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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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standen in der Schank und sahen sich an. Die Kutten, die Basilius ihnen gebracht hatte, kratzten wie grobe Leinensäcke, aber sie verdeckten wenigstens Hände und Gesicht. Sie zogen die Lederumhänge an und setzten die breitkrempigen Hüte auf. Basilius händigte ihnen zusätzlich noch Beutel aus Hirschleder und Wanderstäbe mit Eisenspitzen aus, die typischen Merkmale der Pilger. Von Freising hatte wirklich an alles gedacht, stellte Johann fest.
    „Es wird reichen“, sagte er. „Solange niemand genauer schaut.“ Dann drehte er sich zum Wirt um und schüttelte ihm die Hand. „Danke für deine Hilfe. Wie immer.“
    „Schon recht.“
    „Was bin ich dir schuldig?“
    „Behalt dein Geld, du wirst es noch brauchen. Außerdem kann ich einem Mann Gottes doch nichts berechnen, oder?“ Ludwig grinste, wurde aber schnell wieder ernst, „Pass auf dich auf. Und auf sie.“
    „Mach ich.“
    „Dann raus mit euch. Zu viele Pfaffen im Haus schaden meinem Ruf!“
    XIII
    Am Fluss trafen sie von Freising, der sich mit der Verkleidung der beiden zufrieden zeigte, und brachen sofort nach Süden auf.
    Als sie die Stadt etwas hinter sich gelassen hatten, blieb von Freising stehen und wandte sich an Elisabeth. „Ich hab etwas für dich.“ Er öffnete sein Bündel – er hatte jedem von ihnen ein solches ausgehändigt, sie waren mit Brot, gedörrtem Fleisch und getrockneten Äpfeln gefüllt – und nahm ein kleines Buch heraus, das in Leder gebunden war. Er gab Elisabeth das Buch und einen Graphitstift.
    Elisabeth blätterte es durch, aber die Seiten waren leer. Sie blickte von Freising verständnislos an.
    „Ich hab viele solcher Bücher“, sagte der Mönch. „Ich schreibe darin auf, was ich auf meinen Reisen sehe. Ich könnte mir vorstellen, dass du ebenfalls daran Gefallen findest, so bleibst du mit Lesen und Schreiben in Übung.“
    „Ich danke Euch, Vater“, sagte Elisabeth freudig. „Ich werde so oft darin schreiben, wie es mir möglich ist.“ Sie wandte sich an Johann, sah ihn schelmisch an. „Und du kannst mir wieder ein Liebesgedicht schreiben.“
    Von Freisings Gesicht war amüsiert. „Ein Liebesgedicht?“
    Johann reckte sich unwillkürlich höher und nahm den Wanderstab fest in die Hände. „Das war natürlich nur für den Unterricht.“
    „Natürlich“, grinste der Mönch.
    Die Straße zog sich in lang gezogenen Kurven erst die Talsohle entlang, dann durch dichte Wälder. Wegweiser und Stundensteine waren vom Schnee verschluckt worden, aber von Freising schien den Weg gut genug zu kennen und schritt zügig voran.
    Von Zeit zu Zeit kamen die vier an Dörfern und Höfen vorbei, viele waren niedergebrannt und verlassen.
    „Die Bayern …“, sagte Johann betroffen.
    „Die Tyroler waren um nichts besser“, entgegnete von Freising ruhig. „Die Sturmscharen haben jenseits der Grenze auch gebrandschatzt und gemordet.“
    „Aber die Bayern haben zuerst angegriffen.“
    „Eine Bluttat rechtfertigt doch nicht die nächste.“
    „Das sieht die Bibel aber anders, nicht wahr?“, stieß Johann zornig hervor.
    „Ich behaupte nicht, dass ich mich nicht wehre. Aber so werden wir nie aus dem ewigen Teufelskreis –“
    „Johann, schau!“, unterbrach Elisabeth die beiden und zeigte auf eine Gruppe Menschen, die in einiger Entfernung vor ihnen einen Kreis bildeten und aufgeregt gestikulierten.
    Als sie näher kamen, sahen sie, dass es eine Pilgergruppe von wenigstens fünfzehn Männern war. Johann wandte sich an von Freising. „Geht voraus, ich komme gleich nach.“
    In der Mitte der Pilger hatte sich ein kleines Pferd aufgebäumt, es scheute und ließ sich kaum beruhigen. Der Anführer der Gruppe, ein vierschrötiger Mann mit harten Gesichtszügen, stand etwas abseits und war gerade dabei, einige Sachen einzusammeln, die das Pferd offensichtlich abgeworfen hatte.
    „Was seid ihr für Pilger, ihr werdet wohl noch ein Pferd beruhigen können“, rief der Anführer verärgert.
    Dann hatte er die Manuskripte und Orientierungsinstrumente eingesammelt und drängte sich zwischen den Männern durch. „Alles muss man selber machen“, brummte er und griff das Pferd bei den Zügeln. Das Tier beruhigte sich, blieb aber eingeknickt stehen.
    „Wenn es lahmt, sollten wir es von seinem Leid erlösen“, rief einer der Pilger.
    „Du hast wahrlich begriffen, was das Zusammenleben mit den Geschöpfen Gottes bedeutet“, entgegnete der Anführer spöttisch. „Du solltest die Pilgerreise gleich nochmals antreten!“
    Johann

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