Mord auf Raten
Kaffee darf ich noch austrinken, oder?«
»Ich bin gespannt, ob die Klein schon von der Sache Wind bekommen hat«, sagte Brandt. »Wundern würde es mich jedenfalls nicht.«
»Lass dich überraschen. So, fertig. Gehen wir. Oder nein, du gehst, ich räum noch schnell auf. Ich melde mich bei dir, sobald ich Kaufung wieder zugenäht habe.«
»Das mit dem Aufräumen lässt du schön bleiben, Kaufung ist wichtiger. Wir sehen uns heute Abend. Ich weiß nicht genau, wann ich mit meinen Befragungen fertig bin, ich hoffe, nicht zu spät. Mach’s gut, meine Liebe.« Brandt gab ihr einen Kuss und wollte bereits die Wohnung verlassen, als das Telefon klingelte. Er nahm ab, es waren Sarah und Michelle. Er freute sich, ihre Stimmen zu hören. Sie sagten, sie seien gut angekommen, erzählten etwas über den Flug, aber nichts darüber, ob es ihnen bei ihrer Mutter gefiel. Er hoffte insgeheim,sie würden solches Heimweh haben, dass sie früher nach Hause kommen würden. Andererseits hätte er sich im Moment ohnehin nicht weiter um sie kümmern können, nicht, solange der Mord an Kaufung nicht aufgeklärt war. Am Ende des Gesprächs sagte Sarah von sich aus, dass sie am Sonntagabend wieder anrufen würde. Brandt war erleichtert, Andrea hatte wohl doch Recht gehabt.
Samstag, 9.50 Uhr
Es war in der kurzen Zeit noch heißer geworden, obwohl es noch nicht einmal zehn Uhr war. Er parkte vor dem Präsidium und begab sich in den ersten Stock zu seinem Büro. Bernhard Spitzer saß hinter seinem Schreibtisch, und auch Nicole Eberl war da. Sie hatte wie Brandt Bereitschaft und sah ihn verständnislos an, ein Blick, der bei ihr nur ganz selten war.
»Hi, da bin ich«, sagte er und setzte sich Spitzer gegenüber. »Schon lange hier?« Keine Antwort. »He, was ist los? Seid ihr beide auf einmal stumm geworden?«
Spitzer drehte einen Stift zwischen seinen Fingern und meinte mit hochgezogenen Brauen: »Wieso hast du Nicole nicht informiert? Ihr habt beide Bereitschaft«, wobei er das beide besonders betonte.
»Du meine Güte, deshalb seid ihr so komisch. Ganz einfach – ich war gestern Abend mit Andrea essen, Krüger hat mich angerufen, und ich bin mit Andrea zum Tatort gefahren. Und ich bin froh, dass sie dabei war, denn der Arzt, der uns geschickt wurde, ist mehr als eine Niete. Andrea konnte den Todeszeitpunkt schon vor Ort ziemlich genau eingrenzen. Danach sind wir nur noch zum Tennisclub gefahren, ich habeden Chef und einen seiner Mitarbeiter befragt, der übrigens gleich hier antanzen wird, und das war’s schon. Die Hauptarbeit kommt heute und in den nächsten Tagen auf uns zu, und da hätte ich Nicole sowieso einbezogen. Macht bitte jetzt keinen Aufstand deswegen, okay?«
»Ist ja schon gut«, beschwichtigte ihn Spitzer, »aber du weißt, dass das eigentlich nicht die übliche Vorgehensweise ist.«
»Ich bitte dich, seit wann scheren wir uns um irgendwelche Vorgehensweisen?! Andrea kümmert sich gleich um Kaufung und wird uns noch heute das Autopsieergebnis durchgeben. Und Nicole und ich haben einige Leute zu befragen. Zufrieden?«
»Jetzt komm wieder runter, war nicht so gemeint. Das Problem ist nur, dass die Klein schon nach dir gefragt hat.«
Brandt lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und stöhnte auf. »Auch das noch! Hätt ich mir denken können. Und was wollte sie?«
»Dich sprechen, was sonst.«
»Will sie vielleicht schon den Mörder präsentiert haben?«
»Keine Ahnung, du sollst sie jedenfalls anrufen.«
Brandt wollte bereits zum Telefon greifen, um das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, als es an der Tür klopfte.
»Das wird dieser Pierre sein«, sagte er. »Der Barkeeper vom Tennisclub, wo Kaufung gestern zuletzt lebend gesehen wurde. Herein!«
Die Tür ging auf, der junge Mann kam herein und sah in die Runde.
»Herr Malet, das sind meine Kollegen Frau Eberl und Herr Spitzer. Sie haben sicherlich nichts dagegen, wenn sie dabei sind.«
»Nein, ich wollte nur gestern Abend …«, er zuckte mit den Schultern, »na ja, Sie verstehen schon. Ich habe manchmal das Gefühl, als ob dort alles Ohren hat, wie man so schön sagt.«
»Kann ich verstehen. Nehmen Sie doch bitte Platz. Einen Kaffee oder eine Cola?«
»Nein, danke. Ist Ihre Kollegin von gestern nicht da?«, fragte Pierre.
»Sie hat leider anderweitig zu tun. Aber kommen wir doch gleich zur Sache. Sie erwähnten gestern, dass Dr. Kaufung des Öfteren die Frauen gewechselt hat. Zumindest haben Sie das so ähnlich
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