Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
wenn es ihm diesmal vom Senat allein erteilt worden war, was nun durch die neuen, von unserem Diktator erlassenen Richtlinien möglich war. Im ersten Jahr seines Feldzugs pinkelte Antonius seinen unverdünnten Wein in fast jeden Winkel des westlichen Teils unseres Meeres, und er will sogar einen oder zwei Siege gefeiert haben, ohne auch nur einen einzigen handfesten Beweis vorzulegen, sei es ein Beutestück oder der Rammschnabel einer Galeere. Danach — die Segel gebläht von seinen Rülpsern und Fürzen — stach Antonius zu einer Zechtour nach Griechenland in See. Zwei Jahre lang rückte er den Piratenadmiralen von Kreta zu Leibe — das katastrophale Ergebnis kennt ihr. Lasthenes und Panares zogen ihm das Fell über die Ohren. Und am Ende zog der gebrochene >Mann aus Kreide< — denn auch das bedeutet Creticus! — es vor, seinem Leben ein Ende zu machen, um dem römischen Senat, seinem Auftraggeber, nicht unter die Augen treten zu müssen.
    Nach ihm kam wiederum ein Mann mit einem köstlichen Spitznamen: Quintus Caecilius Metellus — Metellus das Zicklein. Metellus scheint jedoch den Ehrgeiz zu haben, ein zweiter Creticus zu werden. Aber was bedeutet denn nun Creticus — Sieger über die Kreter oder Mann aus Kreide? Was meint ihr, Plebejer?«
    »Mann aus Kreide!« erscholl die Antwort aus hundert Kehlen.
    Gabinius schloß im Plauderton: »Und damit, liebe Freunde, wären wir bei der gegenwärtigen Situation — dem Debakel von Ostia, dem Desaster auf Kreta und der Tatsache, daß bisher kein einziges Piratenschlupfloch, von Gades in Spanien bis Gaza in Palästina, ausgehoben wurde! Nichts ist unternommen worden! Gar nichts!«
    Gabinius machte eine Pause, um seine Toga in Ordnung zu bringen, die vom Imitieren eines x-beinigen Mannes noch ein wenig durcheinander war.
    »Was schlägst du vor, Gabinius?« rief Cicero von der Tribüne der Senatoren herunter.
    »Siehe da, Marcus Cicero!« rief Gabinius ihm gut gelaunt zu. »Und auch Caesar! Die beiden besten Redner Roms lauschen dem bescheidenen Geschwätz eines Mannes aus Picenum. Ich fühle mich geehrt, vor allem deshalb, weil ihr fast allein dort oben steht. Kein Catulus, kein Gaius Piso und auch kein Hortensius oder Metellus Pius Pontifex Maximus?«
    »Sprich weiter«, rief Cicero in bester Stimmung.
    »Danke, das werde ich tun. Ihr wollt wissen, was wir tun können? Die Antwort ist einfach, Plebejer: Wir suchen uns jemanden. Einen einzigen Mann. Einen Mann, der bereits Konsul gewesen ist, so daß an seiner Verfassungstreue kein Zweifel bestehen kann. Ein Mann, der seine militärische Karriere nicht auf den vorderen Bänken des Senats ausgefochten hat, wie einige, deren Namen ich hier nennen könnte. Wir werden diesen Mann finden. Und wenn ich >wir< sage, Plebejer, dann meine ich diese Versammlung. Nicht den Senat! Der Senat hat alles ausprobiert, von X-Beinen bis zu kreidehaltigen Substanzen, deshalb meine ich, der Senat sollte in dieser Angelegenheit auf seine Macht verzichten; das käme uns allen zugute. Ich wiederhole, wir suchen uns einen Mann, einen Mann, der als Konsul seine militärischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat. Und dann geben wir diesem Mann den Auftrag, das mare nostrum von den Säulen des Herkules bis hin zur Mündung des Nil von Piraten zu säubern! Und das Schwarze Meer gleich mit. Wir geben ihm dafür drei Jahre Zeit, und innerhalb dieser drei Jahre muß er es geschafft haben, und wenn er es nicht geschafft hat, Plebejer, dann stellen wir ihn vor Gericht und verbannen ihn für alle Zeiten aus Rom!«
    Ein paar der boni hatten ihre Geschäfte im Stich gelassen und waren herbeigeeilt, gerufen von ihren Klienten, die sie auf das Forum zu schicken pflegten, damit sie in jede auch noch so unbedeutende Versammlung hineinhörten. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, Aulus Gabinius spreche über ein Kommando gegen die Seeräuber, und die boni — von einigen anderen Faktionen gar nicht zu reden — wußten nur zu gut, daß Gabinius die Plebs bitten würde, Pompeius Magnus mit diesem Kommando zu betrauen. Pompeius durfte nie wieder ein solches Sonderkommando erhalten. Nie wieder! Sonst würde er noch auf die Idee kommen, er sei besser als seinesgleichen.
    Im Gegensatz zu Gabinius konnte Caesar den Blick ungehindert schweifen lassen, und so sah er Bibulus zum Boden des Theaters hinuntersteigen, gefolgt von Cato, Ahenobarbus und dem jungen Brutus. Ein interessantes Quartett. Servilia wäre nicht begeistert, wenn sie wüßte, daß ihr Sohn hier

Weitere Kostenlose Bücher