Mord auf Raten
– was hat Ihnen Frau Klein versprochen, wenn Sie das Geständnis unterschreiben?«
Banser sah auf, seine Hände zitterten leicht, die Wirkung des Alkohols ließ schon wieder nach. »Sie hat mir nichts versprochen. Ich habe nur gemerkt, dass ich keine Chance mehr habe. Am Ende siegt doch die Wahrheit. Ich habe einen Menschen getötet und werde dafür büßen.«
»Wie werden Sie sich heute Abend fühlen, wenn der Tremor und das Verlangen nach Schnaps Sie fast um den Verstand bringt? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?«
»Gibt es im Gefängnis keinen Arzt, der einem ein Beruhigungsmittel geben kann?«
»Gibt es. Fragt sich nur, ob der auch gleich zur Stelle ist. Aber Sie werden das schon schaffen. So, wie Sie auch Wedel geschafft haben«, bemerkte Brandt sarkastisch und stand auf. An der Tür drehte er sich um und sagte: »Und ich war der festen Überzeugung, dass Sie kein Mörder sind.«
»So kann man sich täuschen«, entgegnete Banser lapidar. »Und jetzt lassen Sie mich allein.«
Brandt klopfte an die Tür, die kurz darauf geöffnet wurde. Er war verwirrt und wütend zugleich und hätte alles kurz und klein schlagen können, so viel ohnmächtiger Zorn hatte sich in ihm aufgestaut. Er ging auf die Toilette und ließ eine ganze Weile kaltes Wasser über seine Unterarme laufen und wusch sich lange und ausgiebig das Gesicht. Als er in den Spiegel blickte, dachte er: Sollte ich mich so in Banser getäuscht haben? Das kann doch nicht sein, oder?
Wieder im Büro, griff er zum Hörer und tippte die Nummer von Elvira Klein ein. Es meldete sich ihre Sekretärin und sagte, dass sie zu Tisch sei und erst in einer halben Stunde zurückkomme. Brandt legte wieder auf. Nicole Eberl kam in sein Zimmer, gefolgt von Spitzer.
»Ich hab schon alles von Bernie erfahren. Unsere Hausdurchsuchung hat nichts ergeben, keine Waffe, kein Videoband, nur ein Haufen leerer Flaschen. Was wirst du jetzt tun?«
Brandt fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, legte den Kopf in den Nacken und antwortete: »Weiter ermitteln.«
»Aber der Fall ist abgeschlossen. Wie willst du das gegenüber der Klein begründen?«, fragte Spitzer.
»Das lass mal meine Sorge sein. Wedel hatte Dreck am Stecken, und ich will wissen, was für ein Dreck das war.«
»Er hat Banser übel mitgespielt. Aber das ist doch kein Einzelfall, wir …«
»Das mit Banser ist nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen. Ich will alles über Wedel rausfinden. Hinter dem Mord steckt mehr als nur ein betrogener alter Mann, der zu so was gar nicht fähig wäre.«
»Du zweifelst an dem Geständnis?«, fragte Eberl mit ungläubigem Blick. »Das musst du mir erklären.«
»Kann ich nicht, ist nur so ein Gefühl. Aber wenn ich jetzt aufhöre, wandert womöglich ein Unschuldiger hinter Gitter. Und das will ich verhindern.«
»Dein Gefühl in allen Ehren, aber …«
»Nichts aber. Ich erwarte von euch allen, dass ihr mir den Rücken freihaltet. Mehr nicht. Meint ihr, ihr schafft wenigstens das?«, fiel er ihr ins Wort und sah bei dem letzten Satz Spitzer mit unbeweglicher Miene an.
»Und an was arbeitest du offiziell?«, wollte Spitzer wissen. »Nur so, falls die Klein fragt«, fügte er vorsichtig hinzu, denn er merkte, dass Brandt kurz vor einer gewaltigen Explosion stand, was selten genug vorkam. Er hatte es nur einmal bei seinem Freund erlebt, damals, als ihm Sarah und Michelle entrissen werden sollten, aber wenn er so in Rage war, war mit ihm nicht zu spaßen.
»Am Fall Kaufung, ganz einfach. Wir suchen doch noch immer seinen Mörder«, erwiderte Brandt ernst. »Oder haben wir den etwa inzwischen auch schon gefasst?«
»Wenn ich bloß deinen Ton deuten könnte«, sagte Eberl mit unergründlichem Lächeln.
»Kannst du aber nicht«, entgegnete Brandt ungewohnt abweisend. »Ab sofort arbeite ich ganz allein. Ihr habt genug mit andern Sachen zu tun. Was ist übrigens mit unserm albanischen Vergewaltiger? Hat er gestanden?«
»Nein. Ich musste ihn laufen lassen, die Beweislage war nicht eindeutig genug«, gab Spitzer kleinlaut zu.
Brandt lachte kehlig auf. »Komisch. Da ist ein junger Kerl, noch grün hinter den Ohren, aber mit einem Vorstrafenregister so lang wie die Berliner Straße, und doch reichen die Beweise nicht aus, obwohl die Frau ihn eindeutig identifiziert hat. Ist schon eine merkwürdige Welt. Und von Banser haben wir lediglich ein paar Fingerabdrücke gefunden, weder eine Waffe noch ein Band, nur die verdammten Fingerabdrücke.« Er presste die
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