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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Königs sollte man eben nie versuchen, seinen König zu übertrumpfen. Denn auch wenn Orodes vom Sieg über Crassus begeistert war — über das Feldherrngeschick des Pahlawi Surenas, seines leiblichen Neffen, war er alles andere als erbaut. Also ließ Orodes ihn kurzerhand hinrichten. In Rom feiert man nach einem Sieg Triumphe, in Ekbatana wird man, wie Du siehst, geköpft.
    Zu der Zeit, als ich Antipater in Tyrus kennenlernte, verfügte ich zwar über zwei gute, einsatztaugliche Legionen, aber ein Feldzug, bei dem sie sich hätten bewähren können, war nicht in Sicht. Das sollte sich jedoch sehr schnell ändern. Nun, da die Parther keine Bedrohung mehr darstellten, sorgten die Juden für Unruhe. Obwohl Aristobulus und sein Sohn Antigonus nach dem von ihnen angezettelten Aufstand von Gabinius nach Rom ausgeliefert worden waren, hielt ein anderer Sohn des Aristobulos namens Alexander den Zeitpunkt für gekommen, den von Gabinius mit — wie ich ausdrücklich hinzufügen möchte — tatkräftiger Unterstützung des Antipater als Herrscher eingesetzten Hyrcanus vom jüdischen Thron zu stürzen. Na ja, ganz Syrien wußte, daß der Statthalter nur ein einfacher Quästor war; das war natürlich eine einmalige Gelegenheit. Mit Malichus und Peitholaus waren zwei weitere hochrangige Juden an Alexanders Verschwörung beteiligt.
    Ich marschierte also in Richtung Hierosolyma, oder auch Jerusalem, wenn Dir dieser Name eher zusagt. Schon bald stieß ich auf die aufständische, über dreißigtausend Mann starke jüdische Armee. Die Schlacht fand an der Stelle statt, wo der Jordan aus dem See Genezareth Hießt. Ja, wir waren zahlenmäßig weit unterlegen, aber Peitholaus, der jüdische Oberbefehlshaber, hatte einfach einen militärisch völlig unerfahrenen Haufen aus dem Landesinnern Galiläas zusammengetrieben, den Männern Töpfe auf die Köpfe und Schwerter in die Hände gedrückt und ihnen befohlen, ins Feld zu ziehen und zwei gut ausgebildete und disziplinierte römische Legionen zu schlagen. Ich besiegte sie haushoch, wodurch meine Legionäre einen Großteil ihres Selbstvertrauens zurückgewannen. Noch auf dem Schlachtfeld feierten sie mich als Imperator, obwohl ich bezweifle, daß der Senat einem einfachen Quästor einen Triumph bewilligt. Antipater riet mir, Peitholaus hinzurichten, und ich zögerte nicht, seinen Rat zu befolgen. Antipater ist kein skenitischer Verräter, obwohl anscheinend viele Juden meine Einschätzung nicht teilen. Sie wollen ihr Land natürlich regieren, ohne daß Rom ihnen dabei ständig über die Schulter guckt. Antipater scheint der einzige Realist unter ihnen zu sein, denn Rom wird bleiben.
    Bei der Schlacht waren nicht viele Galiläer ums Leben gekommen. Ich schickte dreißigtausend von ihnen zu den Sklavenmärkten in Antiochia, wodurch ich zum ersten Mal persönlich vom Oberbefehl über eine Armee profitieren konnte. Tertulla wird also einen wesentlich reicheren Mann heiraten!
    Antipater ist ein guter Mann. Vernünftig, scharfsinnig und ungeheuer bemüht, Rom zu gefallen und die Juden davon abzuhalten, sich gegenseitig umzubringen. Sie scheinen nicht miteinander auszukommen, wenn kein Außenstehender wie die Römer oder früher die Ägypter sie von ihren Problemen ablenkt.
    Hyrcanus sitzt also nach wie vor auf seinem Thron und bekleidet das Amt des Hobepriesters. Und Malichus und Alexander, die überlebenden Rebellen, kuschen mittlerweile, ohne zu murren.
    Und nun komme ich zum letzten Abschnitt der ungewöhnlichen Karriere des Marcus Crassus. Obwohl er nach der Schlacht von Carrhae dort gestorben war, stand ihm noch eine letzte Reise bevor. Der Pahlawi Surenas ließ ihm nämlich Kopf und rechte Hand abhacken und schickte beides in einem makabren Umzug von Carrhae in die armenische Hauptstadt Artaxata hoch im Norden, inmitten eines gewaltigen Schneegebirges, von dem der Araxes ins Kaspische Meer hinabfließt. Dort hatten König Orodes und König Artavasdes gerade beschlossen, künftig nicht mehr Feinde, sondern Brüder zu sein und diesen Pakt mit einer Hochzeit zu besiegeln. Pacorus, der Sohn des Orodes, bekam Laodice, die Tochter von Artavasdes, zur Frau. Wie Du siehst, ist dort nicht alles anders als in Rom.
    Während also in Artaxata die Hochzeitsfeierlichkeiten begannen, begab sich der schauerliche Umzug auf seinen Weg nach Norden. Die Parther hatten einen Zenturio namens Gaius Paccianus in ihre Gewalt gebracht, den sie aufgrund seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit Marcus Crassus am Leben

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