen Seite lernte ich es kennen, als ich die Rostra voller abgeschlagener Köpfe sah. Den Tempel des Jupiter Optimus Maximus habe ich in Schutt und Asche und später dann in neuem Glanz gesehen. Und schließlich habe ich beobachtet, wie eine neue Macht entstand, die Macht der heimatlosen, unentlohnten und verarmten Truppen, die, wenn sie aus dem Heer ausscheiden, ihr Land um Ruhegeld anflehen; nur allzuoft vergönnt man ihnen dieses Geld nicht einmal.
    Ich habe folgenschwere Zeiten miterlebt, denn seit meiner Geburt vor einundvierzig Jahren hat Rom einschneidende Umwälzungen gesehen. Die Provinzen von Cilicia, Cyrenaica, Bithynien- Pontus und von Syrien hat man seinem Reich einverleibt, und die Provinzen, die sich schon seit langem in Roms Besitz befinden, sind nicht mehr wiederzuerkennen. Zu meinen Lebzeiten wurde das Mittelmeer zu unserem Meer, von einem Ende

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