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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ländereien und das gesamte Vermögen überschrieben.«
    »Den Erlös sende ich dir nach Smyrna«, sagte Lucius Cotta. »Auch wenn die Ritter dich gestürzt haben, ein paar üble Elemente im Senat haben ihr Scherflein dazu beigetragen. Catulus, Gaius Piso und die anderen spreche ich frei, aber Publius Sulla, sein Lakai Autronius und der Rest der Bande haben Carbo bei der Anklage geholfen. Und auch Catilina. Das werde ich ihnen nie verzeihen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Caesar. Er versuchte zu lächeln. »Ich liebe dich von ganzem Herzen, Onkel Marcus. Das weißt du. Aber nicht einmal du kannst verlangen, daß ich einen Drachen wie Pompeius’ Schwester verführe, nur um Publius Sulla Hörner aufzusetzen.«
    Jetzt mußten sie doch lachen. Es erschien wie ausgleichende Gerechtigkeit und war ein tröstlicher Gedanke, daß Publius Sulla sein Leben mit einer Frau wie Pompeius’ Schwester verbringen mußte, die weder jung noch schön war und die dem Weinkrug entschieden zu häufig zusprach.

Ende Februar holte Aulus Gabinius schließlich zum großen Schlag aus. Nur er selbst wußte, wie schwer es gewesen war, die Hände in den Schoß zu legen und Rom glauben zu machen, er, der Vorsitzende des Rates der Volkstribunen, sei doch nur ein Leichtgewicht. Auch wenn ihm der Geruch anhaftete, ein Mann aus Picenum (und eine Marionette von Pompeius) zu sein, war Gabinius eigentlich kein Neuling. Schon sein Vater und sein Onkel hatten im Senat gesessen, und in den Gabinii floß viel vornehmes römisches Blut. Er hatte den Ehrgeiz, das Joch des Pompeius abzuwerfen und auf eigenen Füßen zu stehen, auch wenn der gesunde Menschenverstand ihm sagte, daß er niemals genug Macht besitzen würde, um seine eigene Faktion zu führen. Oder besser: Pompeius der Große war nicht groß genug. Gabinius strebte danach, sich mit einem römischeren Mann zu verbinden, denn es gab vieles an Picenum und den Picenern, über das er sich ärgerte, besonders ihre Haltung Rom gegenüber. Pompeius war ihnen wichtiger als Rom, und das wollte Gabinius nicht akzeptieren. Sicher, man konnte es verstehen: In Picenum war Pompeius ein König, und in Rom übte er einen gewaltigen Einfluß aus. Die meisten Männer aus einer bestimmten Gegend waren stolz darauf, einem Landsmann folgen zu dürfen, der seine Dominanz über Leute bewiesen hatte, die eigentlich als überlegen galten.
    Diesem Aulus Gabinius, blond und von schöner Gestalt, widerstrebte der Gedanke, es könne Caesar angelastet werden, daß Pompeius sein Gebieter war. Sie waren sich bei der Belagerung von Mitylene zum erstenmal begegnet und hatten sich gleich sympathisch gefunden. Voller Bewunderung hatte Gabinius den jungen Caesar beobachtet, dessen Kompetenz und Erfolg ihn sehr schnell erkennen ließen, daß es ein Privileg war, der Freund eines Mannes zu sein, der eines Tages große Bedeutung haben würde. Auch andere Männer waren hochgewachsen, sahen gut aus, hatten Ausstrahlung und waren von vergleichbarer Herkunft — aber Caesar besaß noch viel mehr. Es zeichnete ihn aus, daß er trotz seines Intellekts zu den Tapfersten gehörte; denn die meisten Männer von hoher Intelligenz scheuten das Risiko allzu großen Wagemuts. Es war, als könnte Caesar alles ausschalten, was die vor ihm liegende Aufgabe gefährdete. Egal, um was für eine Herausforderung es sich handelte, er mobilisierte dafür die Qualitäten, die es ihm erlaubten, sie gekonnt zu meistern. Zudem hatte Caesar eine Kraft, wie Pompeius sie niemals haben würde; sie strömte geradezu aus ihm heraus und ermöglichte es ihm, alles nach seinen Wünschen zurechtzubiegen. Er kannte kein kleinliches Kalkül; er fürchtete sich vor nichts.
    Auch wenn sie sich seit Mitylene nicht oft begegnet waren, war Caesar ihm nie aus dem Kopf gegangen. Gabinius hatte längst beschlossen, einer seiner treuesten Anhänger zu werden, wenn Caesar eines Tages eine eigene Faktion führen würde. Allerdings wußte er noch nicht so recht, wie er sich seiner Pflichten als Pompeius’ Klient entledigen sollte. Pompeius war sein Patron, also mußte Gabinius für ihn arbeiten, wie es sich für einen Klienten gehörte. Doch eigentlich schlug er mehr mit der Absicht zu, dem relativ jungen und noch unbedeutenden Caesar zu imponieren, und nicht Gnaeus Pompeius Magnus, dem »Ersten Mann in Rom« und seinem Patron.
    Er dachte gar nicht daran, sich zuerst an den Senat zu wenden; nachdem man die Volkstribunen wieder voll in ihre Rechte eingesetzt hatte, war das nicht mehr

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