Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
Vom Netzwerk:
geht, während das Angebot an Nahrungsmitteln nur linear wächst.“ Er seufzte. „An Ihren Gesichtern erkenne ich, dass niemand von Ihnen rechnen kann. Was ich sagen will, ist Folgendes: Die Bevölkerung wächst sprunghaft, während unsere Möglichkeiten, Nahrungsmittel zu produzieren, kaum Schritt halten können. Malthus hat vorausgesagt, dass eher heute als morgen die Bevölkerung sehr viel größer sein wird als unsere Fähigkeit, uns zu ernähren. Es ist daher tatsächlich nur gnädig, die Herde zu verkleinern, wie man auch Hirsche und Rehe jagt, um ihre Zahl zu kontrollieren. Andernfalls vermehren sie sich zu schnell und verhungern.“
    „Aber wir verhungern heute nicht“, meinte Carrington und kehrte mit einem Teetablett zurück. „Ich habe einige Kekse mit Zuckerguss gefunden, sie sind herrlich.“
    Oswald schien verärgert, dass man ihn unterbrochen hatte. Er nahm seine Teetasse und wies Carrington an, das Tablett so hinzustellen, dass „unsere Gäste“ es erreichen könnten. Mit übertriebener Sorgfalt setzte der Sekretär das Tablett auf dem Boden ab und nahm dann Pimms Gehstock zu Hilfe, um es näher ans Gitter heranzuschieben.
    „Was tun Sie da?“, wollte Oswald wissen.
    „Ich würde es Freddy zutrauen, mir bei einem Fluchtversuch den heißen Tee ins Gesicht zu schleudern“, meinte Carrington.
    „Der Gedanke ist mir auch schon gekommen“, gab Winnie zu. „Natürlich nicht, um uns bei der Flucht zu helfen, das wäre offensichtlich lächerlich, sondern nur zu meinem Vergnügen.“ Sie griff durch die Gitterstäbe und schenkte für Ellie und Pimm Tee ein, während Oswald ungeduldig mit seinem Gehstock pochte. Irgendeine Eigenschaft seiner merkwürdigen Metallzusammensetzung ließ ihn unangenehm auf dem Boden klirren.
    „Carrington“, blaffte der angesehene Wissenschaftler. „Bringen Sie unserem anderen Gefangenen den Tee, und bleiben Sie bei ihm. Er ist ein wenig überreizt. Sie sollten ihn beruhigen.“
    „Natürlich, Herr.“ Carrington verbeugte sich auf so unterwürfige Weise, dass es eindeutig spöttisch wirkte, dann verschwand er wieder im Schatten.
    Nachdem er einen Schluck Tee genommen hatte, meinte Pimm: „Ihnen ist vermutlich noch nie der Gedanke gekommen, dass Sie Ihre Intelligenz auch dafür nutzen könnten, neue Wege zu finden, die Hungernden zu ernähren?“
    „Was meinen Sie damit? Landwirtschaft? Das ist nun wirklich keine meiner Interessen, Lord Pembroke. Zudem macht eine kleinere Bevölkerung es mir leichter, Variablen in meinen Experimenten zu verfolgen. Ich muss sagen, Ihre Reaktion enttäuscht mich. Mr. Value leuchtete die offenkundige Weisheit meiner Argumente sofort ein, und Mr. Adams teilte mein Interesse, die vollständige Spanne menschlichen Potentials zu erforschen. Sie sind Journalistin, Miss Skyler. Sie schätzen doch gewiss die Wahrheit höher als alles andere? Dann lassen Sie uns den Schleier von den Rätseln der Natur reißen. Lassen Sie uns die Wahrheiten der Welt enthüllen!“
    „Wenn Sie die Wahrheit so sehr schätzen, dann stört es Sie doch gewiss nicht, wenn ich Sie in meiner Zeitung zitiere“, meinte sie.
    Oswald schmunzelte. „Zeitungen. Ja. Ihre Texte sind äußerst erkenntnisreich, Miss Skyler, und Sie werfen damit Perlen vor die Säue. Ich könnte mich auch auf ein Feld stellen und einer Herde blökender Schafe die Prinzipien der pneumatischen Chemie darlegen, aber das würde mir nicht helfen und die Schafe auch nicht klüger machen. Das Gleiche gilt für die Idee, den Bewohnern dieser Stadt die Wahrheit zu erzählen. Sie würden sie nicht verstehen. Sie würden versuchen, mich aufzuhalten. Aber drucken Sie nur alles, was Sie möchten, wenn Sie Ihre Freiheit wiederhaben. Das liegt natürlich allein in meinem Ermessen. Selbst wenn es Ihnen gelänge, meinen Namen in den Schmutz zu ziehen, würde ich das gewiss überstehen. Ich habe einflussreiche Freunde.“
    „Ach richtig“, sagte Pimm. „Sie sitzen ja rechts von der Königin.“
    „Sogar noch näher, alter Junge.“ Oswald zwinkerte ihm zu, und Ellie schauderte es. „Diejenigen meiner Experimente, die auch tatsächlich Anerkennung fanden, genügten, dass die Königin auf mich aufmerksam wurde. Die Entwicklung der alchemistischen Lampen und die Magnetfeldmanipulatoren, mit denen man die Gesundheit verbessern kann, und so fort. Mein Name war ihr folglich nicht völlig unbekannt. Trotzdem war sie zu dieser Zeit noch sehr vernarrt in ihren Mann Prinz Albert. Als er dank einiger meiner

Weitere Kostenlose Bücher