Mord auf Raten
alles Mögliche. Der Abend hat so gut begonnen, und jetzt …«
»Das schaffst du schon. Kaufungs Mörder hat bestimmt einen Fehler gemacht.«
»Jeder Mörder macht einen Fehler, aber wir Polizisten sind auch nur Menschen und sehen nicht jeden Fehler, oder andersausgedrückt, wir übersehen manche Dinge. Es ist alles Scheiße«, sagte er mit einer Resignation in der Stimme, die Andrea aufhorchen ließ.
»Was ist alles Scheiße? Irgendwas bedrückt dich, aber wie ich dich kenne, muss ich erst lange bohren, bevor du es ausspuckst. Es ist wegen Sarah und Michelle, hab ich Recht?«
Brandt antwortete nicht darauf, er starrte nur in die Dunkelheit.
»Du hast Angst wegen der fünf Wochen, stimmt’s?«
Er holte tief Luft, faltete die Hände und sagte: »Ich hab so ein blödes Gefühl. Wenn ich mir vorstelle, dass die beiden jetzt fünf Wochen bei ihrer Mutter und diesem Schnösel sind, wird mir schlecht. Es ist das erste Mal seit unserer Scheidung, dass sie so lange bei ihr sind. Du glaubst gar nicht, was Carola für einen Einfluss ausüben kann. Und vor allem Sarah ist mit vierzehn in einem Alter, in dem Geld ihr eine Menge bedeutet, Geld, das ich nicht habe. Ich kann ihr nicht all die Dinge kaufen, die sie sich wünscht, aber Carola kann es. Und du weißt ja, mit Speck fängt man Mäuse.«
»Meinst du nicht, dass Sarah inzwischen genügend Abstand zu der ganzen Sache gewonnen hat? Sie liebt dich, und ich kenne sie mittlerweile auch gut genug, um sagen zu können, dass sie sich nicht so einfach blenden lässt. Es ist ganz logisch, dass sie sich bestimmte Dinge wünscht, aber ich denke, du, Michelle und deine Eltern sind ihr immer noch wichtiger als das Geld deiner Ex. Sieh nicht so schwarz.«
»Das sagst du so einfach«, seufzte er. »Und was ist, wenn …«
»Hör auf, so negativ zu denken. In Spanien kennt sie niemanden außer deiner Frau …«
»Exfrau«, wurde sie von Brandt verbessert.
»Entschuldigung. Hier hat sie jedenfalls ihre Freunde undvor allem den besten Vater der Welt. He, das hat sie mir erst kürzlich im Vertrauen gesagt. Großes Indianerehrenwort. Und bei Michelle ist das nicht anders. Die beiden hängen an dir. Und eines darfst du auch nicht vergessen – sie sind immerhin zu ihrer Mutter gefahren. Egal, ob sie ein egoistisches Weib ist oder nicht, sie hat die beiden zur Welt gebracht. Sieh’s mal von der Seite. Du brauchst keine Angst zu haben, glaub mir. Und um dich noch ein wenig mehr zu beruhigen, Sarah hat gesagt, dass sie eigentlich gar nicht so große Lust hatte zu fahren. Andererseits, was sollen sie hier, wenn all ihre Freundinnen auch weg sind? Sich bei deinen Eltern langweilen? Wir haben doch schon für Weihnachten drei Wochen Gran Canaria gebucht. Das wird für uns alle ganz toll.«
»Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist, ich komm mit der ganzen Situation nicht klar.«
»Mit was konkret?«
»Ich bin doch nur ein Bulle. Andere Leute verdienen sich dumm und dämlich, wie dieser Lackaffe von Carola …«
»Mein Gott, das ist ja das erste Mal, dass ich dich in Selbstmitleid versinken sehe. Schämst du dich dafür, dass du bei der Polizei bist und einen hervorragenden Job machst? Oder bist du neidisch auf Leute, die mehr Geld haben? Komm, sag’s?«
»Weder noch«, entgegnete Brandt unwirsch, »aber wie du weißt, hatte ich eigentlich vor, mit dir und den Mädchen in den Ferien in Urlaub zu fahren. Und dann kommt mit einem Mal Carola und macht mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Ich hab zwar das alleinige Sorgerecht, aber in dem Urteil steht, dass Carola die Mädchen wenigstens einmal im Monat für zwei Tage sehen darf. Und weil sie nicht immer von ihrem Luxusdomizil in Spanien nach Offenbachkommen will, hat sie durchgesetzt, dass die beiden fast die ganzen Ferien bei ihr verbringen dürfen … Ach, was soll’s, ich will nicht mehr darüber reden, ich werd schon damit klarkommen.«
»Sicher. Und ihr werdet bestimmt jeden Tag telefonieren …«
»Ist ja gut.«
»Und außerdem bin ich ja auch noch da, um dich ein bisschen aufzumuntern. Wollen wir noch was trinken? Ein Gläschen Rotwein vielleicht?« Bei dieser Frage streichelte Andrea ihm über den Kopf und sah ihn von unten herauf an.
»Du meinst wohl, das hellt meine Laune auf, was?« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er mochte es, wie Andrea mit ihm redete, wie sie immer die richtigen Worte fand, wenn er sich nicht gut fühlte, was zum Glück nicht so häufig vorkam.
»Vielleicht. Und danach gehen
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