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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Lippen aufeinander und stieß die eingeatmete Luft hörbar aus. »Und dann war die Klein ein paar Minuten mit ihm zusammen, und schon hat er gestanden. Was für eine Frau!«, sagte er zynisch. »Ich sollte vielleicht doch meine Meinung über sie revidieren und sie fragen, ob es neuartige Verhörmethoden gibt, von denen wir hier in dem verschlafenen Nest Offenbach noch nichts mitbekommen haben.«
    »Aber er ist der Einzige, der ein Motiv hat«, versuchte Spitzer ihn zu beschwichtigen.
    »Er ist nicht der Einzige, der ein Motiv hat, glaub mir. Es gibt mindestens ein Dutzend Leute da draußen, die Wedel lieber tot als lebend gesehen hätten. Und ich bin sicher, der wahre Mörder läuft noch frei rum und lacht sich ins Fäustchen.«
    »Was zum Teufel macht dich da so sicher?«, fuhr Spitzer seinen Freund an, weil er allmählich von Brandts Gereiztheit angesteckt wurde. »Was?«
    »Ich habe einige Dinge über Wedel erfahren. Unter anderem von Banser. Wedel war kein Saubermann, ganz im Gegenteil. Und ich werde beweisen, dass hinter seiner Ermordung ein ganz anderes Motiv steckt als der schnöde Mammon.« Er stand abrupt auf und sah erst Spitzer und dann Eberl an. »Ich verzieh mich. Und fragt mich bitte nicht, wohinich gehe. Ob ich heute noch mal wiederkomme«, er zuckte mit den Schultern, »keine Ahnung. Bis irgendwann.« Bevor er den Raum verließ, sagte er noch: »Ach ja, da ist noch etwas, warum ich so sicher bin, dass Banser es nicht war – ich habe ihm in die Augen gesehen.«
    Spitzer und Eberl schauten sich an und wussten genau, was Brandt damit gemeint hatte. Er ging zu seinem Wagen, drehte den Zündschlüssel und fuhr los. Sein erstes Ziel war Sandra Heuser.

Donnerstag, 13.20 Uhr
    Der Frühstückstisch war noch nicht abgeräumt, Rauch hing in der Luft, zwei volle Aschenbecher und mehrere Schachteln Zigaretten auf dem Glastisch, das Wohnzimmerfenster war gekippt. Sandra Heuser trug einen Morgenmantel und Doreen Müller den Hausanzug, den sie bereits gestern anhatte und dessen Stoff so durchsichtig war, dass der Phantasie nicht mehr viel Spielraum blieb. Sie sah Brandt von unten herauf mit diesem herausfordernden Blick an, den er von ihr schon kannte. Der Fernsehapparat lief, die
Oliver Geissen Show
. Brandt hatte sie einmal gesehen und war entsetzt über das erschreckend niedrige Niveau, das für ihn ein Spiegelbild der Gesellschaft war. Sich gegenseitig anpöbelnde Menschen, die keinen Respekt mehr vor andern hatten, die eine Sprache benutzten, die offenbar zur neuen Sprache in Deutschland wurde. Ey, Alter, was guckst du so blöd? Die dumme Tussi hat’s doch gar nicht anders verdient. Ab und zu muss man den Weibern mal zeigen, wo der Hammer hängt! So und ähnlich war es in dieser einenShow abgelaufen, Mittags um eins, wenn die meisten Kinder von der Schule nach Hause kamen. Brandt selbst hatte schon oft genug mit jungen Leuten zu tun gehabt, von denen er sich gefragt hatte, ob sie Deutsche oder Ausländer waren, und feststellen musste, dass sie Deutsche waren, mit deutschen Namen, deutschen Vorfahren und doch benutzten sie einen Gossenjargon, den alle nur Kanakensprache nannten.
    Doreen Müller saß in einem Sessel, die Beine angewinkelt. Sie hatte etwas Provozierendes an sich, etwas, das Männer verrückt machen konnte, ganz im Gegensatz zu Sandra Heuser, die Brandt zwar als wesentlich hübscher, aber auch als zurückhaltender empfand. Sie hatte eine ganz besondere Ausstrahlung, eine, die auf eine angenehme Weise anziehend wirkte.
    »Wundern Sie sich aber nicht, wie es hier aussieht«, sagte sie mit diesem bezaubernden Lächeln. »Wir haben fast die ganze Nacht durchgequatscht und sind erst am Morgen ins Bett. Als Sie vorhin angerufen haben, war ich gerade wach geworden.«
    »Geht es Ihnen jetzt wenigstens etwas besser als gestern?«
    »Ich hatte ja zum Glück Gesellschaft.«
    »Meine Damen«, sagte er, nachdem er sich gesetzt hatte, »es ist gut, dass ich Sie beide hier antreffe, so kann ich mir einen Weg sparen. Leider habe ich ein paar Fragen, deren Beantwortung Ihnen sicherlich unangenehm ist, aber für mich sind sie eminent wichtig.« Er faltete die Hände und sah von einer zur andern. Ihre Gesichter wurden urplötzlich ernst und vor allem das von Doreen misstrauisch, vielleicht sogar abweisend. Brandt selbst fühlte sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut, er hasste Fragen wie jene, die er gleich stellen würde, Fragen, die sehr persönlich waren und vor denen ersich in der Regel scheute. Doch nach

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