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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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dafür verantwortlich, dass die Welt in den vergangenen Wochen derart aus den Fugen geraten war und die Ereignisse, die längst der Geschichte angehörten, sich zu einem Damoklesschwert verwandelt hatten, das jetzt über allen Beteiligten hing. Was musste er auch jetzt alles wieder ausgraben und mit seinen Lösungsversuchen alle in den Ruin treiben. Das Leben war in all den Jahren weitergegangen. Gras war über die Wunden von damals gewachsen und jeder war seines Weges gegangen. Nur Michael Pergande hatte nichts vergessen. Für ihn war der Lauf der Welt stehengeblieben. Aber am meisten ärgerte sich von Lichtenhagen darüber, dass so ein Irrer sein Leben ins Wanken gebracht hatte.
    Michael Pergande stand mit auf dem Rücken fixierten Armen zwischen zwei Polizisten und grinste die Kommissare verächtlich an. Bohlan wandte seinen Blick von Pergande ab und näherte sich dem Tisch, auf dem Annette von Lichtenhagen lag und der Bohlan an Dr. Spichals Seziertisch erinnerte. Ihre Arme und Beine waren mit Metallschnallen an den Rahmen gekettet. Sein Blick folgte den seitlichen Verstrebungen des Tisches. Erst jetzt bemerkte Bohlan zwei Führungsschienen, die links und rechts, etwa in Halshöhe, nach oben liefen. Der Kommissar folgte ihrem Lauf und erblickte ein blinkendes Fallbeil, das sich dicht unter der Decke befand. Ein Anfall von Erleichterung durchzuckte seinen Körper. Sie waren noch nicht zu spät gekommen. Von Lichtenhagen war noch nicht enthauptet worden. Bohlan tastete nach ihrem Handgelenk. Er konnte den Puls fühlen.
    „Ha, jetzt haben Sie aber doch Angst bekommen.“ Pergandes Stimme glich einem Krächzen. „Keine Sorge, sie lebt noch.“
    „Seien Sie still“, konterte Bohlan ungehalten und sah sich im Raum um. Er war eingerichtet wie ein medizinisches Labor. Weiß und sauber, unbefleckt und klinisch rein. „Wo sind sie?“
    Niemand antwortete.
    „Spucken Sie es schon aus. Wo haben Sie die drei Köpfe?“ Bohlans Blick durchbohrte Pergande.
    „Sie müssen sich schon entscheiden. Soll ich nun reden oder schweigen?“
    Schon wieder dieses grässliche Lächeln. Ich kann diese Fratze nicht mehr sehen, dachte der Kommissar. „Reden! Jetzt sollen Sie reden, verdammt.“
    „Vorsicht, Herr Kommissar. Wer eine Antwort haben will, muss freundlich sein.“
    Bohlan baute sich vor Pergande auf und zog die Schultern nach hinten.
    „Also schön. Vielleicht hätten Sie die Freundlichkeit, uns den Aufenthaltsort der drei Köpfe mitzuteilen. Die Angehörigen würden gerne die Leichen als Ganzes zu Grabe tragen.“
    Pergande blickte Bohlan mit versteinertem Gesicht an.
    „Vier“, sagte er.
    Bohlan schaute irritiert.
    „Sie suchen vier Köpfe. Natürlich haben Sie Marie vergessen. Wen interessiert schon, was vor zwanzig Jahren passiert ist.“
    Bohlan wusste zwar nicht, was Pergande meinte, entschied sich aber dazu, ihm vorsichtshalber beizupflichten. „Ja natürlich vier.“
    „Sie glauben also wirklich, dass ich der Kopfjäger bin? Allmählich fürchte ich doch, dass ich mich an den Falschen gewandt habe. Und dabei war ich mir so sicher, dass nur ein Frankfurter Kommissar in Frage kommt, um den Fall zu lösen. Sie haben es in den letzten Jahren ja zu einer Art Lokalberühmtheit gebracht. Vier äußerst bedeutende Fälle haben Sie geklärt, seitdem man Sie in den Dienst zurückbeordert hat. Das war eine reife Leistung. Noch dazu haben Sie sich mit Hinz und Kunz angelegt, oder sollte ich sagen Minister und Polizeipräsident?“
    Bohlan wurde aus Pergandes Ausführungen nicht schlau. Was wollte er ihm mitteilen? Woher hatte er all diese Informationen? Natürlich waren die vier spektakulären Fälle durch den Blätterwald gerauscht. Alle Gazetten hatten darüber berichtet. Aber wer machte sich schon die Mühe, die Rolle des leitenden Hauptkommissars näher unter die Lupe zu nehmen? Noch dazu, wo er sich bemüht hatte, möglichst wenig öffentlich in Erscheinung zu treten.
    „Sie sind ja plötzlich so schweigsam?“
    Bohlan riss sich aus seinen Gedanken.
    „Sie wollen also damit sagen, dass Sie gar nicht der Kopfjäger sind?“
    „Die Kombinationsgabe hat Sie also doch nicht verlassen.“
    „Und wer soll es dann sein?“
    „Sind Sie die Polizei oder ich?“
    Bohlan kochte innerlich. Er war drauf und dran, Pergande richtig in die Mangel zu nehmen, und zwar körperlich. Doch er wusste natürlich genau, dass dies nichts bringen würde. Im Zweifelsfall hätte er eine Anzeige am Hals wie sein Kollege im Fall des

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