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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Herren!“ Dann drehte er sich um und verließ schnell die Schenke.
    „Was ist denn mit dem los?“, fragte Benedikt Riegler ungläubig.
    „Denn er hatte zu tief ins Glas geschauet. Karrer. Kapitel 1, Vers 99“, platzte es aus Franz Karrer heraus, gefolgt von einem sonoren Rülpser.
    Die ganze Runde brach in schallendes Gelächter aus.
    „Außerdem wird der vor Weihnachten doch immer ein bisschen seltsam“, kommentierte Buchmüller.
    „Ja, aber von Jahr zu Jahr mehr“, fügte Franz Karrer hinzu.
    „Irgendwann wird’s mir zu bunt mit unserm Herrn Pfarrer …“, knurrte sein Bruder.
    „Beruhig dich, Jakob“, beschwichtigte ihn Benedikt Riegler. „Wenn ihr was braucht, dann sag’s einfach.“
    „Genau. Und jetzt trinken wir noch einen. Vielleicht werden wir dann auch erleuchtet.“ Buchmüller machte eine Handbewegung zu seiner Frau, die sogleich mit vier Bierkrügen an den Tisch kam.
    „Gesundheit!“ Die Krüge stießen zusammen.
    Du Narr, warum erzählst du ihnen nicht gleich die ganze Wahrheit?
    Kajetan Bichter stand verzweifelt in seiner Sakristei. Der Streit in der Schenke war zwar nicht der erste dieser Art, aber noch nie zuvor hatte er so offen Stellung bezogen. Und noch nie zuvor hatte er sich so tief in die Karten blicken lassen.
    Natürlich lag ihm jeder Einzelne seiner Gemeinde am Herzen, jeder Einzelne darin. Aber wie konnte er mit denen leben, ja
von
denen leben, die gegen all das standen, wofür sein Herz schlug?
    Er sah sich in der Sakristei um. Sie war Refugium und Kerker zugleich. Hier lagerten die alten Schriften, die wenigen, die man hatte retten können. Er konnte sie fast alle auswendig, der riesige Berg aus zerflossenem Kerzenwachs legte Zeugnis ab von seinen nächtelangen Studien. Und von seiner immerwährenden Suche nach Hilfe, oder Erlösung, wenn man so wollte.
    „Soll’n wir diese Teufel vielleicht noch durchfüttern?“ Jakob Karrers Worte dröhnten in seinen Ohren. Kajetan Bichter wusste nicht, was er gegen die Starrköpfigkeit seiner Leute tun sollte.
    Er öffnete die eisenbeschlagene Truhe zu seiner Linken und nahm ein dreieckig zugehauenes Holzscheit heraus. Bedächtig legte er das Scheit vor den Schreibtisch, auf dem sich die alten Bücher reihenweise stapelten. Die Stirnseite des Holzstücks sah nach oben und war schon etwas eingedrückt.
    Dann nahm er ein großes, in schweres Leder gebundenes Buch heraus und schlug es wahllos auf.
    Das Buch der Bücher.
    Bichter kniete sich nun auf das Holzscheit, sodass sich die Kante hinter seine Kniescheiben drückte. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, um den Schmerz zu überwinden. Dann zog er die Verschnürung seiner Kutte auf und streifte sie sich ab. Andächtig begann er in der heiligen Schrift zu lesen, suchte Trost in den Leiden Christi.
    Der Pfarrer wusste, dass ihn etwas mit dem Heiland verband. Wie der Erlöser hatte er aus seinem Geburtsort flüchten müssen, aber die Kraft, offen für seine Anliegen einzutreten, die hatte er nie gefunden. Er hatte immer gehofft, dass seine Gemeinde Einsicht erlangen würde. Bisher vergebens.
    Die Leiden Christi.
    Kajetan Bichter nahm eine lederne Geißel aus der Truhe. Wenn die Seinen leiden mussten, dann wollte er nicht verschont bleiben.
    Mit kräftigem Schwung schlug er sich die Geißel auf den Rücken.
    Das Fleisch färbte sich dunkelrot. Die Narben auf dem leidgeprüften Rücken begannen zu bluten …

XV
    Tags darauf schneite es wieder. Es war unmöglich, im Freien zu arbeiten, deshalb befahl Karrer Johann und Albin in der Arbeitshütte neben dem Stall das Werkzeug auf Vordermann zu bringen und einige verbogene Schlepphaken wieder gerade zu hämmern.
    Johann setzte sich auf einen Schemel und übernahm die Schlepphaken, während Albin die Holzgriffe verschiedener Werkzeuge reparierte.
    Nachdem sie eine Weile stumm vor sich hin gearbeitet hatten, machte Johann eine Pause und trank einen Schluck Wasser. Er stellte die eiserne Kanne voller Wasser wieder neben den Schemel, da fiel ihm auf, wie kunstvoll dieser verziert war. Und zwischen den Verzierungen sah er das geheimnisvolle Symbol …
    Johann hatte Albin einmal darauf angesprochen und erfahren, dass es dieses Symbol immer gegeben hätte und niemand etwas Genaues darüber wisse.
    Wieder eine dieser Ausflüchte, gegen die Johann anrannte, seit er im Dorf angekommen war. Andeutungen, Ausflüchte, Lügen.
    Nur Geduld
.
    Johann begann wieder an den Schlepphaken zu hämmern. Die Arbeit war eintönig und nicht gerade eine

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