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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Caesar aus den Händen der Geldverleiher und vor dem ewigen Exil zu retten. Wie wohltuend die vielen, vielen Stunden gewesen waren, die sie im Laufe der Jahre zwischen den Kämpfen gegen Spartacus und später gegen die Gallier gemeinsam verbracht hatten. Wie verzweifelt Crassus sich einen militärischen Erfolg und anschließenden Triumph in Rom gewünscht hatte.
    Das alles war für immer vorbei. Säuberlich abgenagt von den Geiern, weder verbrannt noch begraben. Wer hätte das gedacht? Caesar nahm ein Blatt Papier, tauchte die Feder aus Schilfrohr in das im Tisch eingelassene Tintenfaß und schrieb an seinen Freund Messalla Rufus in Rom, damit dieser für die Schatten der Enthaupteten die Gebühr für die Reise ins Totenreich entrichten konnte.
    Ich werde noch zu einem Fachmann für abgeschlagene Köpfe, dachte er mit zusammengekniffenen Augen.

    Glücklicherweise war Lucius Cornelius Balbus gerade bei Caesar, als Pompeius’ Antwort auf seinen Brief mit den beiden Heiratsvorschlägen und der Bitte um eine Gesetzesänderung, die eine Kandidatur in absentia für das Konsulat ermöglichte, eintraf.
    »Ich fühle mich sehr einsam«, sagte Caesar ohne Selbstmitleid zu Balbus. Er zuckte die Schultern. »So ist das eben, wenn man älter wird.«
    »Bis man sich aus dem aktiven Leben zurückzieht«, sagte Balbus freundlich, »die Früchte seiner Arbeit genießt und im Kreis der Freunde ausspannt.«
    Caesars Augen begannen zu funkeln, und seine Mundwinkel zuckten. »Was für eine gräßliche Vorstellung! Ich habe keineswegs vor, mich zurückzuziehen, Balbus.«
    »Meinst du nicht, daß irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem alles getan ist?«
    »Wenn ja, dann bestimmt nicht für den, der vor dir steht. Wenn der Krieg in Gallien vorbei und mein zweites Konsulat abgelaufen ist, muß ich Marcus Crassus rächen. Ich stehe immer noch unter Schock, von dem hier ganz zu schweigen.« Caesar tippte auf Pompeius’ Brief.
    »Und der Tod von Publius Clodius?«
    Das Funkeln in Caesars Augen erlosch, sein Mund erstarrte. »Der Tod von Publius Clodius war unvermeidlich. Seine Versuche, den mos maiorum zu manipulieren, mußten unterbunden werden. Der junge Curio hat es in seinem Brief an mich auf den Punkt gebracht: Es sei geradezu verblüffend, wie Clodius es geschafft habe, die unterschiedlichsten Leute für eine gemeinsame Sache zu gewinnen. Wie Curio schrieb, war Clodius drauf und dran, die römische Volksversammlung einem Haufen von Nichtrömern zu überlassen.«
    Balbus, zwar Bürger Roms, aber kein Römer, zuckte mit keiner Wimper. »Wie es heißt, steckt der junge Curio in ganz beträchtlichen Geldnöten.«
    »Ach ja?« Caesar sah Balbus nachdenklich an. »Brauchen wir ihn?«
    »Im Moment nicht. Aber das könnte sich ändern.«
    »Wie beurteilst du Pompeius nach diesem Brief?«
    »Was sagst du, Caesar?«
    »Ich weiß nicht recht. Allerdings war es sicher falsch, ihn mit einer neuen Ehefrau gewinnen zu wollen. Er ist in der Wahl seiner Frau sehr anspruchsvoll geworden. Die Tochter eines Octavius und einer Ancharia ist ihm nicht gut genug, das lese ich zumindest zwischen den Zeilen des Briefes. Ich hätte zwar gedacht, er würde selbst daraufkommen, aber vielleicht hätte ich ganz offen sagen sollen, daß ich ihm, sobald die jüngere Octavia ins heiratsfähige Alter gekommen wäre, die erste Octavia gern wieder abgenommen und durch die zweite ersetzt hätte. Obwohl die erste sehr gut zu ihm gepaßt hätte. Sie ist zwar keine Julierin, wurde aber immerhin von einem Julier erzogen. Und das merkt man, Balbus.«
    »Ich bezweifle, daß aristokratisches Auftreten Pompeius auch nur annähernd so beeindruckt wie aristokratische Vorfahren«, sagte Balbus mit einem kaum merklichen Lächeln.
    »Ich wüßte zu gern, an wen er denkt.«
    »Genau deshalb bin ich eigentlich nach Ravenna gekommen, Caesar. Auf meiner Schulter landete nämlich ein Vögelchen und zwitscherte mir zu, daß die boni ihn mit der Witwe des Publius Crassus ködern wollen.«
    Caesar fuhr hoch. »Cacat!« Er entspannte sich wieder und schüttelte den Kopf. »Das würde Metellus Scipio niemals zulassen, Balbus. Außerdem kenne ich die junge Dame. Sie ist keine Julia. Ich bezweifle, daß sie Leuten wie Pompeius gestatten würde, auch nur den Saum ihres Gewandes zu berühren, geschweige denn, ihn anzuheben.«
    Balbus hob eine Hand. »Die boni sind angesichts deines kometenhaften Aufstiegs, den sie beim besten Willen nicht verhindern konnten, mittlerweile so verzweifelt, daß sie

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