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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Ganze sieht wie ein Auftragsmord aus. Das wird eine
heikle Angelegenheit.«
    Vollmers ließ seinen Blick in die Runde schweifen.
Überall herrschte angespannte Geschäftigkeit. Die Spurensicherung untersuchte
akribisch jeden Quadratzentimeter des Ladens, die beiden anderen Beamten aus
Vollmers’ Team verhörten die Zeugen, zwei Ärzte kümmerten sich um die vom
Schock erstarrten Anwesenden. Für den Hauptkommissar gab es hier nichts mehr zu
tun.
    »Wir werden uns Havensteins Wohnung ansehen«, forderte
Vollmers Oberkommissar Horstmann zum Mitkommen auf.
    Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Vollmers lenkte
den Dienstwagen durch die Fußgängerzone bis zum Rundsilo am Hafen, einem der
charakteristischen Wahrzeichen der Stadt. Er fuhr weiter die breite
Uferpromenade entlang, am blau-gelb gestreiften Leuchtturm vorbei, und musste
einen Mobilkran umrunden, der von Schaulustigen umlagert war und eine am Kai
liegende Yacht auf einen bereitstehenden Trailer hieven wollte.
    Nicht nur auf dieser Seite des Hafens, auch gegenüber
lagen die Segelschiffe dicht an dicht. Es war die Jahreszeit, in der viele Eigner
ihre Boote ins Winterquartier bringen ließen.
    Der Hauptkommissar hielt direkt vor dem Gebäude am
Ende der Hafenpromenade. Für einen Moment war Vollmers versucht, einen kurzen
Abstecher zur kleinen Marina zu unternehmen, in der weitere Segelboote lagen.
Das ruhige Wasser innerhalb des durch eine Mole abgegrenzten Hafens wimmelte
von Feuerquallen.
    Vollmers beschränkte sich darauf, einen Lungenzug
frische Seeluft einzuatmen, dann folgte er Horstmann zum Hauseingang.
    Gleich der erste Schlüssel passte.
    »Moment«, sagte Vollmers und bremste den
Oberkommissar. Er sah in Havensteins Briefkasten. Das Behältnis war leer.
    Der Journalist wohnte in der oberen Etage. Sie hatten
den Absatz in der Mitte der letzten Treppe erreicht, als die Beamten
innehielten. Es war ein leises Wimmern zu hören.
    Vollmers legte den Zeigefinger auf die Lippen, zog
seine Waffe und schlich sich, dicht an die Wand gedrängt, die Stufen hinauf.
Auch Horstmann hatte seine Dienstpistole gezückt und folgte dem Hauptkommissar
auf leisen Sohlen.
    Zwei Wohnungen gingen vom Treppenhaus ab. Beide Türen
standen offen. Aus der rechten Tür war das klagende Geräusch zu hören. Als
Vollmers den Absatz erreicht hatte, lugte er vorsichtig um die Ecke. Die
Wohnungstür war sperrangelweit geöffnet und gab den Blick ins Innere frei. Auf
dem Teppich im kleinen Flur lag eine ältere Frau und sah den Hauptkommissar mit
angstvoll geöffneten Augen an. Sie hob schützend ihren Arm vor das Gesicht, als
sie Vollmers mit der Pistole in der Hand erblickte.
    »Nicht«, gab sie leise von sich.
    Vollmers streckte ihr die Hand entgegen. »Seien Sie
ganz ruhig«, sagte er besänftigend und senkte den Lauf der Pistole. »Wir sind
von der Polizei.«
    »Überfall«, hauchte die alte Frau. »Er ist weg.«
    Vorsichtig stieg der Hauptkommissar über den schmächtigen
Körper hinweg und überzeugte sich, dass sich wirklich niemand in den Räumen
aufhielt. Dann kauerte er sich zu der Frau hinab.
    »Gleich wird der Arzt da sein«, sagte er und fühlte
nach dem Puls. Unter der faltigen Haut war er kaum wahrnehmbar. Dann griff
Vollmers sein Handy und rief den Rettungsdienst an.
    Inzwischen hatte Oberkommissar Horstmann die
gegenüberliegende Wohnung kontrolliert.
    »Leer«, sagte er, als er wieder im Treppenhaus
auftauchte. Er zeigte mit der Spitze seines Pistolenlaufs auf die Tür zu
Havensteins Wohnung. Auch aus der Distanz konnte Vollmers erkennen, dass das
Holz gesplittert war.
    »Das hat jemand mit Gewalt aufgebrochen.«
    Die alte Dame stöhnte vor Schmerz auf. »Mein Bein,
mein Kopf«, kam es über ihre blassen Lippen.
    »Frau, äh …«, fragte Vollmers und suchte ein
Namensschild an der Tür. »Vorderwühlbecke«, fuhr er fort. »Haben Sie den Mann
gesehen, der bei Herrn Havenstein eingebrochen ist?«
    Die alte Dame atmete flach. Vollmers machte sich
Sorgen um ihren Gesundheitszustand. Er konnte außer einer sich bildenden Beule
am Hinterkopf und einem verrenkt liegenden rechten Bein keine weiteren äußeren
Verletzungen erkennen.
    »Haben Sie den Einbrecher gesehen?«, wiederholte er
seine Frage.
    Frau Vorderwühlbecke nickte schwach, stöhnte bei der
Bewegung ihres Kopfes aber sofort auf. Sie sprach so leise, dass Vollmers sein
Ohr ganz dicht an ihre Lippen führen musste.
    »Ich habe den Lärm im Treppenhaus gehört. Ich bin zur
Tür und wollte nachsehen. Bei mir geht

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