Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
damit, einen albernen Groll gegen mich zu hegen. Es gibt wesentlich Wichtigeres auf der Welt und im Himmel.“ Er gähnte. „Ich muss mich nun auf die Ausstellung heute Abend vorbereiten. Das große Werk beginnt. Wollen Sie mir helfen, oder wollen Sie Gefangene bleiben?“
„Natürlich werden wir Ihnen helfen“, sagte Winnie. „Ihre Argumente haben mich voll und ganz überzeugt.“
„In der Tat“, sagte Ellie. „Ich freue mich darauf, Ihre Einsichten an die Massen weiterzugeben.“
„Natürlich. Wir sind die treuesten Anhänger Ihrer Sache. Lassen Sie uns nur heraus“ – hier lächelte Pimm und zeigte alle seine Zähne – „und wir zeigen Ihnen gern das volle Ausmaß unserer Ergebenheit.“
„Sie alle enttäuschen mich schrecklich“, sagte Oswald und schien ebenso traurig wie ein Vater, der mit ansehen muss, wie seine Kinder sich törichterweise in Gefahr bringen. „Doch vielleicht wird eine längere Gefangenschaft Ihre Ansichten ändern. Verzeihen Sie, ich muss nun Vorbereitungen treffen. Sicherlich entschuldigen Sie mich, wenn ich so unhöflich bin, Sie zu verlassen? Ich werde Sie in Zukunft sicherlich noch einmal besuchen, wenn die Zeit es erlaubt.“ Er verbeugte sich leicht, ließ eine elegante Drehung folgen und marschierte fort in die Dunkelheit.
Sie sahen ihm nach, als er verschwand. „Wir sollten wirklich bald aufbrechen“, sagte Pimm. „Ich finde, wir sind lange genug hier gewesen, und außerdem müssen wir noch an den anderen Gefangenen denken.“
„Du willst die Königin befreien?“, meinte Winnie.
„Schlägst etwa du vor, sie hier in ihrem Käfig zu lassen?“, fragte Pimm.
„Da hast du auch wieder recht.“
„Nun, Winifred, Liebling …“
„Oh, nenn mich einfach Freddy“, sagte sie. „Carrington hat Ellie bereits die Wahrheit über mich verraten.“ Zum ersten Mal, seit Ellie ihn kennen gelernt hatte, sah Pimm vollkommen ratlos aus. Er starrte Winnie mit offenem Mund an, dann warf er einen Seitenblick auf Ellie. „Oh. Sie wissen über sie Bescheid?“
„Ja“, sagte sie. „Ich sehe, dass Sie Angst haben. Jedoch habe ich nicht vor, aus Ihrer Ehe einen reißerischen Artikel zu machen. Winnie ist für mich eine Freundin, und Ihnen bringe ich nur den größten Respekt entgegen. Ich muss nicht jedes Geheimnis, das ich aufdecke, bekannt machen, Pimm. Manchmal genügt es mir, für mich selbst die Wahrheit herauszufinden. Die Enthüllung selbst bereitet mir ebenfalls kein Unbehagen. Winnie mag ihr Leben als Mann begonnen haben, aber das macht doch keinen Unterschied. Ihre Seele ist immer noch dieselbe.“
„Das erleichtert mich“, sagte Pimm. „Obwohl ich selten gehört habe, dass jemand meiner Frau eine Seele zuschreibt. Nun denn, Freddy, wie lange brauchst du, um uns aus diesem Käfig zu befreien?“
„Zehn Minuten“, meinte Winnie. „Vielleicht auch fünf, wenn du es schaffst, während der Arbeit nicht auf mich einzureden.“
„Hoffen wir, dass ich derweil Big Ben aufwecken kann“, sagte Pimm und betrachtete zweifelnd seinen schlafenden Kameraden.
„Wollen Sie etwa sagen, dass Sie das Schloss öffnen können?“, fragte Ellie.
„Natürlich“, meinte Winnie. „Das Schloss an diesem Käfig soll Löwen gefangen halten, keine Wesen, die Daumen und schlaue kleine Werkzeuge haben.“ Sie griff sich ins Haar und begann zu Ellies Erstaunen, feine Drähte und Stäbchen herauszuziehen.
„Sie haben Dietriche im Haar?“
„Eine Frau braucht ein Steckenpferd“, sagte Winnie. „Man weiß schließlich nie, wann man ein nettes Schloss zum Üben findet.“
„Aber warum haben Sie uns nicht schon vorher befreit?“
„Hauptsächlich, weil Carrington die ganze Zeit da saß und uns beobachtete“, sagte Winnie. „Währenddessen hatten wir keine Zeit, aber im Augenblick scheinen wir unbewacht zu sein. Ich war wirklich neugierig, ob sie Pimm erwischen würden. Ich habe mit mir selbst eine kleine Wette abgeschlossen, und nun schulde ich mir einen Sovereign.“
„Das ist die Frau, die mir vorwirft, geschwätzig zu sein“, beschwerte sich Pimm.
„Ruhe“, befahl Winnie und kniete sich neben die Käfigtür, um mit der Arbeit zu beginnen.
Liebesleben
D as hier sollte die Krönung seines langen Lebenswerkes werden. Adam ärgerte es zwar, derart auf die Technik angewiesen zu sein, die der widerliche Bertram Oswald entwickelt hatte, aber das Endergebnis würde ihn sicherlich so zufriedenstellen, dass er seine Abneigung überwinden konnte.
Der Automat, der auf dem
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