Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)
Herausforderung, er ließ seinen Blick dabei durch die kleine Hütte schweifen, dann zur offenen Eingangstür, durch die einzelne Schneeflocken hereintanzten.
Auf einmal zeichnete sich eine Gestalt gegen das Schneetreiben ab. Elisabeth blickte herein. „Grüß euch Gott!“
„Grüß Gott“, sagte Albin, der nicht einmal von seiner Arbeit aufsah.
Johann wollte ebenfalls grüßen – und schlug sich mit dem Hammer kräftig auf den Daumen. Er unterdrückte den Schmerz und lächelte Elisabeth gequält an. „Grüß Gott, Elisabeth.“
Elisabeth schmunzelte ob Johanns Missgeschick. „Ich hab euch Brot und Äpfel mitgebracht. Braucht ihr sonst noch was?“
Albin grinste. „Einen Verband für unseren Meisterschmied vielleicht.“ Johann funkelte ihn an, Albin grinste nur noch mehr. „Geh, Johann. So ein starker Mann und haut sich gleich auf den Finger, nur weil ein Frauenzimmer hereinschaut.“
Jetzt lachten alle drei.
Dann wurde Albin wieder ernst, er sah an Elisabeth vorbei zur Tür. „Gehst wohl besser wieder, Elisabeth.“
Sie nickte. „In einer Stunde gibt’s Mittagessen.“ Dann verließ sie die Hütte.
Als sie draußen war, ließ Johann den Hammer fallen und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand. „Verflucht noch mal, tut das weh.“
Ungerührt biss Albin krachend in einen Apfel. „Mittagessen. Sehr gut, ich hab eh schon wieder Hunger.“
Am Nachmittag war das Schneetreiben wieder abgeklungen, und Johann, Albin und einige andere Knechte des Dorfes schaufelten die Wege frei. Johann packte tüchtig mit an, auch wenn sein Daumen, der mittlerweile blauschwarz angelaufen war, höllisch schmerzte.
Auf halbem Weg ins Dorf ließen sie die Arbeit ruhen und schmauchten sich Pfeifen an. Auch Johanns Lieblingsschnaps machte die Runde – der Krautinger.
Ignaz, einer der Knechte, sprach Johann an. „Der Albin hat erzählt, dass du ganz tüchtig bist mit dem Schmieden. Mein Bauer fragt, ob du ein paar Pfannen flicken könntest.“
Johann nickte. „Mach ich euch.“
Ignaz klopfte ihm auf die Schulter.
„Wenn du dann noch einen Daumen hast!“, feixte Albin.
Alle lachten. Johann nutzte den Moment der Vertrautheit und wandte sich an Ignaz. „Weiß man eigentlich schon, wer sich das Stanzerl geholt hat?“
Die Knechte warfen sich wissende Blicke zu, schwiegen aber.
„Macht nicht so ein Geheimnis aus allem“, bohrte Johann verärgert nach.
„Ist halt passiert, da können wir jetzt auch nichts mehr ändern. Wenn der Winter erst vorbei ist, redet keiner mehr darüber, und du bist bestimmt schon über alle Berge“, meinte Ignaz ernst.
„Schaun wir einmal“, sagte Johann.
„Genau. Und jetzt machen wir weiter“, beendete Albin das Thema.
Als es dämmerte, waren die Wege frei. Johann und Albin gingen zum Essen in Karrers Haus. Alle, auch der Großvater, waren um den Stubentisch versammelt.
Elisabeth kam herein und brachte einen schweren Topf mit Suppe. Sie hatte sichtlich Mühe, den Topf zu halten, und beeilte sich, ihn zum Tisch zu tragen, bevor er ihr entglitt. Mit einer schnellen Bewegung stellte sie ihn in der Mitte des Tisches ab, dabei schwappte etwas Suppe über den Rand in Richtung ihres Vaters.
Der schnellte hoch und verpasste Elisabeth eine heftige Ohrfeige.
Es war totenstill in der Stube. Elisabeth schossen Tränen in die Augen.
Johann schlug mit der Hand auf den Tisch, Karrer sah ihn überrascht an.
„Was soll das?“, fauchte Johann ihn an.
Karrer wurde krebsrot im Gesicht, aber Elisabeth kam ihm zuvor. „Bitte, Vater. Nicht.“ Dann beugte sie sich zu Johann und blickte ihm tief in die Augen. „Misch dich nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen, Knecht!“
Johann sah sie verständnislos an.
Karrer grinste hässlich. „Wenigstens eine hier am Tisch, die weiß, was sich gehört.“
Elisabeth schenkte ihrem Vater und ihrem Großvater mit zittrigen Händen die Suppe ein, ihre eigene Schüssel ließ sie leer.
„Ich hab keinen Hunger mehr“, sagte sie leise.
„Wie du meinst“, knurrte Karrer und begann gierig die Suppe zu löffeln.
Der Großvater sah ihm reglos zu, vor sich den gefüllten Teller. Karrer schien den Blick zu spüren, er hielt inne, sah auf: „Passt dir was nicht? Kannst es ruhig sagen“, meinte er abschätzig.
Was soll ich dir sagen?, dachte der alte Mann. Dass du ein tyrannisches Ungeheuer bist? Dass der einzige Grund, warum ich mir nicht wünsche, dass du nie geboren wärst, Elisabeth ist? Dass sie das einzig Gute ist, was du je in
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