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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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„Ich bin nur müde von der Reise und der Kälte.“
    Johann machte sich Sorgen um sie. Seit ihr Großvater gestorben war, war sie verändert. Er hoffte, dass sie nicht krank würde, sie hatten, so grausam das klang, keine Zeit dafür. Johann wurde immer noch gesucht, und ohne Papiere waren sie Freiwild, sowohl für die Obrigkeit als auch für Werber, die immer auf der Suche nach Menschenmaterial für die Schlachtfelder waren.
    „Wir sind gleich da. Dann kannst du dich ausruhen.“
    Die untere Anbruggen, wie dieser Teil der Stadt hieß, bestand aus verwinkelten Holzhäusern, einem Siechenhaus und einer Kirche. Johann wusste, dass diese Gegend auch „Kotgasse“ oder „Kotlackn“ genannt wurde, und ihre Bewohner spöttisch „Koatlacker“. Es waren arme Leute und Gesinde, für die es innerhalb der Stadtmauern keinen Platz gab. Bürger und Soldaten setzten keinen Fuß hierher.
    Nach dem herrlichen Anblick, den die Stadt von weiter weg geboten hatte, war Elisabeth von der Armut und dem Elend dieses Stadtteils bedrückt. Die Wege zwischen den schiefen Häusern waren nicht gepflastert und bestanden aus gefrorenem Schlamm und Unrat, überall waren Misthaufen, und trotz der Kälte liefen abgemagerte Schweine und Hühner durch die stinkenden Gassen.
    Es waren kaum Menschen zu sehen, die wenigen, die ihnen begegneten, hatten abgerissene Kleidung an und hielten den Blick starr auf den Boden gerichtet. Das Leben bot nicht viel für die Koatlacker, dafür hielt es sie auch nicht lange fest – kaum einer wurde älter als dreißig Jahre.
    „Was wollen wir hier?“, fragte Elisabeth erschöpft.
    „Es gibt keinen Ort im Inntal, der sicherer wäre. Und außerdem“, – Johann blieb vor einem großen Haus mit dicken, gekalkten Mauern und kleinen Fenstern stehen –, „hat hier jeder was zu verbergen. Also hält jeder den Mund.“
    Elisabeth blickte nach oben. Über dem hölzernen Eingangstor prangte ein gewaltiges Hirschgeweih, das wie Einladung und Abschreckung zugleich wirkte. Johann klopfte an das von Kerben übersäte Tor.
    Sie warteten eine Weile, plötzlich ging eines der Fenster auf, und ein älterer Mann mit zerzaustem dunklen Haar beugte sich heraus. Er blickte auf Johann und Elisabeth herab. „Die Schank ist zu“, rief er missmutig, „kommt morgen wieder!“
    „Ist auch für einen müden Schmiedgesellen aus dem Iseltal geschlossen?“, fragte Johann.
    Der Mann stutzte, betrachtete sie genauer, dann schloss er krachend das Fenster. Elisabeth sah Johann fragend an. „Iseltal?“
    Augenblicke später flog die Tür auf, und der Mann stand vor ihnen, eine breite, hässliche Narbe entstellte sein Gesicht. Er starrte Johann an – und schlug ihm plötzlich auf die Schulter.
    „Johann List. Dass ich dich noch einmal sehe …“
    „Sei gegrüßt, Ludwig.“ Johann grinste.
    Schritte waren in den Gassen zu hören, der Mann trat zur Seite. „Kommt herein. Hier haben die Wände Ohren.“
    Sie betraten die Schank. Der Raum war düster, aber Elisabeth bemerkte, dass es überraschend sauber war, der gestampfte Boden war gekehrt, Tische und Bänke standen ordentlich. Die Luft war stickig und roch nach Schnaps und Tabak.
    Der Mann winkte sie zu einem Tisch neben dem Kamin. „Hier ist es warm. Setzt euch, ich bring euch was zu essen und zu trinken. Ihr seht aus, als ob ihr es brauchen könntet.“
    Er verschwand durch eine Tür neben der Schank.
    Elisabeth ließ sich müde auf einen Stuhl sinken. „Wer ist der Mann, Johann? Und was bedeutet Iseltal? Du stammst doch gar nicht von dort.“
    „Aber der Wirt“, entgegnete Johann. „Er hatte dort einen Hof, in einem Ort namens Schlaiten. Auf meiner Flucht hab ich mich in seinem Stall versteckt. Er hat mich entdeckt und anstatt mich anzuzeigen oder abzumurksen hat er mir zu essen gegeben. Ich hab bei ihm ein paar Tage ausgeholfen, als auf einmal marodierende Söldner über den Hof hergefallen sind. Dabei hat er den Hieb ins Gesicht bekommen.“
    „Ja, das sieht furchtbar aus.“
    „Sein Bruder hatte nicht so viel Glück … Jedenfalls hab ich ihm geholfen, das Pack in die Flucht zu schlagen, und er versprach, wenn ich mal Hilfe brauche, kann ich jederzeit zu ihm. Als ich dann das letzte Mal in Innsbruck war, hab ich von einem Wirt in der Kotlacken gehört, der ein hübsches Gesicht hat und abscheuliche Knödel macht. Und da dies das einzige Wirtshaus in der Lacken ist, war es einen Versuch wert. Und es sieht so aus, als ob ich recht gehabt hab.“ Johann lehnte sich

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