MoR 04 - Caesars Frauen
erleichterten, vielleicht sogar glücklichen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen? Nein, nicht Servilia! Nichts an ihr veränderte sich, nicht einmal ihr Blick.
»Ein vernünftiger Vorschlag, Silanus«, sagte sie. »Ich in deiner Lage hätte nicht anders gehandelt, aber man kann ja nie wissen, wann Männer sich in ihrem Stolz verletzt fühlen.«
»Es verletzt meinen Stolz, Servilia, aber ich ziehe es vor, nicht auch noch mein Ansehen zu verlieren, zumindest nicht in den Augen unserer Welt. Niemand weiß davon?«
»Er weiß es, aber er wird es für sich behalten.«
»Bist du schon weit?«
»Nein. Wenn wir ab sofort wieder in einem Bett schlafen, wird man am Geburtsdatum nicht erkennen können, daß es nicht von dir ist.«
»Ja, du mußt sehr diskret gewesen sein, denn ich habe noch nichts gehört, und es finden sich immer Leute, die einem gehörnten Ehemann das Gerücht zutragen.«
»Es wird keine Gerüchte geben.«
»Wer ist es?« fragte Silanus noch einmal.
»Gaius Julius Caesar. Für einen Geringeren hätte ich meinen Ruf nicht aufs Spiel gesetzt.«
»Nein, natürlich nicht. Und sein Zeugungsapparat soll ja mindestens so beeindruckend sein wie seine Herkunft«, fügte Silanus verbittert hinzu. »Liebst du ihn?«
»O ja.«
»Das verstehe ich, auch wenn ich den Mann nicht ausstehen kann. Die Frauen machen sich seinetwegen zu Närrinnen.«
»Ich habe mich nicht zur Närrin gemacht«, sagte Servilia tonlos.
»Das ist wahr. Und du wirst dich weiter mit ihm treffen?«
»Ja. Ich werde niemals damit aufhören.«
»Eines Tages wird es herauskommen, Servilia.«
»Möglich, aber es dient keinem von uns, wenn die Affäre publik wird, also werden wir versuchen, sie so lange wie möglich geheimzuhalten.«
»Ich nehme an, ich sollte dir dankbar dafür sein. Mit ein wenig Glück werde ich es nicht mehr erleben.«
»Ich möchte nicht, daß du stirbst, Mann.«
Silanus lachte, aber es war ein freudloses Lachen. »Auch dafür sollte ich dankbar sein! Ich würde dir durchaus zutrauen, meinen Abgang zu beschleunigen, wenn es deinen Absichten dienlich wäre.«
»Es ist meinen Absichten nicht dienlich.« »Ich verstehe.« Er atmete schwer. »Um der Götter willen, Servilia, eure Kinder sind einander offiziell versprochen! Wie kannst du darauf hoffen, daß eure Affäre geheim bleibt?«
»Ich wüßte nicht, wie Brutus und Julia uns gefährlich werden sollten, Silanus. Wir treffen uns nicht in ihrer Nähe.«
»Offensichtlich in niemandes Nähe. Und die Sklaven haben Angst vor dir.«
»So ist es.«
Er stützte das Gesicht in die Hände. »Ich möchte jetzt gern allein sein, Servilia.«
Sie erhob sich sofort. »Das Abendessen ist gleich fertig.«
»Ich esse heute nichts.«
»Das solltest du aber«, sagte sie, während sie zur Tür ging. »Es ist mir aufgefallen, daß deine Schmerzen für ein paar Stunden nachlassen, wenn du gegessen hast, vor allem, wenn du gut gegessen hast.«
»Heute nicht! Geh jetzt, Servilia!«
Servilia ging hinaus, zufrieden mit dem Gespräch und Silanus durchaus wohlgesonnen.
Die Plebejische Versammlung sprach Marcus Aurelius Cotta der Unterschlagung und Veruntreuung schuldig, belegte ihn mit einer Geldstrafe, die den Wert seines Besitzes überstieg, und versagte ihm Feuer und Wasser im Umkreis von vierhundert Meilen.
»Athen kommt also nicht in Frage«, sagte er zu seinem jüngeren Bruder Lucius und zu Caesar, »und Massilia ist eine grauenhafte Vorstellung. Ich werde wohl nach Smyrna gehen, zu Onkel Publius Rutilius.«
»Immerhin eine angenehmere Gesellschaft als Verres«, sagte Lucius, erschüttert über das Urteil.
»Ich habe gehört, die Plebejer wollen Carbo als Zeichen ihrer Wertschätzung die konsularischen Insigmen zusprechen«, sagte Caesar und kräuselte die Lippen.
»Samt Liktoren und fasces?« stieß Marcus Cotta erschrocken hervor.
»Ich gebe ja zu, daß wir einen zweiten Konsul gebrauchen können, nachdem Glabrio abgezogen ist, um seine neue Doppelprovinz zu regieren, und es kann auch sein, daß die Plebs purpurgesäumte Togen und kurulische Stühle verteilen darf, Onkel Marcus, aber daß sie Amtsgewalt verleihen darf, wäre mir neu!« Caesar zitterte noch immer vor Wut. »Das haben wir alles den Steuerpächtern in Asia zu verdanken!«
»Laß nur, Caesar«, sagte Marcus Cotta. »Die Zeiten ändern sich. Man ist geneigt zu sagen, es ist die letzte Nachwirkung von Sullas Bestrafung des Ordo Equester. Zum Glück haben wir das alles vorausgesehen und Lucius meine
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