Mord auf Raten
zufällig sagen, wo er wohnt, oder?«
»Im Feldbergweg, aber fragen Sie mich nicht nach der Hausnummer. Dr. Kaufung wohnt übrigens im Hunsrückweg.«
»Danke für die Auskunft. Ach ja, Sie sagten, Dr. Kaufung habe Sie um kurz vor sechs angerufen. Danach hat er sich nicht mehr bei Ihnen gemeldet?«
»Nein. Kann ich jetzt gehen, ich bin ziemlich fertig?«
»Sicher. Nur noch eine Frage. Dr. Kaufung hatte doch sicherlich auch eine Sprechstundenhilfe. Kennen Sie ihren Namen oder wissen Sie vielleicht sogar, wo sie wohnt?«
»Annette Blohm. Aber wo sie wohnt, kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Das kriegen wir schon raus.«
»Finden Sie das verdammte Schwein, das ihm das angetan hat. Er war ein guter Mensch und ein hervorragender Arzt. Das werden Ihnen alle Patienten bestätigen können. Er war sehr einfühlsam, aber verstehen Sie das bloß nicht falsch.«
»Schon gut. Jetzt hab ich noch eine Frage. Dieser Tennisplatz, wie lange kann man dort jemanden antreffen?«
»Das Restaurant ist auf jeden Fall bis eins, manchmal auch länger geöffnet. Heute bestimmt länger.«
»Schönen Dank, das war’s schon. Wir melden uns morgen so gegen Mittag noch einmal bei Ihnen. Es wäre gut, wenn Sie dann zu Hause wären.«
»Ich werde da sein.«
Brandt wartete, bis Petra Johannsen in ihr BMW Cabrio eingestiegen war, den Motor anließ und Gas gab.
»Sehr hübsch, die Kleine, was?«, sagte Andrea Sievers verschmitzt lächelnd.
»Hm«, murmelte er nachdenklich, als hätte er die Bemerkungnicht gehört, musste Andrea jedoch Recht geben. »Was hat Kaufung nach dem Tennis noch mal hier in der Praxis gewollt? War er mit jemandem verabredet? Oder hat er nur was vergessen und ist dabei zufällig seinem Mörder in die Hände gefallen? Vielleicht hat er einfach nur einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt und ist dabei umgebracht worden. Es gibt ziemlich viele Möglichkeiten.« Er sah auf die Uhr. »Zwanzig nach elf. Ich werd mal beim Tennisplatz vorbeischauen. Willst du mitkommen?«
»Was soll ich denn sonst machen? Vielleicht hier auf dich warten?«, entgegnete Andrea und zündete sich eine Zigarette an.
»War ’ne blöde Frage.« Er wandte sich an einen der Streifenpolizisten und sagte: »Klappern Sie doch mal mit Ihren Kollegen die Nachbarschaft ab, ob irgendwer was gesehen oder gehört hat. Ich weiß, es ist spät, aber das Gedächtnis der Leute noch frisch, wenn denn einem was Merkwürdiges aufgefallen sein sollte.«
»Wird gemacht.«
Und zu Andrea Sievers: »Fahren wir.«
Freitag, 23.31 Uhr
Im Restaurant des Tennisclubs herrschte Hochbetrieb. Brandt und Sievers begaben sich direkt zur Bar, wo kein Hocker mehr frei war.
»Wer ist hier der Chef?«, fragte Brandt den Barmixer, einen mittelgroßen braungebrannten jungen Mann mit schwarzen Haaren und dunklen Augen, der gerade zwei Cocktails einschenkte, und hielt ihm seinen Ausweis entgegen. »Brandt, Kripo Offenbach. Das ist meine Kollegin.«
»Dort drüben«, antwortete der Angesprochene mit unüberhörbar französischem Akzent und deutete auf einen Tisch am Fenster. »Der mit dem Bart.«
»Danke.«
Brandt bestellte für sich und Sievers je einen alkoholfreien Cocktail, den sie nachher trinken würden, dann gingen sie zu dem angegebenen Tisch. Er stellte sich und Andrea ein weiteres Mal vor und bat den Besitzer des Restaurants, Norbert Müller, ihn kurz zu sprechen.
»Gehen wir in mein Büro, dort sind wir ungestört.« Im Büro angekommen, fragte Müller, ein bulliger, muskulöser Mann, den Brandt zwischen vierzig und fünfzig schätzte, mit kritischem Blick, während seine Augen verräterisch aufblitzten, als er Andrea Sievers ansah: »Was kann ich für Sie tun?«
»Nur ein paar Fragen. Kennen Sie einen Dr. Kaufung?«
»Natürlich kenne ich ihn. Warum fragen Sie?«
»War er heute hier?«
»Ja, er kommt jeden Dienstag und Freitag. Was ist mit ihm?«
»Er ist tot. Umgebracht, um genau zu sein«, sagte Brandt trocken, woraufhin Müller ihn ungläubig und mit leicht zur Seite geneigtem Kopf ansah.
»Bitte was? Er war doch vorhin gerade erst … Er hat wie immer gespielt und sich dann noch kurz an der Bar aufgehalten.«
»Wann genau war das?«
Müller überlegte einen Moment, bevor er antwortete: »So gegen halb acht. Aber da fragen Sie am besten Pierre, der kann Ihnen das genauer sagen, er steht immer ab sechs hinter der Bar. Mein Gott, ausgerechnet Kaufung. Der ist schon seit Jahren Mitglied im Club. Das muss ich erst mal verdauen.«
»War er allein
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