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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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verurteilt war. Die Tür war zu und ließ sich keinen Millimeter bewegen. Bohlan blickte die Hausfassade entlang und suchte mit steigender Verzweiflung ein offenes oder gekipptes Fenster.
    „Verdammt“, entfuhr es dem Kommissar und er rannte los, ohne auf Julia Will zu achten, umrundete das Haus und blieb auf der Rückseite stehen. Auch hier scannte er Fenster und Türen. Allem Anschein nach waren auch diese ausnahmslos verschlossen, aber die Rollläden waren nicht hinabgelassen und das brachte Tom Bohlan auf eine Idee. Er hob einen etwa zweihandgroßen Stein auf, der als Dekoration der Terrasse diente und schrie: „Achtung.“ Dann schmetterte er den Stein gegen die Terrassentür, die in Folge des Aufpralls in tausend Scherben splitterte. Er brach einige Stücke aus der Scheibe heraus, bis das Loch groß genug war. Vorsichtig griff er durch die Öffnung und betätigte den Türgriff. Bohlan und Will betraten das Wohnzimmer, sahen sich kurz um und gingen weiter in die Küche.
    „Sieht aus, als sei hier vor kurzem noch gekocht worden“, sagte Bohlan mit einem Blick auf die dreckigen Teller, Töpfe und Pfannen.
    „Also hat hier tatsächlich ein Abendessen stattgefunden“, erwiderte Will. „Und wenn ich die Menge der Teller und Gläser richtig deute, war es ein Dinner für zwei.“
    „Und nicht nur das. Der Kopfjäger war dabei.“ Bohlan deutete mit angespanntem Gesicht auf die weiße Lilie, die immer noch in einem Glas stand. Sie verließen die Küche und gelangten in einen quadratischen Flur, von dem eine Treppe in den ersten Stock führte. Bohlan wollte sie bereits erstürmen, wurde aber von Will zurückgehalten.
    „Warte, Tom. Ich glaube nicht, dass wir da oben finden, was wir suchen.“
    Bohlan blieb stehen und drehte sich um.
    „Überleg doch mal. Oben ist alles dunkel. Wenn Pergande und von Lichtenhagen noch hier sein sollten, dann gibt es vernünftigerweise nur einen Ort, an dem sie sich aufhalten könnten, der Keller.“
    „Hast recht. Also, wo ist der Kellerabgang?“
    „Was hältst du von der ganzen Geschichte?“ Maurer blickte zu Professor Claussen, der die Ausdrucke der Gießener Akte durchsah.
    „Äußerst interessant“, murmelte er, während er ein paar Seiten zurückblätterte, um etwas nachzulesen. „Aber auch sehr beängstigend.“
    „Was meinst du damit?“
    „Es verkompliziert unseren Fall erheblich. Sollten die Ereignisse von damals mit den heutigen zusammenhängen, dann bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir es wirklich mit einem Serienkiller der herkömmlichen Art zu tun haben. Der Tathergänge von damals und heute ähneln sich auf eine bestimmte Art und Weise. Es gibt aber gravierende Unterschiede.“
    „Kannst du etwas konkreter werden?“
    „Ja. Vergleicht man die Morde, so sticht natürlich zunächst einmal ins Auge, dass bei allen Taten der oder die Täter das Opfer enthauptet und den Kopf – sagen wir es einmal so – entwendet hat. Trotzdem passt etwas nicht zusammen. Der Täter von damals hat die Leiche regelrecht zerstückelt. Die Leiche wurde in Teilen gefunden und sie war versteckt, nicht öffentlich zur Schau gestellt. Zudem taucht das Element der ‚Weißen Lilie‘ in Gießen nicht auf.“
    „Du meinst also, es gibt gar keinen Zusammenhang?“
    „Doch, es gibt einen Zusammenhang. Aber es muss nicht der gleiche Täter sein. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, dass ich das für ausgeschlossen halte. Der Zusammenhang muss ein anderer sein.“
    Am Ende der Kellertreppe angekommen, wurden Bohlan und Will von einer weiteren Tür aufgehalten. Wieder drückte Bohlan auf die Klinke. Diesmal aber ein wenig vorsichtiger, denn er wähnte sich dem Kopfjäger näher als jemals zuvor. Langsam drückte er die Tür auf, zunächst nur einen Spalt breit. Alles, was er erhaschen konnte, war völlige Dunkelheit, gepaart mit modrigem Kellergeruch.
    „Irgendetwas stimmt hier nicht“, flüsterte Will.
    In Bohlan keimten Zweifel. Waren sie tatsächlich auf der richtigen Fährte? Vielleicht hatte Pergande von Lichtenhagen längst getötet und die Leiche in einem Auto irgendwohin transportiert? Wenn er es genau bedachte, so war der Täter nur an den Köpfen interessiert, für den Rest des Körpers suchte er sich für gemeinhin publikumswirksame Fundorte. Während er darüber sinnierte, welcher Ort wohl zur Direktorin passen könnte, durchkämmten sie vorsichtig den Keller. Die Räume waren modrig. Kälte und Feuchtigkeit herrschten vor, ansonsten bestach der gesamte

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