Mord auf Raten
Frauen umgeben hat. Können Sie uns dazu etwas sagen?«
»Ja, das stimmt, er war gerne in weiblicher Begleitung. Er hat eine große Anziehungskraft auf Frauen ausgeübt.«
»Sie müssen diese Frage nicht beantworten, vielleicht wissen Sie es auch gar nicht, aber hatte er die eine oder andere Affäre mit Frauen aus dem Club?«
Pierre zögerte mit der Antwort, druckste verlegen herum und rieb sich leicht übers linke Ohrläppchen. »Kann schon sein.«
»Heißt das jetzt ja oder nein?«
»Ja, zumindest sagt man, dass er schon mit etlichen Frauen aus dem Club etwas hatte. Aber bitte, Sie haben das nicht von mir, denn normalerweise wird bei uns großer Wert auf Diskretion gelegt.«
»Keine Angst. Waren darunter auch verheiratete Frauen?«
»Mon dieu, Sie bringen mich in Teufels Küche. Am Ende wollen Sie auch noch Namen von mir wissen.«
»Ich versichere Ihnen, dass alle Informationen vertraulich behandelt werden. Haben Sie Informationen?«
Pierre tänzelte unruhig von einem Bein auf das andere. »Muss das unbedingt hier sein?«
»Sie haben Recht, das ist kein guter Ort für eine solche Befragung. Können Sie morgen Vormittag um zehn auf dem Präsidium sein?«
»Natürlich.«
»Wissen Sie, ob sich vorhin telefonisch eine junge Dame nach ihm erkundigt hat?«
Pierre nickte. »Ja, Frau Johannsen. Sie hat angerufen und gefragt, ob Jürgen noch da ist. Ich habe ihr gesagt, dass er schon vor fast zwei Stunden weggefahren ist.«
»Das war’s für heute. Wir sehen uns morgen in meinem Büro. Und jetzt gehen Sie wieder rein, sonst stellt Ihnen Herr Müller noch dumme Fragen … Warten Sie, nur noch eine Frage. Hat sich Dr. Kaufung heute vielleicht anders verhalten als üblich? Ich meine, wirkte er nervös, aufgeregt? Ich weißdoch, dass ein versierter Barkeeper wie Sie sofort merkt, wenn mit den Stammgästen etwas nicht stimmt. Sie sind doch schon fast so was wie ein Psychologe.«
»Danke für das Kompliment, aber Dr. Kaufung war wie immer. Freundlich und nett, doch er hatte es ausnahmsweise ziemlich eilig.«
»Aber Sie wissen nicht, was er vorhatte?«
»Er hat sich nur sehr kurz an der Bar aufgehalten. Er hat einen Orangensaft getrunken, sich noch einen Moment mit Denise unterhalten und ist schon nach ein paar Minuten gegangen, was er normalerweise nicht macht.« Pierres Gesicht wurde nachdenklich, er kaute auf der Unterlippe und fuhr schließlich mit gerunzelter Stirn fort: »Merkwürdig, mir fällt da ein, dass er andauernd auf die Uhr geschaut hat, als hätte er noch einen wichtigen Termin. Er war in Eile, da bin ich mir sogar ziemlich sicher.«
»Doch er wirkte dabei nicht nervös, oder?«
Pierre überlegte einen Moment und antwortete: »Vielleicht ein wenig, aber ich kann mich auch täuschen. Bestimmt kann Denise Ihnen mehr dazu sagen, sie hat sich mit ihm unterhalten.«
»Um welche Zeit ist er denn gegangen?«
»So gegen Viertel vor acht. Nein, er war nicht länger als eine Viertelstunde an der Bar.«
»Viertel vor acht also. Tja, dann erst mal vielen Dank, und wir sehen uns morgen.«
»Was ist mit Ihren Cocktails? Soll ich sie wegschütten?«
»Nein, das hätte ich ja beinahe vergessen. Wir kommen gleich nach.«
Brandt wartete, bis Pierre alias Gérard wieder im Restaurant war, und sagte zu Andrea: »Scheint, als hätte Kaufung eine Verabredung in seiner Praxis gehabt. Oder was denkst du?«
»Du bist der Kriminalist.«
»Ach komm, du machst dir doch auch deine Gedanken. Jetzt rück schon raus mit der Sprache.«
»Wenn es stimmt, was Pierre sagt, dann wird es wohl so gewesen sein. Doch mit wem hat er sich so gegen acht in seiner Praxis getroffen?«
»Das gilt es herauszufinden. Aber selbst wenn er sich noch mit jemandem dort getroffen hat, dann heißt das noch längst nicht, dass der- oder diejenige auch sein Mörder ist. Du kannst doch sicherlich den Todeszeitpunkt auf wenige Minuten eingrenzen, oder?«
»Ich hab ja zum Glück die Daten von vorhin. Temperatur et cetera. Das krieg ich schon hin. Plus minus fünf Minuten.«
»Okay, dann lass uns reingehen, austrinken und endlich heimfahren, denn heute können wir eh nichts mehr tun.«
Samstag, 0.34 Uhr
Um zwanzig nach zwölf machten sie sich auf den Weg zu Brandts Wohnung. Er öffnete das Wohnzimmerfenster, um die stickige und abgestandene Luft durch frische zu ersetzen, auch wenn die Nacht sehr warm war, beugte sich über die Marmorplatte und sah hinunter auf die Straße. Andrea stellte sich zu ihm und fragte: »An was denkst du?«
»An
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